Ägypten in Aschaffenburg

Verfasst am 02. Juli 2010 von Michael Klein (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 3.213 views

Nile | Vorband: Verdict

01.07.2010 – Colos-Saal, Aschaffenburg

Wie lässt sich erklären, dass bei der überaus seltenen Gelegenheit die amerikanische Ägypto-Todesmachinerie von Nile live bewundern zu dürfen, nicht einmal hundert Mann im Colos-Saal versammelt sind? Zu heiß? Musik zu hart? Fans zu weich? Warum auch immer – der Abend hätte mehr Besucher wirklich verdient.

Verdict Colos Saal

Meinen auch die Local Heroes von Verdict, die bereits zum dritten Mal im Colos eröffnen dürfen. „Die Sitzen alle vor dem Fernseher und warten bis die Fußballübertragung losgeht. Aber heut‘ ist kein Spiel!“, kommentiert Sänger „Ratte“ den Mangel an Headbangern in den Reihen. Trotzdem geben die fünf Vollgas und spendieren den Anwesenden unter anderem mit „Root Of Unrest“, „Sick Society“ und „The Archangel“ die volle Thrash-Breitseite. Dabei knallen die ohnehin nicht gerade kuscheligen Stücke heute extrem derbe – es scheint so, als ob sich die Miltenberger Formation instinktiv am Härtegrad des Headliners orientiert hat. Highlights des dreiviertelstündigen Auftritts sind heute das nackenbrechende „The Creed“ und der finale Todesstoß „Assassin : Nation“. Siegeszug Galore – und wie immer geil!

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Nile Colos SaalOsiris sei Dank haben sich die Fans inzwischen so geschickt verteilt, dass es halbwegs gut gefüllt aussieht und das ägyptische Gemetzel losgehen kann. Natürlich bildet das neue Werk „Those Whom The Gods Detest“ das Fundament der Songauswahl. Aber es kommen auch Perlen wie „Ithyphallic“, „Sarcophagus“ oder der Zungenbrecher „Papyrus Containing The Spell To Preserve Its Possessor Against Attacks From He Who Is In The Water“ zum Einsatz – und mähen alles nieder. Das Gitarren/Gesangs-Duo Sanders/Toler-Wade frickelt sich die Finger ab, um neben derbsten Riffs auch feine Soli und die Nile-typischen ägyptischen Melodien zu beschwören, während Drummer Geroge Kollias dazu in unmenschlichem Tempo sein Kit bearbeitet. Tour-Bassist Chris Lollis steuert neben dem Tieftöner noch seine Stimme bei und erhöht die Stimmfront der unheiligen Grunts auf drei Kehlen.
Was auf Platte oft matschig und anstrengend klingt, funktioniert live überraschend gut. Die Songs sind auch als solche erkennbar und durch Hinzunahme einiger Samples verströmen die Kompositionen ein unheimliches Flair, dem man sich nur schwer entziehen kann.
Jedenfalls sind nach einer Stunde und dem brachialen Rausschmeißer „Black Seeds Of Vengeance“ Musiker und Fans schweißgetränkt und sehr zufrieden. (mk)

Nile Colos Saal

Fotos: Linda Klein-Bartel

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