Von 0 auf 100!

Verfasst am 30. September 2011 von Michael Klein (Kategorie: Interviews) — 3.516 views

Ein Interview mit Unleash The Sky

Mit „Hopes, Doubts & Inbetween“ haben die Darmstädter Debütanten Unleash The Sky auf Anhieb ein ganz großes Ausrufezeichen in den Raum gestellt, das sowohl bei Fans von melodischem Todesmetall, Anhängern metalcoriger Töne und Hardcore-Jüngern gleichfalls Gefallen finden sollte.

Metal-Aschaffenburg unterhielt sich mit Sänger Patrick „Paddy“ Demuth.

Metal-Aschaffenburg: Erst noch mal Glückwunsch zum starken Album. Ich habe selten eine Scheibe gehört, auf der Metal, Hardcore, Thrash und Co. so gut miteinander verschmolzen wurden. Ich höre kaum einen Ton, der nicht dorthin gehört, wo er ist. Ich finde das umso erstaunlicher, da es ja euer Debüt ist! Wie habt ihr es denn geschafft, ein so reifes und rundes Album zu schreiben?

Paddy: Vielen Dank für diese lobenden Worte, es freut uns natürlich sehr, dass dir die Songs so gut rein gehen. Wir sind mit dem Ergebnis auch mehr als zufrieden – und das liegt unserer Meinung nach an zwei Dingen. Erstens: Bei Unleash The Sky liegt eine Altersspanne von gut 10 Jahren. Ein Teil von uns war schon vorher in einigen Bands aktiv (z. B. Fate oder Casketnail), hat Alben aufgenommen, Shows gespielt. Für andere ist es wiederum die erste „richtige“ Band. Diese Mischung aus Erfahrung und Unbekümmertheit fruchtet bei uns im Songwriting sehr gut.
Zweitens: Wir haben in Sky van Hoff den perfekten Produzenten für uns gefunden. Sky hatte beim Hören der Voraufnahmen sofort eine Vision, einen genauen Plan, welcher Sound zu uns passt usw. Am Ende waren alle Beteiligten mehr als glücklich mit dem Ergebnis und die bisher erschienenen Reviews sprechen eine ähnliche Sprache.

Wenn ich es richtig interpretiere, handeln „2nd Chapter“ und „Back To Zero“ vom Loslösen gängiger Klischees und Szene-Fesseln und dem Beschreiten neuer Wege. Von was wollt ihr euch als Band/ als Personen befreien, wohin wollt ihr euch bewegen?

Oh, interessant, dass du solche Themen gerade in diesen beiden Songs hörst, denn hier behandeln wir eigentlich andere Dinge: „2nd Chapter“  dreht sich um die schwierige Phase nach dem Casketnail-Split (Kris, Dave und Paddy spielten bis 2008 dort) bis zur Gründung von Unleash The Sky 2010. Der Text zu „Back To Zero“ entstand bereits 2008 und war eine Danksagung unseres Sängers an ein Mädel, da sich beide kurz vorher trennten.
Aber zurück zu den „Szene-Fesseln“: Wir sind es leid, uns in Sachen Outfit, Bühnenpräsenz oder allgemeinem Grundtenor irgendwelchen Zwängen zu fügen, nur weil die „Szene“ es so vorlebt. Das ist reiner Selbstbetrug und genau das Thema des Songs „Copy Of The Copy“, um mal ein Beispiel zu nennen.

Gibt/Gab es tatsächlich zu viele Leute in der Szene, die falsche Werte und Ideale angebetet haben? Keimt die Szene neu? Schrumpft sie sich gesund?

Hm, eine schwierige Frage, über die man endlos diskutieren könnte. Wo fängt „Szene“ an, was wird als „falsche Werte“ definiert? Wir fühlen uns keiner „Szene“ zugehörig, weder dem Metal noch Hardcore oder sonst was, daher können sich andere darüber gerne auslassen. Im Prinzip beantworten wir dein Anliegen mehr oder weniger im oben genannten „Copy Of The Copy“  – und da es im Booklet den zugehörigen Text gibt, kann man ihn sich in Ruhe durchlesen. And a false friend is so much better than being alone …

Hopes, Doubts & Inbetween“ ist wegen seiner vielen fetten (Death-) Metal-Riffs auch für Härtner empfehlenswert. „Empty Riverbed“ hat ein fettes Dampfwalzenriff und „Two Shots Of Liquid Suicide“ hört sich nach In Flames an. Wer liefert denn diesen Metal-Input?

