Rock Hard Festival 2024

Verfasst am 22. Mai 2024 von Michael Klein (Kategorie: Festival-Rezensionen, Konzert-Rezensionen) — 695 views

17.05.2024 – 19.05.2024, Amphitheater, Gelsenkirchen

Die Wetterprognosen im Vorfeld waren alles andere als erfreulich. Regen, Gewitter, Sturm und Unwetter waren für das Pfingstwochenende vorhergesagt.
Dann bleibt auch noch ein ICE auf unserer Strecke stecken, was unsere Anreise verzögert. Alles keine guten Vorzeichen für die 2024er-Ausgabe des Rock Hard Festivals.
Doch es kommt alles anders als vermutet! Wir schaffen es (fast) pünktlich aufs Gelände, bleiben die drei Tage nahezu komplett trocken und haben unfassbar viel Spaß! So muss das! (mk)

Freitag

Etwa zur Hälfte des Sets von Dread Souvereign erreichen wir das Theater, bewaffnen uns mit dem ersten Bier und lauschen den Bathoryesken Tönen der Zweitband von Primordials Alan Averill. Taugt ganz gut – ist aber mit seiner latenten Schwere vielleicht kein idealer Opener für das Festival. (mk)

Thronehammer gehen mit ihrem Doom sogar noch etwas schwerfälliger zu Werke, werden aber von einer ziemlich großen Menge Neugieriger vor der Bühne verfolgt und mit reichlich Applaus bedacht. Die eindrucksvolle Stimme von Sängerin Kat und der mit reichlich Sludge verschmierte Doom von Stücken wie „Kingslayer“ hat den Beifall aber tatsächlich verdient. (mk)

Mystic Prophecy waren schon immer Klischee beladen und übertrieben. Dabei bewegen sie sich stets auf der Grenze zwischen Ernst und Augenzwinkern, aber die Musik macht auch einfach Spaß. Wenn dicke Riffs bei Sonnenschein durch die Anlage brettern, singt man auch gerne mit. Daher: All hail the Ravenlord! (mat)

Unleashed sind eine sichere Bank, oder? Zumal man mit Songs wie „To Asgard We Fly“, „The Longships Are Coming“ oder „Hammer Battalion“ auch nix falsch machen kann. So lassen die Schweden im Grunde auch nix anbrennen, feuern ihren Viking Death Metal von der Bühne und werden von den Fans gefeiert. Für mich bleiben Unleashed am Ende aber dann doch ziemlich blass und sind überraschend schnell vergessen. (mk)

Ganz im Gegenteil zu Brutus, die in Mitten der Thrash-Hochburg des Ruhrpotts ziemlich mutig als Co-Headliner platziert wurden. Doch das Experiment geht auf und das belgische Trio avanciert innerhalb kürzester Zeit vom Geheimtipp zum Publikumsliebling. Die Resonanzen auf die intensive Show sind fantastisch und selbst Sonntagabend noch Gespräch bei vielen Gästen. Chapeau! (mk)

Es ist schon lange her, dass ich Amorphis live gesehen habe. Damals, zu „Skyforger“ & Co., waren sie mir zu dröge und eintönig, trotz der charismatischen Besetzung. Aber heilige Canneloni, war das am ersten Abend des Rock Hard Festivals diesmal anders. Amorphis trumpften mit einer richtig fetten und abwechslungsreichen Setlist auf. Sie mischten alte und neue Songs, wodurch es ab und an ballerte, dann aber wieder die lieblichen Melodien mitgegrölt werden konnten. Wie gewohnt nahm Tomi Joutsen dabei die komplette Bühne und damit das Amphitheater mit seiner Präsenz und vor allem seinem gutturalen Gesang ein. Das war ein fetter Auftritt, der mir wieder ein ganz neues Licht auf Amorphis warf! Wer hätte gedacht, dass Amorphis so eine Headliner Show schaffen? (mat)

Samstag

Was freitags schon schwierig war, wird samstags nicht besser. Doom ist einfach nix zum Wachwerden. Selbst wenn er gut gemacht ist, wie im Falle von Wheel. (mk)

Wie es besser klappt, zeigen im Anschluss Air Raid, die deutlich mehr Menschen vor der Bühne versammeln. Klassischer Hard Rock / Heavy Metal funktioniert in Gelsenkirchen halt immer und weckt auch die Lebensgeister der letzten vom Vortag verkaterten Besucher. (mk)

