So muss ein Dreier abgehen!
Verfasst am 15. November 2010 von Mathias Anthes (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 2.979 viewsAmorphis | Vorbands: Ghost Brigade, Orphaned Land
14.11.2010 – Colos-Saal, Aschaffenburg
Erst vor wenigen Tagen hatte ich erfahren, dass dieses Konzert stattfindet und ich war glücklich genug, noch eine Karte zu bekommen. Was mich erwartete, sollte jede Erwartung übertreffen!
Die erste Band des Abends waren die Finnen von Ghost Brigade. Da mir die Band von Redaktionskollege Alex empfohlen wurde, rechnete ich damit, nun fiesen Black Metal um die Ohren gehauen zu bekommen, doch stattdessen zeigte sich der Sechser musikalisch versiert und tiefgründig. Harte Riffs, gepaart mit den meist gegensätzlich-ruhigen Vocals, die unterschwellig diese typisch-finnische Melancholie mittragen – das kam beim Publikum hervorragend an. Gemessen am Applaus hätte man meinen können, man hätte bereits die Hauptband des Abends vor sich. Ein Indiz dafür, wie gut das aktuelle Album „Isolation Songs“ ankommt, welches Priorität auf der Setlist hatte. Die Live-Umsetzung ihrer Stücke gelang der Band wirklich sehr gut und machte die knapp 30 Minuten ihres Auftrittes zu einem großartigen Erlebnis.
Noch besser waren aber Orphaned Land, die mich sofort in ihren Bann gezogen haben. Ihr Progressive Metal mit den orientalischen Klängen ihrer israelischen Heimat ist eine einmalige Mischung, um die ich meinen musikalischen Horizont liebend gerne erweitert habe. Wie bei Ghost Brigade zuvor, bekamen auch die fünf Musiker aus Petach Tikwa riesigen Applaus, selbst die Songansagen wurde bereits frenetisch gefeiert. Sänger Kobi Farhi merkte an, dass sie sehr gerne in Aschaffenburg spielen – was man dem sympathischen Frontmann sofort glaubte, vor allem, weil Gitarrist Yossi Sassi Sa’aron mit einem breiten Dauergrinsen daneben stand, das er den gesamten Auftritt über nicht los wurde.
Die Zeit verflog so schnell, dass sie mir wie 20 Minuten vorkam und ich nicht genau sagen kann, wie lange der Auftritt nun wirklich dauerte – auf jeden Fall war er viel zu kurz, ich hätte der Band noch Stunden lauschen können. Selbst in der Umbaupause konnte ich nicht stillstehen und musste zu den Klängen headbangen, die nicht aus meinem Kopf weichen wollten.
Amorphis hatten es nun richtig schwer, mich zu überzeugen. Zwar gefielen mir die Gitarrenläufe und die Growls sowie der klare Gesang, doch das immer gleiche Schlagzeug ließ die Songs auf Dauer eintönig wirken. Ebenfalls negativ fiel auf, dass gerade diese Teile zu leise waren, weil das Keyboard zu sehr in den Vordergrund gemischt wurde. Dennoch kam die Band sehr gut im Colos-Saal an. Dass dieser ausverkauft war, merkte auch Sänger Tomi Joutsen, der meinte, er fühle sich wie in einer finnischen Sauna. Insgesamt wirkte der Auftritt ziemlich routiniert, Ansagen kamen erst spät und nur selten und selbst dann wirkten sie nicht allzu euphorisch. Insgesamt fand ich Amorphis in Ordnung, aber da wäre mehr drin gewesen.
Fazit: Amorphis waren leider nur das Schlusslicht in meinen Augen, Ghost Brigade eine nette Überraschung und Orphaned Land eine Macht, die ich so schnell wie möglich wieder live sehen möchte. Ebenfalls erfreulich war, dass sich die Israelis nach dem Konzert noch am Merchstand eingefunden und mit ihren Fans geredet und Fotos gemacht haben, was die Band noch sympathischer und den Abend zu einem vollen Erfolg machte. (ma)
Orphaned Lands Bassist Uri Zelcha – ein verdammt cooler Typ!
Tags: Amorphis, Ghost Brigade, Orphaned Land
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