Klänge aus anderen Welten
Verfasst am 11. April 2011 von Manuel (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 3.057 viewsUlver | Vorband: Zweizz
10.04.2011 – Colos-Saal, Aschaffenburg
Ulver, eine Band die sich in ihrer langjährige Karriere schon beinahe jeder Art von abseitiger Musik gewidmet haben, sind im Lande unterwegs. Was eine lange Zeit unvorstellbar war, ist nun seit gut drei Jahren gang und gäbe.
An diesem schönen Sonntag Abend gastieren die Norweger im heimischen Colos-Saal. Leider haben nur wenige Menschen den Weg nach Aschaffenburg gefunden, um sich diesem einzigartigen Spektakel hinzugeben.
Bevor Ulver jedoch die Bühne betreten, bekommt man es mit deren Vorband Zweizz zu tun. Vorband ist an dieser Stelle wohl aber das falsche Wort. Es handelt sich eher um ein Ein-Mann-Projekt von Svein Egil Hatlevik.
Zu Beginn seines Sets sitzt Svein Egil Hatlevik noch auf einem Klo und bläst in ein Art Waldhorn. Nachdem dies für Verwirrung im Publikum gesorgt hat, staunte man nicht schlecht, als sich, nach einigen Minuten Hornblasens auf der Toilette, Hatlevik einfach vom Publikum abwendet und vor eine Ansammlung von Pedalen und Synthesizer kniet, um dort weiter „Musik“ zu machen. Ab diesem Zeitpunkt gibt es kein Halten mehr bei Zweizz und es wurden krude Noise-Attacken auf die verwunderte und teilweise auch stark erheiterte Zuschauerschaft losgelassen. Lieder sind hier keine zu erkennen, nur kurze Sounds und Rythmen. Zum Abschluss seiner Spielzeit wird noch einmal das Horn bemüht und in die Kloschüssel geblasen, bevor sich Zweizz mit heruntergelassener Hose aufs Klo setzt, noch einmal ins Horn stößt und sein Set beendet.
Ob dieses Schauspiel, egal ob man es nun als verstörend oder belustigend wahrgenommen hat, wirklich vor Ulver nötig gewesen wäre ist zu bezweifeln, denn Stimmung wollte nicht während des Auftritts nicht aufkommen.
Nach einer längeren Pause – die man nicht als Umbaupause deklarieren kann, da alle Instrumente sich bereits auf der Bühne befanden – betraten die Herren von Ulver die Bühne.
Gleich zu Beginn kündigte Kristoffer „Garm“ Rygg an, dass das Publikum heute quasi exklusiv das kommenden Album „War Of The Roses“ zu hören bekommt – überraschend!
Mit „February MMX“, dem Albumopener beginnend, wurden alle sieben Lieder des neuen Albums gespielt. Dies geschah, bis auf das bereits erwähnte „February MMX“ und das abschließende „Stone Angels“, jedoch nicht in „Originalreihenfolge“ von „War Of The Roses“ sondern durcheinandergemischt und teils mit Interludien verbunden. Einige Lieder, wie beispielsweise die Ballade „Providence“, litten ein wenig unter den Livebedingungen, da hier oftmals Elemente des Albums – auf „Providence“ bezogen die zweite, weibliche Gesangsspur – nicht reproduziert werden konnten.
Dies und der Fakt, dass Garm ab gut der Hälfte der Show mit technischen Problemen zu kämpfen hatte, mindern jedoch nicht die mystische Atmosphäre, die Ulver mit ihrer meist sphärischen Musik schaffen. Natürlich mag der eine oder andere argumentieren, dass die Norweger live nicht die selbe verlorene Stimmung erzeugen, wie sie es auf ihren Veröffentlichungen tun, die live dargebotenen Stücke können dafür durch ihren experimentellen und lebendigen Stil überzeugen.
Nach gut einer Stunde und dem Nachschlag „Hallways Of Allways“ von „Perdition City“ verabschieden sich Garm und seinen Mannen. Da dieser Auftritt der letzte der Tournee darstellte wurde auch das eingesetzte Klo nicht mehr benötigt und der plötzlich wieder auf der Bühne erschienene Svein Egil Hatlevik warf es kurzerhand auf den Boden des Zuschauerraums, wo es in seine Einzelteile zersprang.
Ein alles in allem sehr besonderer Abend, der eine krude Vorband und gut aufspielende Ulver zu bieten hatte. Ob diese ihre Liveaktivitäten in Zukunft weiterhin so hoch halten und dann noch einmal Aschaffenburg beehren, ist sehr fraglich. (ms)
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