Mit Baest entert dann die vermutlich härteste Band des Festivals die Bühne.
Der melodisch-technische Death Metal wird mit so viel Enthusiasmus und Sympathie intoniert, dass das Publikum den Dänen innerhalb kürzester Zeit aus der Hand frisst. (inklusive Circle-Pit um den in der Menge stehenden Sänger Simon Olsen!) Und zwar völlig zu Recht! Bei diesem Auftritt passt einfach alles! Meiner Meinung nach die Baeste Band des Festivals! (mk)

Ich habe im Vorfeld nicht damit gerechnet, dass mehr als 100 Leute Waltari sehen wollen. Zum Glück behielt ich Unrecht und es ist überraschend gut gefüllt vor der Bühne. Die Anwesenden bekommen eine „So Fine!“-Vollbedienung. Gleich sechs Nummern des inzwischen 30 Jahre alten Crossover-Monuments finden sich im Programm. Dazu kommen „Lights On“ von „Torcha!“, „Postrock“ vom aktuellen „Global Rock“, der Hit „Helsinki“ und als gefeierter Abschluss das The Cure-Cover „A Forest“. Schon ziemlich coole Sache! (mk)

Vandenberg sind danach das Highlight für alle Classic-Rock-Fans. Der Ex-Whitesnake-Gitarrist zelebriert gemeinsam mit Mats Leven am Mikrofon und Ex-Delain-Drummer Joey Marin (sehr tighte Performance!) eine Rundreise durch seine Whitesnake-Zeit („Fool For Your Loving“, „Give Me All Your Love“,…), ergänzt durch einige ebenfalls starke Solo-Songs. Der laute Applaus nach dem finalen „Here I Go Again“ ist demnach mehr als gerechtfertigt. (mk)

Primordial haben es meiner Meinung nach immer schwer auf einer live Bühne. Die sowieso schon verwaschenen und breiten Gitarrenklänge, das eher flache und monotone Schlagzeug und der spezielle Gesang, zusammen mit Themen, die eher nicht in eine sonnenbeschienene Arena passen. Aber trotzdem schaffen sie es irgendwie meistens doch, dass man in der Musik versinken kann, wenn man sich auf den Klangteppich im 6/8tel Takt einlässt. So war es auch diesmal. Augen zu, sich fallen lassen und dabei vorstellen wie Rom brennt. (mat)

Forbidden haben viele Fans im Pott. Die alten Heroen haben entsprechend leichtes Spiel und viel Spaß beim abfeuern ihrer Thrash-Granaten. Dabei beschränken sich die Amis auf Stücke von „Forbidden Evil“ und „Twisted Into Form“ – spielen also keinen Song, der neuer ist als 1990. Old School Fanservice pur! (mk)

Das kann man auch über KK´s Priest sagen. Mehr als die Hälfte des Sets besteht aus Priest-Klassikern wie „The Ripper“, „Beyond The Realms Of Death“ oder „Breaking The Law“.
Dazu ist der Bühnenaufbau definitiv headlinerwürdig! Eine riesige LED-Wand im Hintergrund, zwei hohe Laufstege rechts und links der Bühne. Das macht schon einfach so was her – und sieht im Betrieb nicht schlechter aus. KK & Co. inszenieren sich vielleicht ein bisschen zu sehr selbst, punkten aber musikalisch total. Ripper Owens ist unfassbar gut bei Stimme und die Band sehr tight. Dass die Show hier im Amphitheater ein Triumphzug wurde, ist klar, oder? (mk)

Sonntag

Sonntag Mittag, Punkt 12. Die Sirene ist gut geölt und darf 40 Minuten von der Bühne tönen. Wings Of Steel machen mit ihrem traditionellen Heavy (Power) Metal keine gefangenen und liefern ein Brett irgendwo zwischen Iron Maiden, Helloween und US-Power Metal. Klasse gespielt, klasse Performance. Starker Auftakt! (mk)

Maggot Heart liefern im Anschluss Kontrastprogramm, können aber mindestens genauso begeistern! Der eigenwillige Mix aus Indie, Rock, Metal und Grunge klingt so angepisst wie mitreißend und wird vom Trio um Linnea Olsson intensiv dargeboten. Speziell Drummer Uno hinterlässt mit seiner energischen und technisch eindrucksvollen Performance einen begeisternden Eindruck! (mk)
Stark!

