Durch Nacht und Flut
Verfasst am 22. Juli 2011 von Michael Klein (Kategorie: Interviews) — 2.617 viewsEin Gespräch mit Marienbad
Rund um die mystische Geschichte des Ortes Marienbad hat sich mit West (Haematom), Allen B. Konstanz (The Vision Bleak, Ewigheim) sowie den beiden Eisregen-Recken Yantit und M. Roth eine Schar gesammelt, um diese in ein entsprechendes musikalisches Gewand zu hüllen.
Metal-Aschaffenburg unterhielt sich im Zuge der Veröffentlichung des Debüts mit Schlagzeuger Yantit.
Metal-Aschaffenburg: Hallo Yantit! Meinen Glückwunsch zum gelungenen Debüt!
Yantit: Sei gegrüßt und danke für die Glückwünsche.
Ihr habt die Band Marienbad eng an das Konzept „Werk I: Nachtfall“ verknüpft. War denn zuerst diese Idee da oder der Wille ein neues Projekt zu starten (und diesem schließlich ein Konzept zu verleihen)?
Das Konzept war zuerst da, der Rest hat sich entwickelt. Vom „Willen, unbedingt ein weiteres Projekt zu starten“ kann nicht die Rede sein, ganz im Gegenteil.
Wir mussten nur sehr schnell feststellen, dass die Idee hinter Marienbad in keiner der bestehenden Bands/Projekte (rund um die Hauptbands der Musiker existieren u.a. auch noch die Spielwiesen von Panzerkreutz, Eisblut und Transilvanian Beat Club – Anm. d. Red.) zu verwirklichen war, ohne diese auf eine sehr unpassende Art „anpassen“ zu müssen. Mit Marienbad hatten wir dann thematisch wie musikalisch den nötigen Freiraum.
Wie ist denn die Idee zum Konzept hinter „Werk I: Nachtfall“ entstanden?
Die gesamte Entstehungsgeschichte kann man im Beiheft der CD nachlesen, sie jetzt hier vollständig wiederzugeben, würde den Rahmen sprengen. Aber ich versuche es mal zusammenzufassen: M. hat Verwandtschaft (mütterlicher Seite), die aus dem ehemaligen Sudetendeutschland vertrieben wurde. Er besucht diese Gegend als Jugendlicher mit seiner Familie, seiner Oma zu liebe. Sie (die Oma) verstarb Ende der 90er und M. fand in ihrem Nachlass ein Buch namens „Der Fluch Marienbads“. Diesem Buch entstammt das Konzept, wie auch einzelne Geschichten die, die Grundlage der Texte auf „Nachtfall“ bilden.
Wir reisten dann gegen Ende 2009 noch mal gemeinsam für eine Woche nach Stein-Schönau/Tschechien und besuchten viele der Orte, die ich bislang nur aus M.s Erzählungen kannte…
das war’s dann und wir machten uns ans Werk (1).
Wichtig: Alle Namen von Personen und Orten wurden abgeändert, die Stadt, um die es eigentlich geht, heißt auch nicht Marienbad. Suchst du heute im Netz nach einem Begriff bekommst du alle Fakten – das wollten wir vermeiden, um die ganze Sache nicht zu entzaubern.
Der Titel deutet ja bereits eine Fortsetzung der Geschichte an. Gibt es also Teile der Geschichte Marienbads, die in Zukunft noch erzählt werden sollen? Oder stand sogar bereits im Voraus fest, dass die Geschichte in mehreren Teilen erzählt werden soll?
Fest stand und steht nichts. Doch die Geschichte ist längst nicht erschöpft und bis auf die Flutung wurde ja auch noch nichts „zu Ende erzählt“. So besteht immer die Möglichkeit, den Faden weiter zu spinnen. Wann es so weit ist, wird sich zeigen.
Gibt es Pläne Marienbad auf die Bühne zu bringen? Denn mit einer solchen Story im Hintergrund bietet sich doch eine visuell spannende Umsetzung förmlich an? Ich könnte mir (neben einem obligatorischen Video) auch eine dunkle, mystische Kurzfilmreihe vorstellen. Ganz in der Art von alten Schwarz/weiß-Filmen. Zumindest entstehen solche Bilder vor meinem inneren Auge, wenn ich die Musik von Marienbad höre.
Das beschreibst du sehr schön und vor allem sehr treffend. Die Idee, etwas in der Art eines alten Filmes auf die Bühne zu bringen, stand wirklichwirklich im Raum und wir fanden es selbst sehr spannend, so etwas wie ein „Kino-Konzert“ zu machen.
Einzig an der Umsetzung hapert es, keiner von uns hat Ahnung von Videoproduktionen, sprich, wir müssten alles in fremde Hände legen (was überhaupt nicht unserem Naturell entspricht) und wären dann dadurch mit sehr viel Technik unterwegs, was wir auch nicht mögen. (lacht)
Einfach mal abwarten, „normale“ Marienbad-Konzerte wird es aber unter keinen Umständen geben.
Natürlich wird „Werk I: Nachtfall“ in erster Linie Fans von Eisregen gefallen, da hier die meisten Parallelen zu finden sind. Weshalb könnten eurer Meinung nach aber auch Fans aus anderen Lagern angesprochen werden?
Warum sollte „Nachtfall“ in erster Linie etwas für Eisregen-Fans sein?
Sicher, die Eisregenhörerschaft bringt uns erst mal das größte Interesse entgegen, aber im Endeffekt gibt es kaum Schnittpunkte. Bis auf den Klang der Stimme und ein paar Ähnlichkeiten in der Instrumentierung sind Eisregen und Marienbad zwei grundverschiedene Bands. Ich glaube auch eher an das Gegenteil, wenn jemand Marienbad wegen „gewisser Parallelen“ nicht hört, liegt das eher an einer voreingenommenen Grundhaltung gegenüber Eisregen.
Prinzipiell könnte aber jeder, der etwas mit deutschsprachiger Rock-Musik, Doom und meinet wegen auch Gothic anfangen kann oder einfach Freude an spannenden Texten hat, ein potenzieller Marienbad-Hörer sein…
Die Band Marienbad hat keine eigene Homepage, habt ihr dies bewusst so entschieden, um Marienbad nicht als Mythos zu entzaubern?
Ganz genau, das Weltnetz platzt eh schon aus allen Nähten, da müssen wir nicht auch noch mit einer Homepage oder 50 Bandprofilen kommen. Außerdem finde ich es irgendwie „romantischer“ eine Band selbst zu entdecken, als einfach mit einen Haufen Informationen überschüttet zu werden, von denen am Ende eh nichts hängen bleibt.
Vielen Dank für das Interview, Yantit!
Ich danke dir für die Möglichkeit.
(mk)
Tags: Interview, Marienbad, Werk I: Nachtfall
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