Amenra
Verfasst am 15. Januar 2018 von A. Wissel (Kategorie: Aktuelles, Stimmen der Szene) — 3.592 viewsKolossale Messe oder auch: „Die Strafe. Am Kreuz. Ich schreibe eine Bibel in Blut“
Amenra gelten in Deutschland immer noch als Geheimtipp, obwohl die Band aus dem belgischen Künstlerkollektiv „Church Of Ra“ für ihre intensiven Live-Shows bereits seit Jahren von ihren Fans gewürdigt wird. Spätestens mit der Veröffentlichung von „Mass VI“ und den überschwänglichen Kritiken der Presse dürfte sich der Kreis der Eingeweihten sehr stark erweitert haben.
Amenra spielen auf dem Papier musikalisch eine Mischung aus Sludge, Doom und Hardcore (oder Postmetal?). Allerdings interessiert sich niemand mehr für den „Genre-Quatsch“, denn sobald die markerschütternden Schreie ertönen, das Herz erreicht wird und der Körper im Rhythmus der Musik bebt, bleibt nur festzustellen: Hier passiert etwas Echtes!
Amenra vertonen die dunkle Seite der Passion in einer kompromisslosen Ehrlichkeit. Man hört Töne um das Leben, die Liebe und den einhergehenden Verlust, dem sich alle Menschen eines Tages stellen müssen. Es ist der vertonte melancholische Gefühlskanal der dunklen Stunden, welcher neben der Pein gleichzeitig Trost bietet und Kraft spendet. Die Musik ist für Menschen gemacht, denen Durchhalten so schwer fällt, doch die immer auch die schönen Seiten des Lebens sehen. Sie sprüht voller Energie und Spiritualität. Die Band schafft es, durch den Verzicht auf Komplexität und der Konzentration auf diese rohe Energie, den Kompositionen eine magische Note zu verleihen. Die Melodien und der Klargesang tun ihr übriges. So wundert es nicht, dass sich die spirituellen Elemente der Musik in der religiösen Ästhetik auf der Bühne und im Artwork widerspiegeln.
Die Band hat inzwischen sechs Messen, diverse Splits, Singles sowie eine Akustik-EP veröffentlicht. Während „Mass I“ und „Mass II“ noch eher an den Hardcore-Wurzeln orientiert ist, hat die Band seit der „Mass III“ ihren typischen Klang gefunden und stets verfeinert. Mit der „Mass VI“ sind sie nun am Zenit ihres Schaffens angekommen. Anspieltipps sind schwierig, da die Platten am besten am Stück funktionieren.
Allerdings gibt es einige empfehlenswerte Musikvideos.
Mit weiteren Bands bilden sie zusammen das Kollektiv „Church Of Ra“. Dieses vereint Künstler und Gruppen, welche die gleiche Vision und Ästhetik in der Kunst verfolgen. Dieses homogene Bild wird durch die düstere Artwork-Gestaltung/Visuals abgerundet. Die Musiker von Amenra spielen in diesen Gruppen teilweise mit, allerdings sind viele weitere inspirierende Musiker in diesen Bands oder Projekten (Oathbreaker, Wiegedood, CHVE, The Black Heart Rebellion, Treha Sektori, Hessian, Kingdom) mit ganz unterschiedlichen Stilen vertreten. An dem Konzertabend wird Gitarrist Mathieu J. Vandekerckhove, der unter Syndrome lange Ambient-Stücke veröffentlicht, eröffnen. Vor ungefähr einem Jahr hat er mit „Forever And A Day“ einen weiteren halbstündigen Song herausgebracht, der einen auf eine wundervolle melancholische Reise mitnimmt und gefühlstechnisch perfekt auf den restlichen Abend einstellt.
Amenra zählen möglicherweise zu einer der besten atmosphärischen Live-Bands unserer Zeit.
Unsere Redaktion kann das Konzert nur wärmstens ans Herz legen.Werdet selbst Zeuge der ersten Messe in Aschaffenburg.
Wann? Montag, den 29.01.2018 ab 20 Uhr (Einlass 19 Uhr)
Wo? Colos-Saal. Tickets: Colos-Saal.de
Preis? VVK: 25,20€ AK: 27,00 €
„All the prayers in the world
Won’t bring me back
But I know I will be safe
Inside your heart
There will be sinners,
There will be saints
That cross your path
But don’t lose heart now, love
You will be alright“
Amenra – Wear My Crown (Afterlife)
(aw)
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