Helden und Titanen
Verfasst am 22. März 2010 von Michael Klein (Kategorie: Interviews) — 2.143 viewsMetal-Attack plaudern aus dem Nähkästchen
Am 24.04.2010 wird es im Miltenberger Big Mama eine ganz besondere Live-Premiere geben: Die 2008 gegründete Metal-Coverband Metal-Attack wird ihr erstes Live-Gastspiel geben. Doch anders als zu vermuten handelt es sich bei dem Quintett nicht um blutige Anfänger – nein, die Jungs sind alle keine ganz Unbekannten mehr…
Metal-Aschaffenburg unterhielt sich mit Bassist Grizz.
Metal-Aschaffenburg: Grizz, die Musiker von Metal Attack blicken auf etwa 20 Jahre Bühnenerfahrung zurück. Bei welchen Bands habt ihr denn vorher gespielt?
Grizz: Auf jeden Fall in sehr, sehr vielen in den letzten beiden Dekaden. Aber angefangen haben wir alle mehr oder weniger mit Metal. Später hat sich dann jeder von uns mit sehr vielfältigen Musikrichtungen beschäftigt und teilweise probiert mit eigenen Stücken voran zu kommen. Bandnamen werden wir jedoch nicht nennen, wir wollen ja nicht die alten Sachen auf Metal-Attack projiziert bekommen.
Okay, und jetzt die Wahrheit: ist alles nur eine Ausrede – manche Sachen sind schon so lange her, dass wir uns gar nicht mehr erinnern können – hahaha!
MA: Ihr spielt unter anderem Stücke von Helloween, Accept, Slayer und Judas Priest. Werdet ihr euch auf solche Klassiker beschränken oder den Fokus auch mal in Richtung moderne Bands richten?
G: Im Moment halten wir an dem Konzept „Oldie-Band“ fest. (lacht)
Wir legen uns allerdings auch keine Einschränkungen auf. Dafür gibt es heute echt zu viele neue geile Bands, wie Slipknot oder System Of A Down, die frischen Wind in die Szene gebracht haben. Außerdem haben auch die Old-School-Metaller von denen wir heute schon covern in den 90er bis heute Mörderstücke veröffentlicht. Alleine von der neuen Overkill-CD könnte man locker drei Stücke spielen. Daher wollen wir mal sehen wo der Weg hinführt.
MA: In der Presseinfo sprecht ihr von „Metal-Titanen“. Wer fällt denn nach eurem Geschmack in diese Kategorie?
G: Das bezieht sich eigentlich auf alle die Bands, von denen wir Stücke spielen, z. B. gibt es bereits seit den 80ern (bis heute andauernd!) den Ausdruck „die großen Vier des Thrash-Metals“: Metallica, Slayer, Megadeth und Anthrax. Das sind typische Metal-Titanen. Genauso Motörhead – diese Band ist einfach eine Instanz. Es gab Zeiten, da haben Bands wie z. B. Motörhead oder Judas Priest nur noch in kleinere Hallen gespielt. Heute sind es wieder die große Hallen, weil sich die Bands oder Leute wie Lemmy nie aufgegeben haben. Für diese Bands/Leute ist der Ausdruck Titanen/Titan in unseren Augen daher mehr als würdig.
MA: So unterschiedliche Stücke zu spielen ist gerade für Sänger eine ziemliche Herausforderung. Ist es schwer, so vollkommen gegensätzliche Songs wie „I Want Out“ und „South Of Heaven“ live umzusetzen?
G: Mit einem Wort: Ja! Und wie gut es ist, lassen wir das interessierte Metal-Volk anhand des Applauses entscheiden.
MA: Versucht ihr euch bei den gecoverten Stücke möglichst nah am Original zu bleiben oder den Songs eine eigene Note hinzuzufügen?
G: Im Grunde orientieren wir uns stark an den Original-Songs und haben den Anspruch diese möglichst detailgetreu zu spielen. Wobei manche Songs auf Live-Aufnahmen in unseren Augen bzw. Ohren interessanter arrangiert waren. Da greifen wir natürlich gerne darauf zu. Bei so manchem Stück haben wir auch eine kleine musikalische Ergänzung vorgenommen. Aber nur wenn wir der Meinung waren, dass es den Song aufpeppt und ihm nicht schadet.
MA: Der Metal-Jugend wird ja oft vorgeworfen, die Wurzeln der Musik nicht zu kennen. Habt ihr bedenken, dass die jüngere Generation die Stücke nicht kennen könnte?
G: Da müssten man erstmal definieren bzw. fragen, wo fangen die Wurzeln an? Die Ur-Väter der härteren Musik waren ja zumindest ein Stück weit die Blueser und Rock ’n‘ Roller wie Chuck Berry, Bill Haley, Johnny Cash oder Bands wie die Beatles, Led Zeppelin oder Black Sabbath. Diese Bands haben die nächste Generation wie Judas Priest und Iron Maiden inspiriert und das Fundament für die NWOBHM gelegt. Deren Einfluss spiegelt sich wiederum bei Bands wie Metallica und Anthrax wieder. Und wenn man heute ein Interview mit Joey Jordison von Slipknot liest, nennt er als seine „Heroes“ Bands wie Metallica oder Slayer.
Jede Generation wächst eben mit einem anderen Zeitgeist auf und empfindet die Wurzeln anders. Daher sollte man nicht so auf der Wurzel-Geschichte herumreiten. Uns ist natürlich bewusst, dass die Möglichkeit besteht oder es gar wahrscheinlich ist, dass mancher jüngerer Zuhörer die Stücke nicht kennt. Darin liegt aber auch eine Chance, ihn mit auf eine Zeitreise zu nehmen, ihm den Spirit der Zeit zu zeigen und ihn dadurch für die „Old-School“ Stück zu begeistern. Eigentlich müssten wir dann dafür aber auch Fördergelder beim Bund beantrage – da wir ja dann quasi einen Bildungsauftrag ausführen. (lacht)
Aber man sollte die jüngste Generation der Metaller wirklich nicht unterschätzen. Wenn man sieht, dass sich neulich auf der Musik-Messe in Frankfurt eine über hundert Meter lange Menschenschlange von Teenagern bildete, nur um ein Autogramm von Kerry King (Gitarrist von Slayer) zu bekommen, sieht man dass die großen Idole aus den 80ern heute noch bekannt und gefragt sind.
MA: Das ist wohl wahr! Was erwartet denn die Zuschauer bei eurem Live-Debüt als Metal-Attack?
G: Eine energiegeladene Zeitreise mit geiler Musik & Show und ganz wichtig: alles zu 100% authentisch! Wir haben den Metal der 80er selbst live miterlebt, sind damit aufgewachsen und haben diese Musik im Blut. Mit diesen Emotionen wollen wir das Publikum begeistern. Vielleicht erinnert sich der ein oder anderen dann auch wieder daran, was er jeweils bei den einzelnen Songs erlebt hat…
MA: Es gilt also, sich den 24.04.2010 dick im Kalender zu markieren und auf eine Reise in die 80er-Metal-Roots entführen zu lassen. Vielen Dank für das Interview Grizz! Die letzten Worte gehören euch!
G: Bereits vor über 20 Jahren haben manche von uns zusammen gespielt. In den darauf folgenden Jahren dann „Jeder“ mal mit „Jedem“. Aber interessanterweise nie alle zeitgleich zusammen. Das macht das Besondere dieser Band aus, dass nach so langer Zeit jetzt zusammen ist, was wohl schon lange zusammen gehört hätte.
(mk)
Tags: Metal-Attack
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