Mit Herzblut, Leib und Seele

Verfasst am 23. Februar 2010 von Mathias Anthes (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 2.433 views

Lacuna Coil | Vorbands: Deadlock, Dommin

22.02.2010 – Colos-Saal, Aschaffenburg

Italien war schon immer eines der beliebtesten Urlaubsländer der Deutschen – doch wieso in die Ferne schweifen, wenn Mailand so nahe liegt? Denn mit ihrem Besuch im Colos-Saal bringt die italienische Formation Lacuna Coil jede Menge Bella Italia mit!

Mal wieder mussten Deadlock als erste Band spielen, genau wie schon auf der Darkness-Over-X-Mas-Tour Ende 2009. Eine Schande, denn eine halbe Stunde Spielzeit ist einfach zu wenig für eine Band dieses Kalibers. Diese 30 Minuten waren aber vollgestopft mit den besten Songs der Gruppe, darunter die Hymne „The Brave/Agony Applause“ sowie „Awakened By Sirens“ und „Code Of Honor“. Das Publikum war anfangs etwas steif und schien nicht ganz Gefallen am Melodic Death Metal „made in Germany“ zu finden, doch spätestens als der letzte Song „End Begins“ spielte, waren die anwesenden Musikfreunde aufgewärmt und gingen vor allem beim Elektronikteil richtig ab, es wurde gesprungen und gebangt, so wie es sein soll. Auch die Technik konnte den gesamten Abend über überzeugen: Der Klang der Instrumente war druckvoll und laut, doch trotzdem konnte man immer Feinheiten, wie z.B. bei Gitarrensoli, perfekt heraushören; zudem war der Gesang weder zu laut noch zu leise.
Wie bereits mehrfach erwähnt war die Spielzeit zu stark bergenzt, aber die Truppe hat ihr Bestes gegeben und eine hervorragende Leistung gezeigt. Ich bin gespannt auf die erste Headliner-Tour!

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Die zweite der drei Bands an diesem Abend waren die Kalifornier von Dommin, deren erste Amtshandlung war, ihr Keyboard und ihre Mikrofonständer mit Rosen zu verzieren – es ging also in Richtung Gothic. Unerwarteterweise kam mir gleich ihr erster Song recht bekannt vor, obwohl ich von der Band noch nie was gehört hatte. Ich tat es damit ab, dass sich alle Gothic-Rock-Bands für mich eh gleich anhörten. Beim zweiten Song „My Heart, Your Hands“ wurde diese unerwartete Vertrautheit immer stärker, ich konnte die Melodie und den Rhythmus des Gesangs genau vorhersagen – bis ich merkte, ich kenne die Band aus einem Video von Liz Vicious…
Ich bekam noch mit, wie sie „(I Just) Died In Your Arms“ von Cutting Crew coverten, dann durfte ich ein Interview mit John von Deadlock führen und stellte feste, dass die Band nicht nur auf, sondern auch hinter der Bühne absolut sympathisch ist (zu finden ist das Interview hier).

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Zwar waren Dommin nicht wirklich schlecht, doch wenn es um Gothic Rock/Metal geht, bevorzuge ich die Meister dieses Genres, Lacuna Coil.
Voller Elan legten sie los und ihre Energie sprang auch sofort auf die Menge vor der Bühne über, die ab jetzt nicht mehr zu halten war und jeder Anweisung des Sängergespanns Scabbia/Ferro Folge leistete.
Es gab mit Fron(traum)frau Cristina eigentlich schon genug zu sehen, doch wurde jeder Song durch eine Projektion im Hintergrund begleitet – mal mit dem Cover der entsprechenden CD, manchmal aber auch mit dem offiziellen Video, so zum Beispiel bei „Heaven’s A Lie“. Bereits auf den vorherigen Stationen der Tour spielten sie Depeche Modes „Enjoy The Silence“, bei dem das Publikum so laut wie möglich mitsingen sollte, um die lauteste Stadt der Tour zu finden. Auch Aschaffenburg war da keine Ausnahme und die Frankenstadt schlug sich recht gut, Frau Scabbia wurde stellenweise vom Publikum übertönt.
Interaktion mit dem Publikum war der Band sehr wichtig, nach jedem Song gab es eine Ansage und jedes Mal hingen die Zuhörer an den Lippen der beiden Sänger. Ein Fan ging so weit, in einem ruhigen Moment  „We love you!“ in Richtung Cristinas zu rufen, die mit einem kessen Lächeln „I love you, too!“ zurückhauchte.
Nachdem das reguläre Set durchgespielt war, gab es die obligatorische Pause bis zur Zugabe; diese wurde durch eine humorvolle Werbung für ihr aktuelles Album „Shallow Life“ verkürzt. Nur knapp fünf Minuten dauerte die Pause, dann kehrten die Italiener auf die Bühne zurück, Frau Scabbia hatte (wie schon mehrfach vorher) die Garderobe gewechselt und spielten ihre letzten Songs mit der gleichen Leidenschaft, mit der sie den Auftritt begonnen hatten.
Als Fazit ist zu sagen: Lacuna Coil sind auf Platte zwar schon gut, doch sind diese im Prinzip nur Mittel zum Zweck, denn live auf der Bühne zu spielen ist es, was diese Band ausmacht. Solche Herzblutmusiker in ihrem Element zu sehen ist einfach unbeschreiblich. Ich werde definitiv wieder vor Ort sein, wenn diese Gruppe in der Nähe ist! (ma)

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