Kein neumodischer Standard-Metal!
Verfasst am 01. Dezember 2009 von Michael Klein (Kategorie: Interviews) — 2.081 viewsEin Interview mit Close To Extinction
Die Old-School-Thrash-Welle hat Aschaffenburg erreicht! Das junge Quintett Close To Extinction hat sich vollends den allseits geliebten Shreddersounds von alten Helden wie Slayer oder Exodus verschrieben. Anhören könnt ihr euch das Ergebnis am 11.12.2009. Da spielen die Jungs zusammen mit Thorondir und Spoilt Flesh beim Double Trouble im JuKuz.
Metal-Aschaffenburg unterhielt sich mit den beiden Gitarristen Thomas und Niko.
Metal-Aschaffenburg: Für alle, die euch (noch) nicht kennen. Beschreibt euch doch bitte kurz!
Thomas: Also, das Projekt von Niko und mir existiert jetzt schon seit über einem Jahr. Wir hatten allerdings im ersten halben Jahr mit einigen Besetzungsproblemen zu kämpfen, daher würde ich sagen: so richtig gibt es uns erst seit Mitte 2009.
Nachdem die großen Thrash-Bands der 80er eigentlich zum Großteil nur noch neumodischen Standard-Metal machen, haben wir entschieden, uns dem guten, alten Thrash in seiner damaligen Form zu widmen. Unseren Sound würde ich als schnell, aggressiv und direkt bezeichnen, ohne Schnörkel, aber doch mit der einen oder anderen Melodie und Hookline.
Viele der von dir angesprochenen großen 80er-Bands kehren ja inzwischen wieder zurück zu ihrem „alten Sound“. Was haltet ihr denn von den eher wieder Old-School-orientierten Platten von Slayer („World Painted Blood“), Metallica („Death Magnetic“), Megadeth („Endgame“) oder Kreator („Hordes Of Chaos“)?
Kann man als Band überhaupt sein Niveau halten, ohne dem (Sound-)Einfluss der Zeit zu unterliegen?
Thomas: Ich finde die Scheiben eigentlich ganz okay – aber an das alte Zeug kommen die definitiv nicht ran. Allein schon wegen der viel moderneren Aufnahmetechnik ist es fast schon unmöglich genau den gleichen Sound zu treffen wie in den Anfangsjahren. Das macht aber auch nicht viel, schließlich entwickelt sich fast jede Band von Album zu Album weiter und ändert dementsprechend ihren Sound, das ist ganz natürlich. Trotzdem mag ich persönlich die alten Sachen lieber. Die einzigen Ausnahmen sind da „Enemy Of God“ von Kreator und „Tempo Of The Damned“ von Exodus, die Platten sind echt total geil!
Niko: Also ich finde die neuen Platten von Megadeth und Slayer ziemlich gut, wobei beide Bands eigentlich bis jetzt jeweils nur eine Platte rausgebracht haben, die nicht so gut war („Cryptic Writings“ und „Diabolus In Musica“). Kreator habe ich nie wirklich gehört und Metallica fand ich schon ab „Master Of Puppets“ ungut.
Ich glaube, dass die Soundentwicklung seit den 80ern vom Gehör der Musiker selbst abhängt. Die werden immer tauber und spielen über Verstärker die ihnen den Eindruck vermitteln als wäre der Sound besser obwohl er einfach nur bass-lastiger klingt und alles zumatscht. Megadeth bilden da allerdings eine Ausnahme, da sich meiner Ansicht nach der Sound ab „Peace Sells… But Who’s Buying“ nicht so sehr verändert hat – oder zumindest gleich gut geblieben ist.
Ihr seid alle noch recht jung – wann und wo kommt man denn als junger Musiker in Kontakt mit so „alten“ Kapellen wie Kreator, Exodus oder Sodom – wo doch sonst viele gleichaltrige eher Berührungspunkte mit Bands wie Trivium oder Slipknot haben?
