Gammelfleisch mit Pilzen an kalter Haut
Verfasst am 27. März 2011 von Gringer (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 3.928 viewsMeet Your Idols 2 | Mit: Moshroom, Cold Skin Burning, Cervet, Jarsmen Dar, Spoilt Flesh, Zlamarak
26.03.2011 – Jugendzentrum, Erlenbach
Die Metal-Aschaffenburg-Redaktion macht sich zu Teilen nach Erlenbach auf, um der diesjährigen Wiederholung des Meet Your Idols beizuwohnen. Von den beiden Bands Jarsmen Dar und Moshroom wurde ein viel versprechendes Programm – „Thrash Metal vs. Metalcore“ – auf die Beine gestellt. Obwohl man gleich im Vorfeld sagen muss, dass man die Bands nicht immer strikt in die ein oder andere Schublade stecken kann, wohl aber, auf welche Seite man sie mehr platzieren muss.
Los geht es leider nicht mit Rising Anger, weil deren Sänger krank geworden ist. Stattdessen starteten Zlamarak. Nach dem kurzen Auftritt der zum Teil aus Jarsmen-Dar-Mitgliedern zusammensetzen Band kann man jedoch noch nicht wirklich sagen, wohin die Reise der Band führt.
Anschließende durften die routinierten Spoilt Flesh an den Start. Dass die Herren jetzt schon fünf Jahre Musik machen, merkt man ihnen an. Springen wie selbstverständlich auf der Bühne rum (wobei sich El Peeto dabei auch gern mal gern selbst seine Gitarre kappt). Sänger Trasher taut auch zunehmend auf und singt die Songs in seiner eigentümlichen Art nur so runter. Egal ob über seine Lieblingsschöpfung (Nutten) oder dem wandelndem Tod. Rotzfrech und mit Scheißegal-Attitüde hauen sie ihr Set runter. Und es steht ihnen gut zu Gesicht! Trasher versucht auch stetig das Publikum zu motivieren, aber die etwas schwierige Bangbarkeit der Songs lassen es leider nur leicht kopfnickend dastehen. Wird der Band nicht gerecht. Bei „Whirlwind“ hat Drummer Hady dann auch noch ein Teil der Hi-Hat zerlegt. Aber es wären nicht Spoilt Flesh, wenn es ein Problem wäre. Einfach weitergezockt. Flo von Cervet hat dann aber kurzerhand seinen Ständer ausgeliehen, sodass das Set noch perfekt beendet werden konnte. Auch Dank El Peetos Ansagen ein unterhaltsamer Auftritt.
Im Schwimmsport ist man mit der Mittelbahn perfekt positioniert – so jetzt auch Jarsmen Dar. Es scheint die halbe Erlenbacher Jugend anwesend und so beginnen Jarsmen Dar ihr Heimspiel, welches sie wissen auszunutzen. Viel druckvoller als letzte Woche im EvJuZ Aschaffenburg und ebenso spielfreudiger, scheinen sie wie ausgewechselt. Die Erlenbacher haben verdammt viel Spaß und feiern ihre Lokalmatadore gehörig ab. Das motiviert die Band selbst auch wieder, sodass beide Seiten mit ihren Jarsmen-Dar-Chören glücklich sind. Den Schwung muss die Band jetzt unbedingt mitnehmen und immer alles geben – egal ob fünf oder fünfzig Zuschauer. Ich finde den Gesang zu der Art von Gitarrenmelodien zwar immer noch absolut unpassend, aber wir haben gesehen, dass es genug Leute gibt, die das anders sehen. Also: ranklotzen.
