Kammer-Core
Verfasst am 08. April 2009 von Michael Klein (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 1.865 viewsCoppelius
04.04.2009 – Colos-Saal, Aschaffenburg
Wie ein Zeittunnel ins 19. Jahrhundert verhält sich Weg vom Eingang des Colos-Saals bis in den Saal selbst. Am Souvenir-Stand stehen Damen in prunkvollen Kleidern vor barocken Tapetenwänden und verkaufen bestickte Stofftaschentücher und überall zwischen den etwa 200 Gästen blitzen dunkle Zylinder hervor: Mit ihrem neuen Tonträger im Koffer luden Coppelius zu diesem „Themenabend“ ein. Der Bühnenaufbau unterstützt das Ambiente perfekt und lässt Theaterfeeling aufkommen. Als das alte Radio inmitten der Bühne erklingt und Butler Bastille die letzten Utensilien (beispielsweise ein Teeservice oder das Sitzkissen für den Cellist Graf Lindorf) präpariert weiß jeder: Es kann beginnen!
Perfekt inszeniert präsentiert die stilecht in Frack und Zylinder gekleidete Band eine Best-Of-Setlist ihres bisherigen Schaffens und demonstriert, dass Cello, Bass und Klarinette ordentlich rocken können. Man höre nur das Iron-Maiden-Cover „Transsylvania“, das beschwingte „Die Glocke“ oder das „Operation“-Double „Komposition“. Die witzigen Ansagen und Choreografien sind dabei dermaßen unterhaltsam, dass man das Gefühl hat, nicht einem Konzert, sondern eher einem Theaterstück beizuwohnen. Bei all der Performance darf man nicht außer acht lassen, dass die Band aus hervorragenden Musikern mit erstklassigen Stimmen besteht und entsprechend versiert auf den Brettern agiert. Im Gesamtpaket macht das sehr viel Spaß und ist extrem kurzweilig, so dass die zwei Stunden (incl. mehrerer Zugaben) wie im Fluge vergehen.
So schwierig die Musik der Berliner auf CD festzuhalten ist, so exzellent funktioniert sie live. Wer dieses Mal nicht die Gelegenheit hatte, sollte beim nächsten Mal keine Sekunde zögern, sich das Schauspiel des Sextetts anzuschauen. (mk)
Tags: Coppelius
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