Geordie Blackcore: „БѢСЪ“
Verfasst am 27. September 2020 von Michael Klein (Kategorie: Stimmen der Szene) — 1.773 viewsNach einiger Zeit haben wir mal wieder eine Szenestimme für euch! Der Tipp stammt diesmals von Geordie Blackcore, einem langjährigen Regio-Szene-Supporter, Veranstalter und DJ: БѢСЪ.
Hinter dem Projekt БѢСЪ steht der russische Ausnahmeshouter Demetr Grejl. Schon beim Besuch der damaligen Probe von Zmey Gorynich fiel seine markante, sich durch alle Gehör- und Gehirnwindungen fräsende Stimme auf. Ebenso die unglaubliche Konzentration und Fokussierung auf jeden einzelnen Ton, jede Nuance, jede Emotion. Diese Leidenschaft – na, sagen wir ruhig: Besessenheit – ist jedem der bisher fünf Songs bis in die Teufelshörner anzumerken. Der von der Band selbst betitelte Ritual Black Metal sägt sich passenderweise zur Stimme durch deinen Schädel. Die immerwährende, hämmernde Bassdrum kracht ständig in deinen Stahlnacken. Gekonnt eingestreute Breaks und Tempowechsel lassen keine Langeweile aufkommen.
Eine Besonderheit ist sicherlich das unerwartete Break im ersten Stück der 2020er Demo („Царская Печать“ – königliches Siegel) – ein harmonisch daher kommender Kirchenchor, welcher aber im nächsten Moment manisch von Demether zusammengeschrien wird. Diese Botschaft ist eindeutig, auch wenn herkunftsgetreu alle Texte in Russisch und damit wohl für die meisten von uns nicht zu verstehen sind. Auch Übersetzungsprogramme haben mit der kryptisch-mystischen Sprache so ihre Probleme (z. B.: Kran schoss in den Himmel … Dehnen Sie schwarze Kleidung in schwarze Kleidung). Man lese die Zeilen unter den Veröffentlichungen auf Bandcamp und Homo Sapiens spürt, welche Stunde geschlagen hat. Also verwundert es natürlich nicht, dass der Bandname (Bes) für einen Dämon aus der slawischen Mythologie steht. Zweiter Ausnahmetrack und bester bisheriger Titel ist mit Sicherheit „Mara-Ma“ vom November 2019. Wenn man bis dahin nicht schon vollkommen kirre durch seine vier Wände rast, passiert’s dann jeweils beim Einsatz von Rys‘ Stimme – Gänsehaut pur! Dieser Derwisch verleiht „Mara-Ma“ den Kick, welcher schon allen Zmey-Gorynich-Songs seinen unverwechselbaren Stempel aufdrückt.
Fazit: Alle fünf bisherigen Songs brauchen vielleicht ein paar Durchgänge, um ihre Wirkung vollends zu entfalten, aber einmal in die Tiefen von Demethers Psyche eingetaucht, weichen die Fragezeichen einer dunkel mystischen Faszination, bis hin zum blasphemischen Rausch. Wohl bekomm’s! (Geordie Blackcore)