Gerade diese beiden Songs sind Erbstücke der letzten Casketnail-Phase. Sie wurden also zum Teil  von den damaligen Bandkollegen komponiert und jetzt von uns und Sky im Studio noch mal „aufgepimpt“. In „Two Shots Of Liquid Suicide“ treffen durch diesen Prozess so viele unterschiedliche Einflüsse aufeinander wie wohl in keinem anderen unserer Songs. Und woher der Input kommt? Größtenteils von der Saitenfraktion, die natürlich mit Rock, Metal, Punk und dem ganzen Zeug aufgewachsen ist. Letztendlich hören wir privat aber eine viel größere Bandbreite an Musik, von Indie über Iron Maiden über Rage Against The Machine über Defeater über A Day To Remember oder The Beatles oder Unearth … die Liste ist lang und uns ist es wichtig, dass man dieses Spektrum ansatzweise in unseren Songs wieder findet.

Was mich sofort gefesselt hat, ist die absolut fantastische Clean-Stimme! Wer zeichnet sich denn für die tollen Melodielinien verantwortlich?

Auch hier wieder vielen Dank für dein Lob! Die meisten Melodien entstanden während der Aufnahmen bei Sky im Studio. Wir haben uns gemeinsam sehr viel Zeit dafür genommen, vor allem um nicht so typisch deutsch zu klingen, eben „überraschender“. Es fiel jetzt schon ein paar Mal der Vergleich zu den Hooklines von Blink 182, was für uns natürlich ein ganz tolles Kompliment ist und uns zeigt, dass sich die Mühe gelohnt hat.

Ja – den Vergleich finde ich auch recht passend.
Ihr habt das Album bei Sky van Hoff aufgenommen.

Ja, bei Sky van Hoff im „The Barracks“-Studio in Ratingen (NRW). Vor uns hat Sky bereits Caliban, The Sorrow oder Machinemade God produziert, daher kannten wir schon seine Qualitäten. Eigentlich dachten wir uns damals „Ach komm, der antwortet doch eh nie“, aber zwei Tage später kam seine Mail und es wurden Nägel mit Köpfen gemacht.

Und habt dort sogar einen Kinderchor aufgenommen. Wo habt ihr diesen denn herbekommen? Eure eigenen Kids können das ja schlecht gewesen sein!

Die Aufnahme des Kinderchors war eine der großartigsten musikalischen Erfahrungen in unserem Leben. Als Sky unsere Voraufnahme von „Back To Zero“ hörte, sagte er sofort: „Jungs, da am Ende, da machen wir ’nen Kinderchor!“ Wir haben gedacht er ist verrückt und nichts weiter dazu gesagt. Irgendwann hieß es: „Ich hab die Overbacher Singschule angefragt, die wären dabei“. Und plötzlich standen wir in einer Kirche bei Aachen und gut 40 Kiddies haben den Chorus von „Back To Zero“ eingesungen. Gänsehaut pur, es war unglaublich.

Ihr seid ja kein reines Darmstädter Gespann – euer Schlagzeuger ist mit Aschaffenburg verbunden, stimmt’s?

Matze ist nicht nur mit Aschaffenburg verbunden, er wurde hier geboren und ist vor kurzem in die Innenstadt gezogen um *Werbung an* sein Geld als Schlagzeuglehrer zu verdienen *Werbung aus*.
Außerdem spielt er schon seit vielen Jahren bei Dirty Diary aus Aschaffenburg, die neulich übrigens auch bei Sky im Studio waren, um eine EP aufzunehmen.

Falls ich noch etwas vergessen habe, raus damit!

Kommt alle am 1. Oktober nach Darmstadt zur Release-Show im 603qm! Falls euch das zu weit ist, dann kommt eben am 14. Oktober ins Jukuz zum NEW SOUNDS FEST, da spielen neben uns noch die großartigen Elderstream, The Hand Of Glory (beide auch am 1. in Darmstadt dabei!), Aion und Melted Moon.
Ansonsten: Kauft unsere CD und denkt immer dran: HEAVY METAL IS THE FUKKING LAW!

Danke fürs Interview!

(mk)

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