Götter in Bayern

Verfasst am 10. Dezember 2008 von Michael Klein (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 8.484 views

Opeth | Vorbands: The Ocean, Cynic

06.12.2008 – Backstage Werk, München

Nur für fünf Konzerte gastieren die schwedischen Götter in Deutschland, um ihr bereits im Mai erschienenes Album „Watershed“ live zu präsentieren. Da erscheint es kein Wunder, dass fast sämtliche Gastspiele in hiesigen Gefilden ausverkauft sind. Mit Rund 1300 verkauften Tickets gibt es auch für das Münchener Backstage Werk keine Chance mehr für diejenigen, die noch keine Karte haben.

Der etwas abseits liegende Club (in dessen kleinerem Nebensaal parallel die Berliner Pothead rocken) überrascht durch seinen Arena-artigen Aufbau und somit beste Sichtmöglichkeiten von allen Seiten. Außerdem konnte man selbst beim Headliner trotz Sold-Out–Schild an der Abendkasse noch bequem in der Menge stehen. Respekt! Manch andere Veranstalter hätten noch hundert Leute mehr reingelassen.

Der Abend wird recht plötzlich von The Ocean eröffnet, die der Unsitte zum Opfer fallen, dass Vorbands noch vor veröffentlichtem Veranstaltungsbeginn auf die Bühne geschickt werden. Da die Hälfte der Anwesenden noch in der Einlassschlange steckt und viele andere noch ihre Jacken abgeben oder Bier bestellen, verpufft der Noisecore der Berliner in den lichten Reihen vor der Bühne. Nach nur dreißig Minuten müssen sie auch schon wieder das Feld räumen, um den reformierten Jazz-Metal-Göttern von Cynic Platz zu machen. Schon als das Quartett auf die Bühne steigt zeigt sich am Applaus, dass nicht wenige der Anwesenden sich auf das vertrackte Material der Amis freut. Der „Focus“ liegt zwar nicht auf dem gleichnamigen Kult-Debüt von 1993, sondern eher auf dem aktuellen Album „Traced In Air“, jedoch wird das neue Material mindestens genauso abgefeiert. Leider erweist sich gerade bei so vertracktem Material die halbe Stunde Spielzeit als viel zu wenig um richtig Zugang zu den progressiven Stücken zu finden. Viele Fans hoffen daher auf eine bald kommende Headliner-Tour der Pioniere aus Kalifornien.

Mystische Klänge leiten den Teil des Abends ein, den die meisten mit großer Spannung erwartet haben. Die fünf Schweden treten auf die Bühne und walzen mit dem heftigen „Heir Apparent“ sogleich alles nieder, um den Weg für ihren Triumphzug zu ebnen. Nach dem letzten Ton des Openers schlägt dem sympathischen Fünfer erst mal tosender Jubel entgegen. Bereits jetzt ist schon klar: Opeth können heute Abend nichts mehr falsch machen – und machen dies auch nicht.

Es ist immer wieder eindrucksvoll anzuschauen, wie präzise und gefühlvoll die Fünf ihre komplexen Songs auch auf der Bühne umsetzen. Herausragend ist dabei nicht nur die Rhythmusfraktion, sondern auch der perfekte Wechsel zwischen Clean- und Grunt-Gesang von Fronter Mikael Åkerfeld. Stücke wie „The Grand Conjuration“ oder „Deliverance“ blühen auf der Bühne erst richtig auf und lassen die Anwesenden in musikalische Trance versinken. Ein Fest für alle Sinne! Selbst die Lachmuskeln werden während der Ansagen strapaziert – etwa wenn das neue Metal-Symbol „The Hook“ eingeführt wird oder die Band mit den Namen der Accept-Musiker vorgestellt wird („… on the Keys: Mr. Udo Dierkschneider…“). Nach so einem grandiosen Auftritt kann man es kaum fassen, dass nach etwa 100 Minuten (inklusive gespielter Zugabe) schon Schluss sein soll. Doch gewiss ist: Der Weg nach München hat sich vielfach ausgezahlt. (mk)

Setlist Opeth:
Intro
Heir Apparent
The Grand Conjuration
Godhead’s Lament
Hope Leaves
The Lotus Eater
Deliverance
Demon Of The Fall
—————-
The Drapery Falls

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