In Vain – „Mantra“
Verfasst am 09. Februar 2010 von A. Wissel (Kategorie: CD-Rezensionen) — 15.043 views
Ein Traum!
Nach zwei Demo-Tapes und einem Debüt-Album von der Presse sowie den Fans schon so hochgejubelt zu werden ist eine Kunst. Eine noch größere Kunst ist es die hohen Erwartungen an den Nachfolger zu übertrumpfen. Dies tun die Norweger in ihrer neuesten Veröffentlichung „Mantra“ mit einem Paukenschlag.
Stilistisch begeben sich die Musiker auf eine wundervolle Reise zwischen Death Metal, Black Metal und progressiven Klängen. Nachdem auf dem Vorgänger 20 Gastmusiker am Album mitgearbeitet haben, wollte Gitarrist und Hauptsongwriter J. Haaland die neue Platte eher wieder nach einer Band anhören lassen und keinem Projekt.
Trotzdem bringen sich auf der Scheibe wieder einige Gastmusiker ein, unter anderem Kjetil Nordhus (Tristania, ex-Green Carnation!!), und Jan Kenneth Transeth (In the Woods…). Diese ergänzen das Komplettpaket hervorragend.
Der erste Song auf der Platte „Captivating Solitude“, zu dem auch ein Video gedreht wurde, beginnt mit einem kleinen akustischen Intro und steigert sich gleich in das epische Grundthema des Songs.
Direkt auffällig ist das sehr trockene Black-Metal-Gekeife, welches mich sehr an Enslaved errinnert. Unterstützt werden die Gitarrenwände von einem epischen Orgel-Klang, der sich im Mittelteil in ein Rammstein-ähnliches Synthie-Solo verwandelt. Der klare Gesang taucht in diesem Lied auch das erste Mal auf und passt optimal zur Stimmung des Liedes. Ein wirklich gelungener abwechslungsreicher Einstieg.
Das zweite Lied „Mannefall“ beginnt mit einem derben Oldschool-Death-Metal-Riffing, das von tiefen Grunzgesängen begleitet wird. In der ersten Hälfte des Liedes walzt es sich – für In-Vain-Verhältnisse – sehr minimalistisch nach vorne. Immer wieder kommen Sprech-Passagen oder hysterisches Gekreiche dazu. In der zweiten Hälfte kommen die typisch melodischen Riffs dazu. Diese steigern den Song auf neue Sphären und am Ende wird dieser mit dem unglaublich genialen Klargesang abgerundet.
Nach einem kurzen Zwischenspiel „Ain’t No Lovin‘“, das sich zwischen Country-Song und Blues befindet, kommt das mächtige „On The Banks Of Mississippi“ zum Zuge. Sehr gemächlich mit kleinen Doom-Anleihen und Streicher-Einlagen klinkt es sich direkt in die Gehörgänge hinein.
Das absolute Highlight für mich ist allerdings „Dark Prophets, Black Hearts“. Die Metalcore-Anleihen sind nicht zu verleugnen und die Hardcore-Shouts bringen eine unglaubliche Emotionalität in den Song.
Im Chorus danach ist allein das Riff der pure Wahnsinn. In Verbindung mit den derben Shouts kochen die Gefühle nach oben.
Im Mittelteil kommt auch ein kleiner Heavy-Metal- und Synthie-Part dazu, die das Lied einfach super ergänzen.
„Wyakin“ startet mit einem Erzähler und wird dann mehrstimmig im Chorus begleitet. Der komplette Song hat starken indianischen Einfluss und ist im Grundthema relativ gemütlich, aber am Ende wird dann wieder richtig Gas gegeben.
Im Zwischenteil gibt es wieder einen akustischen Abschnitt, bei dem besonders das Klavier heraussticht und die Sprech-Passagen unglaublich untermalt werden.
Der nächste Song „Circle Of Agony“ beginnt gleich mit den vorantreibenden Riffs gekoppelt mit schönen Melodien, die so absolut typisch sind für die Norweger. Nach der ersten Hälfte, gefüllt von fiesem Gekeife und Gegrowle, werden die Akustik-Gitarre und die Streicher wieder ausgepackt. Dieser Teil errinert mich stark an diverse Film-Musik und lässt einen einfach dahinschwelgen, nur um dann wieder zum Schluss von der Metal-Keule erschlagen zu werden.
Das Album endet mit dem epischen „Sombre Fall, Burdened Winter“. Dort wird die Vielschichtigkeit der Band mit einem Bläsereinsatz und des Riffings noch einmal unter Beweis gestellt. Ein glänzender Abschluss.
Es gibt eigentlich nichts großes Negatives zu dem Album zu sagen. Die Songs halten sich trotz ihrer Überlänge immer spannend und nutzen nicht ab. Dabei wird manchmal mit solch einer zerbrechlichen Stimmung gearbeitet, dass kein Auge trocken bleibt. Die Produktion ist schön organisch und trifft immer das Thema des Songs in der Tiefe perfekt.
Man weiß eigentlich nie, was in einem Lied als Nächstes auf einen zu kommt und wird immer wieder überrascht. Eine absolute Empfehlung für alle Fans von Opeth, Enslaved und Ghost Brigade. Mitreißend, atmosphärisch und ganz einfach wunderschön. (aw)
Bewertung: 13/15 Punkte
Genre: Dark Metal/Progressive Metal/Death Metal
Herkunft: Norwegen
Label: Indie Recordings
Veröffentlichungsdatum: 22.01.2010
Homepage: www.MySpace.com/InVainNo
Tracklist
- Captivating Solitude
- Mannefall
- Ain’t No Lovin‘
- On The Banks Of Mississippi
- Dark Prophets, Black Hearts
- Wyakin
- Circle Of Agony
- Sombre Fall, Burdened Winter
- Wayfaring Stranger (Cover)
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