Thomas: Vor allem auf Festivals und Konzerten, weil die alten Bands teilweise immer noch recht ausgiebig touren. Mit dem Colos-Saal in Aschaffenburg haben wir da ja auch ´ne super Anlaufstelle in der unmittelbaren Umgebung.
Ich glaube aber, der größte Unterschied zwischen uns und den Kiddies, die Metal als Musikrichtung erst entdeckt haben, als sie mal ein Slipknot-Video auf MTV gesehen haben, ist, dass wir größtenteils mit dem Hard & Classic Rock aufgewachsen sind, den unsere Eltern größtenteils auch hören. Auf die Art und Weise wird man schon relativ früh auf den Sound geprägt. Dass man sich dann in Richtung der alten Sachen weiterentwickelt liegt auch zu einem Großteil daran, dass Metal damals noch nicht so eine riesige Musikindustrie wie heutzutage war.
Was haltet ihr denn selbst von den ganzen derzeit aus dem Boden sprießenden Old-School-Thrash-Newcomern wie Gama Bomb, Municipal Waste, Toxic Holocaust, Suicidal Angels etc.?
Thomas: Sehr viel, schließlich machen die ja im Prinzip das gleiche wie wir – nur noch etwas erfolgreicher. Gerade Gama Bomb sind meiner Meinung nach genau das, was der Musikrichtung in den letzten 15 Jahren gefehlt hat. Es gab einfach nur sehr wenige junge, neue Bands die Thrash gespielt haben und dementsprechend finden wir es wirklich gut dass neben den großen alten Thrash-Titanen mal ein bisschen frisches Blut hereinkommt.
Könnte eine Band wie Gama Bomb denn jemals so groß werden wie Exodus, Overkill und Co.?
Kann bzw. will man mit Old-School-Thrash eigentlich noch neue Impulse in der Szene setzen? Letztenendes wird man ja doch immer mit den alten Idolen verglichen – das Ergebnis ist stets das gleiche: „Die alten sind eh die besten.“
Thomas: Kann man nicht, will ich auch gar nicht. Wir fanden die Musik so gut wie sie in den 80ern war und so spielen wir sie auch. Natürlich wird man mit den großen Bands verglichen, aber wenn man alles richtig macht, braucht man diesen Vergleich nicht zu scheuen. Es wird wohl keine der jüngeren Bands je so bekannt werden wie Metallica, Slayer oder Exodus, aber das ist ja auch gar nicht Sinn der Sache. Wir machen diese Musik weil sie uns Spaß macht, nicht weil wir damit bekannt werden und Geld verdienen wollen.
Niko: Also ein bisschen Geld verdienen wäre nicht übel… Mit den „Alten“ verglichen zu werden ist nicht zu vermeiden, aber ich finde, dass Bands wie Gama Bomb, Stagewar und wir nicht so sehr wie die alten Thrash-Bands klingen – insofern würde ich den Vergleich nicht nachvollziehen können.
Welche Thrash-Platten sind für euren Sound die wichtigsten Einflüsse?
Thomas: Definitiv ältere Sachen. Eigentlich kann man alles was bis 1986 an Thrash-Scheiben auf den Markt kam zu unseren Einflüssen zählen, aber insbesondere wären da „Reign In Blood“ und „Show No Mercy“ von Slayer sowie „Pleasure To Kill“ von Kreator und „Kill ‚em All“ von Metallica zu nennen.
Habt ihr vielleicht einen Geheimtipp für uns?
Niko: Stagewar aus dem Taunus. Die sind einfach genial.
Thomas: Also so geheim sind die jetzt nicht mehr, aber Verdict finde ich ziemlich gut. Wer die noch nicht live gesehen hat, der hat echt was verpasst.
Da kann ich nur zustimmen. Die letzten Worte gehören euch!
Drink, Fuck, Bang! And metal up your ass!
(mk)
Tags: Close To Extinction
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