Sündig

Verfasst am 17. September 2008 von Michael Klein (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 2.476 views

Eisbrecher | Vorband: Jesus On Extasy

16.09.2008 – Colos-Saal, Aschaffenburg

Interessant: Wo eine Woche zuvor bei den ähnlich gelagerten Eisheilig nur sehr wenige Nasen den Weg in den Colos fanden, ist es heute Abend mehr als gut gefüllt. Das Publikum hat sich in Schale (oder eher in Leder und Korsett) geworfen und für die beiden Bands fein herausgeputzt. Auch wenn die Mehrheit wegen Eisbrecher gekommen ist, wird erwartungsvoll beobachtet wie die Shooting-Stars von Jesus On Extasy die Bühne betreten und das erste Konzert der Tour beginnen.

Die wummernden Beats des Intros stellen sogleich die Marschrichtung des Quintetts dar: In der nächsten Dreiviertelstunde wird es Gothic Rock zu hören geben, der mal mehr und mal weniger in Richtung Elektronik pendelt. Der handwerklich gut gespielten Musik Jesus On Extasys standen The 69 Eyes oder HIM genauso Pate wie diverse EBM-Bands der Szene. Im Grunde genommen ist dem allem auch nichts weiter entgegenzusetzen – nur wirkt das Material der Essener auf mich sehr blutleer und austauschbar. Zudem ist das Dekolleté der Ex-Pain Gitarristin Andrea Odendahl (alias Alicia Vayne) definitiv größer als die Ausstrahlung von Sänger Dorian Deveraux. Durch dieses entstehende Bühnenvakuum fehlt es dem Auftritt an Energie, die sich auf das Publikum übertragen könnte. Es wird zwar nach den Stücken applaudiert – aber während dessen herrscht kaum Stimmung.

Alex von Wesselsky, der Front-Titan von Eisbrecher, ist da schon ein ganz anderes Kaliber: Zwei Meter groß, breites Kreuz und eine große Portion Charisma – kombiniert mit der Fähigkeit Leute mitzureißen. Der Ex-Megaherz Sänger hat die Meute perfekt im Griff. Kein Wunder, dass bereits beim vom ersten Ton an der Colos-Saal bebt. Die Mitstreiter an den Instrumenten ziehen gleich und liefern den Anwesenden ein fett und bombensicher gespieltes Set mit Schwerpunkt auf dem neuen Album „Sünde“. Selbstverständlich kommen auch alle Hits der Vorgängerwerke zum Zuge. Vor allem „Antikörper“, „Vergissmeinnicht“ und Schwarze Witwe“ zünden heute besonders gut.

Die spaßigen Ansagen sorgen zwischen den Songs für beste Unterhaltung und lassen die Zeit wie im Fluge vergehen. Nach 75 Minuten verabschiedet sich die Band, um kurz darauf von frenetischen „Zugabe!“-Rufen wieder auf die Bühne zurück gefordert zu werden. Es folgt ein halbstündiger (!) zweiteiliger Zugabeblock bei dem das abgefahrene „This is Deutsch“ und der Megaherz-Klassiker „Miststück“ (mit cooler Clawfinger-Rap-Einlage) die euphorischsten Reaktionen erhalten.

Wenn Eisbrecher das Niveau des heutigen Auftaktkonzerts die ganze Tour über halten können, wird die Rundreise ein Triumphzug seinesgleichen. In dieser Form können die fünf Jungs mit den ganz Großen der Szene mithalten! (mk)

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