Aus Eins mach Zwei

Verfasst am 13. Dezember 2010 von Michael Klein (Kategorie: Interviews) — 3.391 views

Victor Smolski über Rage und mehr…

Vor dem Konzert im Aschaffenburger Colos-Saal traf sich Metal-Aschaffenburg mit dem Gitarren-Virtuosen Victor Smolski (der zuvor noch Gitarrenstunden gab), um über das noch aktuelle Album „Strings To A Web“ zu resümieren und eventuelle Neuigkeiten aus dem Hause Rage zu erfahren

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Metal-Aschaffenburg: Hallo Victor! Schön, dass ihr wieder hier zu Gast seid. Viele hatten schon Angst, dass ihr euer neues Album „Strings To A Web“ dieses Jahr nicht mehr live in Aschaffenburg vorstellt.

Victor Smolski: Hallo! Ja, Ich finde es auch schade, dass wir es nicht auf der normalen Tour hierher geschafft haben. Denn da hatten wir eine etwas andere Setlist und die Produktion war etwas schöner. Aber – na ja – jetzt holen wir das ja nach.

Strings To A Web“ ist jetzt seit etwa einem dreiviertel Jahr draußen und die eigentliche Tour dazu ist ja – wie gesagt – schon beendet. Wie zufrieden seid ihr mit den bisherigen Reaktionen?

Superzufrieden! Guck mal – im letzten Rock Hard sind wir schon wieder auf Platz 20, oder so, gelandet und waren in den Lesercharts fast ein dreiviertel Jahr immer ganz mit vorne dabei. Unsere Plattenfirma ist auch superzufrieden, die CD läuft prima und auch wir hören fast nur Gutes.

Um ehrlich zu sein: Ich hatte auf „Strings To A Web“ das Gefühl, das sich Rage zum ersten Mal (wenn auch auf hohem Niveau) wiederholten.

Hmmm. Das ist schwer zu sagen. Ich denke, wir haben auf „Strings To A Web“ auch viel ausprobiert – vor allem was das Arrangement anbelangt. Wir planen eigentlich nie was wir machen, sondern machen immer das, worauf wir gerade Bock haben. Aber Peavy und ich sind natürlich immer noch die gleichen Menschen und haben unseren Stil. Da kann es schon sein, dass sich eine Idee mit einem früheren Stück kreuzt. Das ist ja auch normal.

Welche Kritik gab es denn sonst noch?

Ein paar Wünsche waren, dass wir die Geschichte mit dem Orchester von der Band trennen.

Und genau das macht ihr ja jetzt auch.

Ja. Nächstes Jahr gibt es zwei Mal Rage. (lacht)
Einmal als Trio-Besetzung und einmal als Lingua-Mortis-Orchester. Im Prinzip hat sich also nichts geändert. Nur machen wir jetzt eine Platte, die richtig auf die Fresse haut und eine mit Orchester. So ist es für mich auch einfacher das Ganze zu mischen. Es ist nämlich sehr schwer im Studio eine Balance zwischen dem dynamischen Orchester-Sound und dem brettharten Heavy-Sound zu finden. Ein Orchester genau so knackig zu komprimiert wie eine Metal-Band – das geht nicht. Ein Orchester braucht eine gewisse Tiefe mit viel Dynamik. Das macht mir im Studio immer viel Kopfschmerzen und geht nicht ohne Kompromisse zu lösen. Die Band muss zwangsläufig etwas weicher gemacht werden – und das Orchester zwangsläufig etwas härter. Auf „Strings To A Web“ haben wir das zwar ganz gut getroffen – aber ich glaube, es ist für alle besser, wenn das in Zukunft getrennt wird.

Auch live?

Ja. Vielleicht gibt es eine kurze fette Live-Produktion mit Orchester. Vielleicht ein paar Wochen eine Weihnachtstour mit Orchester – mit Gästen um dem noch etwas mehr Farbe zu verleihen.

Da bekommt man ja Angst, dass Rage zu zweiten Savatage/Trans Siberian Orchestra verkommen, und irgendwann den Orchester-Produktionen zum Opfer fallen.

Auf keinen Fall. Nein, ich glaube, da wird sich nicht viel ändern.
Das wird auch für Peavy interessant – da kann er vielleicht konzeptmäßig was machen. Ansonsten wird alles beim Alten bleiben.

Aber bedeutet das nicht gleichermaßen, dass es bei Rage dann keine Orchester-Stücke mehr geben wird?

Mhmm. Jein. Progressive Elemente wird es immer geben. Aber um ehrlich zu sein: Wir haben so viele „Straight Forward/Voll auf die Fresse“-Songs – und darauf haben wir viel Bock. Rage wird also sicher kein zweites Trans Siberian Orchestra. Wir sind ein Metal-Trio. Dabei wird es auch bleiben. Die ersten Ideen für das neue Album sind jedenfalls sehr heavy.

Wenn ihr zurückblickt auf die letzten Alben. Gibt es denn etwas was ihr nachträglich gern ändern würdet?

Nein.
Wenn wir komponieren, aufnehmen und mischen, dann sind wir sicher, dass das so sein soll, wie wir es wollen. Auch weil wir nur wenig Kompromisse eingehen. Jedes Stück, jeder Song entspricht zu dem Zeitpunkt deinem Niveau und der Stimmung zu diesem Zeitpunkt. Es ist Quatsch, dann fünf Jahre später nur weil man technisch besser geworden ist plötzlich alles anders zu machen. Klar, dass ich jetzt besser bin als vor 20 Jahren. Aber ein Song der damals entstanden ist, wird auch so bleiben.

Also wird man von Rage in Zukunft keine Neueinspielung eines alten Albums kaufen können.

Nein. Aber ich habe gerade ein paar Songs bekommen von Bands, die eine „Tribute To Rage“-CD machen. Einige davon sind superinteressant, weil sie komplett umarrangiert wurden. Wir haben mal speziell für den japanischen Markt – weil die immer Bonustracks brauchen – mal „Don’t Fear The Winter“ neu aufgenommen. Aber wer braucht so was? Der Song ist doch so gut, wie er damals aufgenommen wurde.

Wenn du vor elf Jahren nicht bei Rage eingestiegen wärst, würdest du mir jetzt auch gegenüber sitzen?

Ja, an gleicher Stelle – nur bei einer anderen Band.

Danke Victor für das kleine Interview

Nichts zu Danken!

(mk)

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