Endlich kommt zusammen was zusammen gehört. Vorm Rhein-Herne-Kanal werden Palmen sichtbar! Zumindest auf dem Backdrop von John Diva & The Rockets Of Love. Das in rosa getünchte Bühnenbild der wohl kalifornischsten Band des Wochenendes :)  passt zum Sound der Truppe. Der klassische Hard Rock mit Hair-Schlagseite wird begeistert aufgenommen und zieht massig viele Leute vor die Bühne. (mk)

Melodie geladener Hardrock? Klar! Atmosphärischer Black Metal? Klar! Beides zusammen? Aber hallo! Chapel of Disease schaffen es ohne Probleme diese beiden Genres zu verknüpfen und nahmen nach kurzer Eingewöhnung des Publikums eben jenes mit. Die Band ist für mich das Highlight des Festivals und daraus ziehe ich ein Fazit: Es braucht mehr Black Metal auf dem Rock Hard Festival. (mat)

Demon sind – Legendenstatus hin oder her – auch nach dem gefühlt 20. Mal einfach nicht mein Ding, weswegen ich mir nach ein paar Stücken lieber einen Überblick über das Gelände verschaffe.
Die Getränke- und Essenspreise sind im Vergleich zum vergangenen Jahr relativ stabil geblieben (0,4er Bier 5,- €; Essen gibt’s zwischen 5 und 10 € pro Portion; bestes Essen ist das Zwiebelfleisch beim veganen Foodtruck) – die Auswahl ist super und die Warteschlangen kurz. (mk)
Inzwischen hat auch eine kleine Regenfront das Amphitheater erwischt, und wir finden Zuflucht im Partyzelt, in dem den Besuchern ein Rahmenprogramm mit Kunstausstellung, Lesungen & Co. geboten wird.

Zu Exhorder sind wir dann zurück im regenfreien Amphitheater – das aber deutlich leerer geworden ist.
Als die Amis auf die Bühne kamen, war klar, dass das gut wird. Rotziger Thrash Metal mit Punk Attitüde passt einfach perfekt auf solch ein Festival. Die US Amerikaner gaben auch direkt brutal Gas und ordentlich aufs Fressbrett. Dabei fiel vor allem Drummer Sasha Horn auf, der mit seinem vollen Körper das Schlagzeug spielte und gefühlt bis zu den Scheinwerfern ausholte. Die Setlist war so aufgebaut, dass sie immer abwechselnd Songs, die so alt waren wie ich spielten und danach neue. Fettes und breites Riffing, mit dicken Drums und schönem Gegröle machten klar, dass sich Bands wie Pantera bei Exhorder eine Menge Inspiration geholt haben. Das war ein brutal guter Auftritt mit wundervoll reudigem Gitarrensound und einer coolen Message, dass wieder mehr zusammengekommen, statt gespalten werden sollte und hey… wo, wenn nicht auf einem Festival? (mat)

Zu den begeistert empfangenen Riot V ist das Gelsenkirchener Rund wieder deutlich voller – jedoch nur für kurze Zeit, bis erneut der Regen einsetzt. Wir hören dem ganzen aus dem trockenen Pressezelt zu. (mk)

Pünktlich zu DAD hört der Regen dann auf und macht die Bühne frei für eine der besten Rock-Bands der Welt! Die Dänen haben auch ganz ohne LED-Wand das schönste Bühnenbild mit einer herausragenden Lightshow und sind spielfreudig wie eh und je. Jespers witzige Sprüche zwischen den Songs werden genauso abgefeiert wie die riesige ausfahrbare Torte, auf der Drummer Laust wie immer eindrucksvoll spielt. Dazu ist die Setlist ein Knaller! Neben dem brandaktuellen, zwei Tage jungen „The Ghost“ reicht die Reise bis zum 40 Jahre alten „Jonnie“. Klassiker wie „Sleeping My Day Away“, „Jihad“, „Everything Glows“ oder „Monster Philosophy“ natürlich inklusive. Da wird jedes Fan-Herz bedient! Bärenstarker Abschluss dieses wie immer genialen Festivals! (mk)

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