Brasilianische Sauna

Verfasst am 10. Juni 2010 von Michael Klein (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 3.497 views

Soulfly | Vorbands: The Haunted, Burden

09.06.2010 – Colos-Saal, Aschaffenburg

Am 11. Juni beginnt in Sudafrika die Fußball-Weltmeisterschaft. Brasilien zählt – wie immer – zu den größten Favoriten für den Titel. Und wenn die Jungs in der gleichen Form aufspielen wie die Landsmänner von Soulfly am heutigen Abend, steckt der Pokal schon in der Tasche.

Bevor aber Max und Co. die Temperaturen im Colos-Saal auf tropische Verhältnisse ansteigen lassen, versuchen Burden etwas Stimmung zu entfachen. Doch bei den ausnahmslos Mid-Tempo-lastigen schwerfälligen Stoner-/Doom-Stücken will diese nicht so recht aufkommen. Verpeilte Ansagen und relativ statisches Auftreten sind dann auch nicht unbedingt förderlich.

Besser machen es The Haunted. Und zwar auf Anhieb. Die schwedischen Ballermeister packen mit dem aggressiven „Bury Your Dead“ fest zu und lassen nicht mehr los. Nach und nach sieht man immer mehr Köpfe in der Menge rotieren. Nach Krachern wie „99“ oder „D.O.A.“ gewinnt auch der Pit an Form und lässt das Raumthermometer um einige Grad nach oben klettern. Schweißüberströmt und ziemlich außer Puste muss Sänger Peter Dolving kurz vor Ende des Auftritts eine kleine Pause einlegen. Macht nix – geht den meisten Fans ja auch so. Nach vierzig saustarken Minuten ist dann aber endgültig Schluss. Die Band bedankt sich vielmals und entlässt die Anwesenden zur Abkühlung an die frische Luft.

Um sich eine halbe Stunde später – nach den ersten Takten von „Blood Fire War Hate“ – wieder in der brasilianischen Sauna gesund zu schwitzen. Selbst wenn sich Max immer weniger bewegt (und auch spielt) und sich mehr aufs Singen konzentriert: Die Energieleistung der vier Musiker ist erstaunlich! 90 Minuten lang fließt der Schweiß in Strömen. Gitarrist Marc Rizzo fließt der Saft in Rinnsalen von Kinn und Ellbogen. Trotzdem spielt der Kerl noch fabelhaft und peitscht die Fans mit Kicksprüngen und fordernden Gesten auf. Und dass der dürre Schlagzeuger Joe Nunez nicht irgendwann vollkommen entkräfte vom Hocker fällt, ist wirklich verwunderlich.
Andererseits haben Songs wie „Back To The Primitive“, „Prophecy“ oder das neue „Kingdom“ auch eine aufpeitschende Wirkung. Stillstand und Ruhe sucht man entsprechend heute vergebens – auch wegen der verhältnismäßig hohen Lautstärke. Cavalera (nein – es sind nicht drei Fuchsschwänze am Kopf! Es sind Haare!) schürt mit eingestreuten Sepultura-Basics („Refuse/Resist“, das mit Max‘ Sohn am Schlagzeug gespielte „Troops Of Doom“) immer wieder das Feuer bevor mit dem obligatorischen „Roots Bloody Roots“, dem angespielten „Jumpdafuckup“ und „Eye For An Eye“ die heiße Angelegenheit ein Ende findet. Wer danach noch trocken ist, war nicht da. Geil! (mk)

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