Zombies und Musik
Verfasst am 08. Januar 2009 von Michael Klein (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 1.845 views„Darkness Over X-Mas“ | Mit: Legion Of The Damned, Sonic Syndicate, Neaera, Callejon und Lay Down Rotten
30.12.2008 – Colos-Saal, Aschaffenburg
Auch 2008 macht der Tourtross des „Darkness-Over-X-Mas“-Pakets wieder Halt im Aschaffenburger Colos Saal. Nachdem im Jahr zuvor stilistisch ähnlich gelagerte Bands wie Heaven Shall Burn, Caliban oder The Sorrow den Club musikalisch in Asche gelegt haben, sind es in der neuen Auflage eher bunt durcheinander gewürfelte Bands, die die unterschiedlichsten Fans anziehen. So sieht man im fast ausverkauften Colos neben Joggingbehosten Hardcorelern auch Kuttentragende Thrash Metaller.
Ob bei so einem wilden Stilmix richtig Stimmung aufkommt, oder ob sich die Fans nur bei ihren „eigenen“ Bands verausgaben können, kann ich beim Opener Lay Down Rotten noch nicht beantworten, da ich zum frühen Beginn der Veranstaltung um 18:00 Uhr leider noch nicht anwesend sein kann. Ohrenzeugen zufolge soll die junge Band aber recht gut angekommen sein.
Die Kölner Senkrechtstarter von Callejon sorgen dann allerdings bereits für ordentlich Stimmung. Die Zombiejünger im Publikum strecken massenweise die Hörner gen Bühne, gehen gut ab und erweisen sich zudem bei vielen Songs als überraschend textsicher. Auch wenn die Karriere des Quintetts starke Parallelen zu den später noch spielenden Sonic Syndicate aufweist, kann man feststellen, dass Callejon wesentlich „echter“ rüberkommen als die skandinavischen Labelkollegen und von den Fans wesentlich besser angenommen werden. So werden Stücke wie „Tanz der Teufel“ oder „Snake Mountain“ am heutigen Abend richtig gut abgefeiert.
Stimmungstechnisch wird kurz danach bei Neaera bereits der Höhepunkt des Abends erreicht. Trotz Anlaufschwierigkeiten wegen technischer Probleme, fressen die Anwesenden Fronter Benny ab der ersten Sekunde aus der Hand und lassen in den 50 Minuten des Sets der Münsteraner keine Sekunde ohne Circle Pit, Wall Of Death oder Stagediving verstreichen. Neaera nutzen diese Steilvorlage um einen Hit nach dem anderen in fast schon erschreckend heftiger Version aus den Boxen zu schleudern. Es lässt sich leicht erkennen, dass die extrem sympathischen Jungs mit ihrer Mischung aus Metalcore und klassischem Death Metal den Nerv der meisten Anwesenden treffen und so nach ihrem Gig den größten Applaus des Abends ernten.
Nach diesem Triumphzug machen sich viele auch schon auf den Heimweg und es wird klar, dass es für Sonic Syndicate schwer wird, das Energieniveau zu halten. Nach kurzem Intro wird schnell klar, dass sie dazu keine Chance haben. Die Schweden geben zwar Vollgas, feuern ihre Stücke aber in ein lethargisches Publikum. Stimmung entsteht nur auf Aufforderung – aber selbst dann nur in den vorderen Reihen. Die Band ist zugegebenermaßen auf der Bühne selbstsicherer als früher, jedoch wirkt die Performance kalt, leblos und einstudiert. Es herrscht kaum Publikumskontakt und die wenigen Ansagen kommen standardisiert und belanglos rüber. Dazu ähneln sich die Stücke einfach zu sehr und langweilen die meisten Anwesenden schon nach zwei Songs – ein Stimmungskiller par excellence. Klar ist: Auch wenn einige Fans ihren Spaß hatten, sobald dieser Band der Geld- und Supporthahn seitens Nuclear Blast abgedreht wird, verschwinden Sonic Syndicate in der Versenkung. Denn neue Fans haben sie heute (und auch schon bei vielen Gigs zuvor) sicher nicht gewonnen.
Nach der letzten Umbaupause des Abends stehen dann auch nur noch Thrash-Fans und Neugierige im Saal. Die Legion Of The Damned stört das nicht im Geringsten. Die Holländer blasen allen Anwesenden vor Jahresende noch einmal richtig die Ohren durch und lassen die Köpfe im Dauerrhythmus rotieren. Mit Klassikern wie „Malevolent Rapture“ oder „Sons Of The Jackal“ und neuen Stücken der Marke „Pray And Suffer“ oder „Cult Of The Dead“ ist dies auch ein leichtes. Die groovigen Thrash-Granaten bewegen den Nacken fast schon automatisch. Erschöpft und zufrieden begeben sich die restlichen Fans nach einem starken Auftritt und der Zugabe „Black Wings Of Yog-Sothoth“ nach Hause.
Resümierend kann man sagen: Die wilde Mischung der „Darkness-Over-X-Mas“-Tour hat hervorragend funktioniert und macht Lust und Hoffnung auf ein erneutes Gastspiel im nächsten Jahr. Bis dann! (mk)
Tags: Darkness Over X-Mas
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