Ein Attentat auf die Ohren
Verfasst am 09. April 2009 von Michael Klein (Kategorie: Interviews) — 2.308 viewsInterview mit Verdict
Still und heimlich hat sich im Laufe der letzten Jahre im Kreis Miltenberg eine Band entwickelt, die nach vielen Erfolgen im Untergrund bereit ist, nun auf größerer Ebene durchzustarten. Keine Frage: Wer die Jungs von Verdict schon einmal live bewundern durfte (u.a. als Support von Death Angel oder Entombed), konnte sich überzeugen, dass es das Quintett sowohl in Sachen Songs als auch in Punkto Bühnenperformance mit den Großen aufnehmen kann.
Vier Jahre nach dem gefeierten „Generation : Genocide“ steht in Kürze die nächste Veröffentlichung an. Grund genug für Metal-Aschaffenburg, sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Gitarrist Marius Pack stand Rede und Antwort.
Metal-Aschaffenburg: Hallo Marius! Demnächst wird euer neues Album erscheinen. Steht bereits ein Titel fest?
Marius Pack: Jawoll, die neue Scheibe wird „Assassin : Nation“ heißen.
Was kannst du denn über das neue Werk erzählen?
Wir haben uns diesmal ziemlich lange Zeit gelassen, denn wir wollten eine Platte aufnehmen, mit der jeder von uns auch langfristig zufrieden ist. Die Songs klingen ausgefeilter und kommen besser auf den Punkt, ohne dass die Kompositionen zu einfach gestrickt sind. „Assassin : Nation“ wird wesentlich komplexer und härter klingen als das vorherige Material.
Dass die großen Thrash-Veteranen wieder einmal Pate gestanden haben ist klar. Gibt es noch andere Bands, die euch aktuell beeinflusst haben?
Der Musikgeschmack bei uns in der Band ist sehr breit gefächert und ragt auch oft über den Thrash-/Death-Metal-Rand hinaus, aber natürlich hört man den Songs schon an, dass wir uns öfter mal At The Gates, Death oder auch Kreator und Exodus reinziehen. Letztendlich haben wir aber darauf geachtet, dass die Songs hauptsächlich nach Verdict klingen und nicht wie ein Abklatsch. Man kann uns zumindest nicht mehr vorwerfen, wir würden wie Kreators kleiner Bruder klingen. Dazu ist das Material zu eigenständig und Rattes Vocals klingen diesmal auch einen Zacken tiefer.
Wo habt ihr das Album dieses Mal aufgenommen?
Die Aufnahmen haben wir diesmal fast komplett in Eigenregie durchgezogen. Lediglich die Drums haben wir bei Witali von Disbelief in dessen Studio aufgenommen. Klampfen und Bass haben wir bei mir im Wohnzimmer eingeschreddert und die Vocals wurden im Proberaum eingebrüllt. Wir hatten absolut keinen Zeitdruck, was man „Assassin : Nation“ auch anhört. Wenn man – so wie wir – kaum Budget hat, kann man sich nun mal kein gutes Studio leisten, oder man ist zeitlich so begrenzt, dass dies meistens die Qualität der Aufnahme beeinträchtigt. Das haben wir vermieden, indem wir diesmal selbst die Knöppe gedreht haben. Gemischt und gemastert wurde das Teil dann auch von meiner Wenigkeit. Das hat zwar ’ne Weile gedauert, da ich bis Dato wenig Erfahrung mit sowas hatte, aber da unser Drummer Florian früher selbst Teilhaber eines Studios war und daher einiges an Equipment und technischem Know-How mitbrachte, haben wir uns das Projekt zugetraut.
Und erfolgreich abgeschlossen?
Letztendlich sind wir mit dem Ergebnis zufrieden. Das ist die Hauptsache. Wenn’s auch noch den Leuten gefällt, hat sich’s wirklich gelohnt. Und wenn uns dann noch ein fetter Labelboss im Nightliner auf Tour schickt, haben wir’s geschafft, haha.
Der Albumtitel und der vorab anzuhörende Song „The Archangel“ lassen vermuten, dass dem Album ein Konzept zugrunde liegt. Worauf basieren eure Texte?
