Bangen in Holland

Verfasst am 11. Februar 2011 von Michael Klein (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 3.463 views

Neckbreakers Ball 2011 | Mit: Kataklysm, Legion Of The Damned, Equilibrium, Manegarm, Milking The Goatmachine

06.02.2011 – 013, Tilburg, Niederlande

24 Tage am Stück tourte der diesjährige Neckbreakers Ball durch Europa. Eine ziemlich anstrengende Angelegenheit für die fünf beteiligten Bands. Doch die Gelegenheit, vor tausenden begeisterten Metal-Maniacs zu spielen, ließ sich natürlich keiner der Musiker durch die Lappen gehen.
p1000817Das Team von Metal-Aschaffenburg hat sich diesmal nicht für die üblich verdächtigen Clubs entschieden, sondern hat sich für das letzte Konzert der Reihe bei den holländischen Nachbarn in Tilburg eingeschlichen.

Das Musikzentrum 013 inmitten des Stadtkerns entpuppt sich bei Ankunft als beeindruckender, nagelneuer Club, der hierzulande seinesgleichen sucht.
Ausgestattet mit drei unterschiedlich großen Sälen, bietet das 013 (benannt nach der Telefonvorwahl von Tilburg) viel Platz für nahezu tägliches Liveprogramm – mit etwa 30% Metal-Relevanz.
Das Raucher-Séparée, ein Imbissstand, vier Getränketheken, Garderobe und Information mit Ticketschalter decken alle anfallenden Wünsche der Gäste. Zahlreiche große Monitore informieren in den Vorräumen über das anstehende Programm und Lautsprecher übertragen die Live-Konzerte sogar bis in die Toiletten, so dass man selbst während einer Pinkelpause nichts verpasst.
Der Neckbreakers Ball 2011 hat im großen Dommelsch Saal Einzug gefunden – wobei hier mit groß wirklich groß gemeint ist: Der riesige, ca. 15 Meter (!) hohe Saal fasst bis zu 2000 Personen und ist wie ein Stadion aufgebaut – steigt also nach hinten tribünenartig an. Dadruch hat man von jedem Platz aus perfekte Sicht auf die ausladende Bühne. Optimal!

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Die erste Band, die sich aufmachen darf, um den bereits Anwesenden im 013 einzuheizen, sind die auf den ersten Blick nicht so recht ins Paket passenden Milking The Goatmachine.
Die vier Ziegen entern nach dem Run-DMC-Klassiker-Intro „It’s Tricky“ (mitsamt HipHoppender Tanz-Ziege) die Bühne und lassen mit dem coolen Wham!-Cover „Milk Me Up Before I Go Go“ gleich die erste Grindcore-Granate von der Bühne krachen. Die folgenden 30 Minuten gleichen einer Mischung aus brutalem Geknüppel und Kindergeburtstag, weil tourabschlussgemäß ständig jemand anderes mit Ziegenmaske auf die Bühne springt und Scherze veranstaltet. Nun, auch wenn noch nicht die Hölle vor der Bühne losbricht – Unterhaltungswert hat der ganze Spaß schon. Und mit „Ding Dong“ zaubert das Quartett gegen Ende sogar einen kleinen Hit aus dem Stall.

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Die Schweden von Månegarm versammeln im Anschluss schon einige Leute mehr im Pit – brauchen aber relativ lange, um dort Stimmung zu erzeugen, was meines Erachtens einerseits an den oft nur durchschnittlichen Stücken und andererseits an der relativ statischen Performance (mit Ausnahme von Aktivposten und Geiger Janne Liljekvist) liegt. Als die Truppe im späteren Verlauf Arafel-Geigerin Nasha als Unterstützung (und Blickfang!) auf die Bühne holt, steigt der Stimmungspegel gleich aufs Doppelte und veredelt den Auftritt der Skandinavier gegen Ende dann doch noch.

Derartiges „Doping“ haben die Münchener Equilibrium in Deutschland schon lange nicht mehr nötig – kann das Quintett doch auf eine große Fanbase zählen. Doch wie sieht die Situation in unserem Nachbarland aus? Nun, auch hier kann die Band auf textsichere Fans setzen, die den Platz vor der Bühne mächtig in Bewegung bringen und den Partyfaktor in die Höhe treiben.
Sänger Robse kämpft zwar mit leicht angeschlagener Stimme – was aber vielleicht gar nicht so schlimm ist, denn so fällt vielleicht nicht auf, dass er mit seinen Ansagen gleich mehrfach in die „Peinlich“-Kiste greift (z. B.: „Tilburg, I have one question! Can I speak German?“ – Stille – „Na, dann lieber nicht.“ Autsch!)

Musikalisch bleibt der Auftritt aber ohne Angriffspunkte. Die Show ist routiniert, toll inszeniert und beschlagen gespielt. Hits wie „Met“, „Der ewige Sieg“, „Blut im Auge“ oder „Der Sturm“ freuen die Fans und hinterlassen ein anständiges Schlachtfeld, welches die Legion Of The Damned gleich erneut aufwühlt.

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Die Legion nutzt das Heimspiel, um den Fans einige Stücke des neuen Albums „Descent Into Chaos“ zu präsentieren und beweist damit, dass die aktuellen Nummern live deutlich mehr krachen als auf dem Album. Aber: Sie zeigen auch, dass die neuen Songs nicht im Stande sind, mit Klassikern vom Format „Werewolf Corpse“, „Pray And Suffer“ oder „Legion Of The Damned“ mitzuhalten. Das hört sich jedoch schlimmer an als es ist – denn wie man es vom holländischen Quartett gewohnt ist, bekommt man auf jeden Fall eine anständige Nackenmassage und liegt damit dem Motto des Abends näher als jede andere der bisherigen Bands.

Kataklysm haben kein Problem, danach noch eins draufzusetzen. Obwohl sich die Halle nach Equilibrium und der Legion zunehmend geleert hat, sind noch genügend Metaller verblieben, um sich vom Northern Hyperblast die letzten Reste der Halswirbel zertrümmern zu lassen. Immer, wenn man sich in Sicherheit wiegt und denkt, jetzt geht nix mehr, kommen die Kanadier mit der nächsten Walze um die Ecke. Natürlich zergehen die Drums im Trigger-Overkill – aber so knallt es halt ordentlich – und genau das will die Truppe ja mit ihrer Musik erreichen. „Serenity In Fire“, „The Ambassador Of Pain“, „As I Slither“ oder „Like Angels Weeping (The Dark)“ lassen jedenfalls nichts außer Staub und der Tatsache zurück, dass Kataklysm verdienter Headliner waren. (mk)

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