Kein direkter Genrewechsel, aber auf jeden Fall ein Generationswechsel. Ich glaub mit diesem Auftritt haben sich Cervet zu meinen Lieblingsregionalhelden aufgespielt. Obwohl Sänger Zappa leider nur in der ersten Reihe zu hören war und sich das über das ganze Konzert auch nicht wesentlich geändert hat, war es doch mein bestes Cervet-Konzert. Und wer Zappa kennt, der weiß ja, dass der eigentlich gar kein Mikro braucht. Dennoch wäre ein besserer Sound für Nicht-Cervet-Bewanderte besser gewesen, aber seien wir fair – keiner hatte am heutigen Abend den perfekten Sound. Deswegen kauft Euch einfach die CDs. Die Setlist haben die Recken heute daheim gelassen und spielten den ein oder anderen Song spontan, was wunderbar war. Natürlich wurden „Hellcreation“, „The Hive“ oder „Season Of The Witch“ gespielt. Wie sollte es auch ohne gehen? Und natürlich wurden wir auch wieder in den Geisterzug gesetzt und zu Zombies gemacht, aber auch mit Perlen wie „Sarcastic Sacrifice“ verwöhnt. Zu finden auf dem 1993er Demo „Deprave The World“. Just als ich mir dachte, dass Flo sein Schlagzeugspiel zum niederknien ist, hat dies Gitarrist Heiko auch schon gemacht. Dank dem Publikumswünschen einzelner Herren, wurde auch noch das von dem 1996er Demo „Sunrise“ „Rotting On The Gallows“ ausgepackt. Mit diesem Auftritt haben Cervet mal wieder bewiesen, jung und alt begeistern zu können und dass sie „Built To Kill“ sind. Wenn sie jetzt noch lernen würden, ihr Merch nicht nur für XXL-Männer parat zu haben, könnte Aschaffenburg und Umgebung viel besser gekleidet sein.
So wie zum Beispiel die Jungs von Cold Skin Burning, die sowohl CDs als auch Shirts im Angebot hatten. Der Stimmung im Saal nach müssten sie einiges losgeworden sein. Auch hier haben wir einen Wiederholungstäter von letzter Woche vom EvJuZ in Aschaffenburg. Und können Cold Skin Burning noch besser sein? Ja, können sie bzw. ist insgesamt einfach viel mehr Stimmung, weil schon allein mehr Leute da sind. Das reicht ja nicht – sie gehen auch noch ab wie Schmidts Katze. Cold Skin Burning wüten von der ersten Minute an und reißen das Publikum entsprechend mit. Sie ließen eine Dampfwalze nach der anderen fahren. Auch hier muss unbedingt der überragend gute Martin an den Drums erwähnt werden. Sehr guter Job, der viel zum Sound und Druck der Band beiträgt. Ich finde es immer wieder interessant, wie Cold Skin Burning Metalcorer und Metaller in einem Pulk verbinden. Mal gewinnt der eine Oberhand und es fliegen die Haare, mal die anderen und es fliegen Menschen. Und auch wenn hier diverse Leute die bösen Metaller mit dem Gehstock verprügeln wollten, bin ich froh, dass er es nicht gemacht hat und sich ein Beispiel dran genommen hat, dass man auch richtig (vor allem dauerhaft) ausrasten kann, ohne unbedingt jemanden anderen mit in Leidenschaft zu ziehen. „The Last Ride“ together. Geile Sache. Ich glaube, von Cold Skin Burning werden wir noch viel hören.
Mittlerweile haben wir Sonntag und das schon eine Stunde lang. Um diese Uhrzeit den Abschluss zu bilden ist schon eine Strafe, aber einer muss es ja machen. Aber dank mehrer Aufrufe der Vorbands sind wirklich noch sehr viele da und haben auch noch genug Restenergie (oder vorher keine verbraucht) um Moshroom gehörig abzufeiern. Die Jungs überraschen und heizen überaus ordentlich ein. So endet der Abend auf jeden Fall mit Metalcore, aber ich sag dennoch unentschieden bzw. alle haben gewonnen. Zerstört aber glücklich verlassen wir Erlenbach dann schon gegen halb zwei.
Großes Lob an Jarsmen Dar und Moshroom, für die Organisation des Meet Your Idols 2. Sehr geiler Abend! Für einen lächerlichen Preis mit einem Euro pro Band ist wohl jeder selbst schuld, der nicht da war (oder leider keinen Fahrer gefunden hat).
Auf ein Meet Your Idols 3!
(lkb)
Tags: Cervet, Cold Skin Burning, Jarsmen Dar, Meet Your Idols, Moshroom, Spoilt Flesh, Zlamarak
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