Konzept wäre zu weit gegriffen. Die Texte handeln vor allem von den Abgründen der Gesellschaft, wie z. B. Krieg, Terror, religiöser Fanatismus. Eben alles, was uns bewegt und ankotzt.
Man sollte die Texte aber nicht überbewerten. Die Themen sind zwar starker Tobak, aber letztendlich sind es doch nur Aneinanderreihungen von Schlagwörtern und Phrasen…eben Metal!
Ihr seid ja schon lange Zeit in der Szene aktiv. Wie beurteilt ihr den momentanen Stand der regionalen Musikszene? Welche Unterschiede gibt es im Vergleich zu früher?
Bekommt ihr von den regionalen Metal-Bands etwas mit/gibt es Bands, die euch gefallen?
Bis Ende der Neunziger war die lokale Szene noch recht überschaubar. Im harten Metalbereich gab’s wenig. Ich kann mich noch an eine gute Band namens Dark Paradise aus A’burg erinnern. Ich glaube, Buffa von Pronther hat damals gesungen…und natürlich Cervet, Minotaurus und Tyrax, die heute noch ihr Unwesen treiben.
Mittlerweile sind da einige gute Bands dazugekommen. Gerade im Miltenberger Raum gibt es wieder mehr und vor allem gute Bands wie Spoilt Flesh, Adopted Mind oder Provocation. Letztens hab ich mir nen Gig von Cult Of Gaia angeschaut und war auch sehr angetan. Die Jungs rocken echt tight! Jedenfalls regt sich was in der Szene und das ist gut so!
Ihr seid ja noch auf der Suche nach einem Label. Viele Bands verteiben Ihre CDs inzwischen per Internet oder auf Konzerten. Lohnt es sich überhaupt noch als Musiker/Band, bei einem Label zu signen?
Das ist so ’ne Sache. Die meisten CDs verkaufen wir in der Tat an der Live-Front. Wenn du einen überzeugenden Gig ablieferst, dann wollen die Leute schon mal ein Andenken mitnehmen. Ansonsten hast du kaum eine Chance, bei dem Überangebot an Bands. Auch unsere kurze Zusammenarbeit mit Twilight hat daran nichts geändert. Ich sag es mal so: Wenn ein Label wirklich an dich glaubt – sprich, es fließt genügend Geld für Studio, Werbung, Tour, usw. – dann lohnt sich das wohl eher, als wenn du nur eine Band von zig anderen im Katalog bist. Man kriegt zwar mal ein gutes Review im Rock Hard oder im Hammer, aber deswegen kaufen sich die Leute noch lange nicht deine CD. Wir warten jetzt einfach mal ab, ob wir mit den Vorab-Promos zur neuen Scheibe einen vernünftigen Deal kriegen. Wenn nicht, dann hauen wir „Assassin : Nation“ halt wieder selbst auf den Markt.
Ihr habt schon erfolgreiche Konzerte mit Entombed, Death Angel usw. gezockt und spielt demnächst noch mit Arch Enemy und Obituary. Welche Ziele verfolgt ihr noch mit Verdict?
Also, solange wir ab und zu mit solchen Bands zocken dürfen, ist alles in Ordnung. Wir sind in der Hinsicht alle Idealisten. Dass wir mit dieser Art von Musik nicht reich werden können, wissen wir, ansonsten würden wir unser Glück wohl in irgendwelchen Mainstream-Coverbands versuchen. Wir haben alle einen Job und sehen Verdict als ein ausfüllendes Hobby. Wenn wir einen guten Deal kriegen, dann freuen wir uns natürlich. Wenn nicht, ist’s auch nicht tragisch. Wir haben extremen Spaß an der Musik, die wir machen. Das ist die Hauptsache!
Das ist die Hauptsache! Danke für das Interview.
(mk)
Die nächsten Möglichkeiten Verdict live zu bewundern sind:
18.04.09 Erlenbach, JuZe (mit Spoilt Flesh und Cervet)
22.05.09 Pratteln, Z7 Metal Days (mit Kreator, Sodom, Arch Enemy,…)
22.07.09 Aschaffenburg, Colos-Saal (mt Obituary und Discreation)
www.Verdict.de
www.MySpace.com/VerdictThrashMetal
Tags: Verdict
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