Sigh – „Scenes From Hell“

Verfasst am 22. Januar 2010 von A. Wissel (Kategorie: CD-Rezensionen) — 2.287 views

Japan mal anders

Es gibt einige Dinge im Metal, die einen immer noch aufhorchen lassen. Metalfestivals auf Kreuzfahrtschiffen, die Big Four auf einer Bühne und auf jeden Fall japanischer Black Metal. Der Beginn von Sigh (engl. Seufzer) und deren Musik, die zu diesem Zeitpunkt der ersten Welle des Black Metal zuzuschreiben war, liegt allerdings schon im Jahre 1990 . Nach Veröffentlichung der EP „Requiem For Fools“ im Jahre ’92 wurde Øystein Aarseth (Euronymous) auf die Band ausmerksam, der die Band prompt unter Vertrag nahm. Durch die Annäherung an die norwegische Szene veränderten sich auch die Einflüsse der Musik. Die Band hat sich bei jeder Veröffentlichung weiter entwickelt und andere Elemente in ihre Klangwelt mit eingemischt. Mirai Kawashima und seine Mannen (inzwischen auch eine Frau) schafften es auf jedem Album noch einen draufzulegen. Auf dem neuesten, achten Album „Scenes From Hell“ bleibt dieser Fortschritt leider aus, aber es werden immer noch Trompeten-, Tuba-, Flöten-, Klarinetten- und Streicherklänge mit Black Metal und 80er-Thrash sowie 70er-Psychedelic-Anleihen gemischt.

Das hört sich nicht nur absolut verrückt an, sondern macht auch das Album wirklich abwechslungsreich. Dieser Abwechslungsreichtum ist allerdings teilweise total überladen und kitschig, so dass man entweder an den Zirkus oder Drogen denken muss. Der Black-Metal-Anteil bleibt aber trotz allen Experimenten immer noch dominierend.

Die hübsche Saxophonistin/Sängerin Dr. Mikannibal bringt sich auch munter in den Soundcocktail mit ein. Neben dem Meister selbst grunzt sie mit einer ordentlichen Röhre ins Mikrophon. Etwas mehr Saxophon hätte ich mir dann doch gewünscht, da dieses Instrument gerade im Metal zu wenig genutzt wird. Dafür gibt es neben den fiesen Bläser-Angriffen auch einige wirklich coole Heavy-Metal-Anleihen. Es gibt auch zwei Gastsänger, einer davon ist Kam Lee, Sänger von Massacre. Der andere ist das Current-93-Mastermind David Tibet. Die  Songstrukturen lassen sich zwar nur schwer ausmachen, aber vielleicht ist das für manche genau der Reiz an dieser Platte, da das 08/15-Schema absolut nicht eingehalten wird.

Direkt nach dem Einlegen fällt natürlich die raue und dumpfe Produktion auf, die wohl den Black Metal unterstreichen soll. Das Album hört sich an, als wäre es absolut nicht gemixt geworden. Vermutlich ist das Absicht, aber dadurch gehen ein paar Elemente im Soundmatsch unter. Wer auf die momentan so modernen total klinischen Produktionen steht, wird hier allerdings keinen Gefallen finden. Gemastered wurde die Platte übrigens von James Murphy, der auch schon Gitarre bei Death gespielt hat.

Die Platte macht mich wegen ihrer Verrücktheit süchtig und Musikfreunde ohne Scheuklappen sollten einfach einmal reinhören und sich der Herausforderung stellen. Ein Album, das sicherlich polarisiert. (aw)

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Bewertung: 10/15 Punkte
Genre: Black Metal/Avantgarde
Herkunft: Japan
Label: The End Records/Soulfood Music
Veröffentlichungsdatum: 29.01.2010

Homepage: www.SighJapan.com

Tracklist

  1. Prelude To The Oracle
  2. L’art De Mourir
  3. The Soul Grave
  4. The Red Funeral
  5. The Summer Funeral
  6. Musica In Tempora Belli
  7. Vanitas
  8. Scenes From Hell

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