Serenity | Vorbands: Temperance, Tulip, Flowerleaf

Verfasst am 21. Februar 2024 von Michael Klein (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 921 views

21.02.2024 – Colos-Saal, Aschaffenburg

Kaum zu glauben, dass das der erste Headliner-Auftritt von Serenity im Colos-Saal sein soll. Gefühlt haben die Österreicher bei jeder Show hier ganz groß abgeräumt.
Doch bevor die Tiroler ihr neues Album „Nemesis AD“ live präsentieren, dürfen gleich drei (!) Supports die Anwesenden aufwärmen.

Den Anfang machen Flowerleaf. Die Brasilianisch-Deutsche Kollaboration kann mit von Beginn an tollem, druckvollen Sound punkten.
Von einer satten Doublebass angetrieben und mit breit aufgestellten Vocals (Sängerin Vivian deckt vom Sopran bis zu einzelnen Grunts alles ab) gewinnen Flowerleaf mit ihrem leicht an Epica erinnernden Stil schnell neue Fans.
Die ernsten Mienen haben die Musiker daher gar nicht nötig. Das war ein optimal ins Billing passender Auftakt!

Anschließend gibt es Tulpen aus Texas. Und die fallen weniger blumig aus als vermutet. Tulip ziehen ein ziemliches Brett auf. Von zwei fette Riffsalven abfeuernden Gitarren flankiert steht die beeindruckend souverän agierende Sängerin Ashleigh im Mittelpunkt des Geschehens.
Musikalisch deutlich weniger symphonisch als die anderen Teilnehmer des Abends, scheut das Quartett auch keine Grunts oder brettharte Djent-Riff-Attacken – ohne dabei ihren melodischen Kern zu verlieren.
Sie hätten mit diesen knackigen und direkten Sound auch hervorragend ins Billing der letzten Delain-Tour gepasst. (Link)
Die TexanerInnen stehen zwar selbstsicherer als Flowerleaf auf der Bühne, hätten aber mit etwas mehr Animation heute sogar noch deutlich mehr Publikumsreaktionen herausholen können. Dennoch: Starker Auftritt!

Nach diesen beiden Shows ist es überraschend, was die anschließend aufspielenden Temperance noch drauflegen!
Das ist in sachen Spielfreude und Spielspaß kaum zu überbieten und legt die Messlatte für den Headliner gefährlich hoch!
Die Band rund um Bandkopf/Ausnahmegitarrist Marco Pastorino und Sänger Michele Guaitoli (auch bei Visions Of Atlantis) machen auf der Bühne mehr Meter als manche Bands in ihrer Karriere und haben dabei immer noch genug Energie um sich gegenseitig (und das Publikum!) anzuspornen, herumzuspaßen und dann noch gemeinsam mit der neuen Sängerin Kristin Starkey dreistimmige Vocals auf Too-Niveau abzuliefern. Respekt!
Dass die Italiener auch einige wirklich starke Songs („Daruma“, „Diamanti“) im Gepäck haben, gerät dabei fast zur Nebensache, denn die etwa 200 Anwesenden fressen dem Quintett ohnehin schon vom ersten Ton aus der Hand. Ein kaum zu bremsender Sturm, der mehr als deutlich macht, dass diese Band eine goldene Zukunft erwartet!

Wenn Serenity nicht so erfahrene Hasen wären, hätten sie nach dieser Performance ein echtes Problem.
Doch die Österreicher haben Glück. Denn neben starken Songs wie dem gefeierten „Ritter, Tod und Teufel” oder dem Klassiker „Velatum“ bringen die Jungs um Sänger (und Entertainer) Georg Neuhauser so viel Erfahrung mit, dass es keinen echten Stimmungsabfall gibt.
Praktisch natürlich, dass Marco Pastorino von Temperance inzwischen auch bei Serenity eingespannt ist. Die zweite Gitarre und seine guten Backing Vocals verleihen dem Live-Sound der Band viel mehr Breite.
Die rund um das aktuelle Album gestrickte Setlist wird von einem kleinen Akustik-Block unterbrochen, in dem die Band mit „Broken Dreams“ auch ein Stück des Fallen Sanctuary-Projekts von Georg und Marco spielen (von Georg als „zwei Superglatzen geben Vollgas“ beschrieben) und damit viel Appetit auf eine reine Unplugged-Tour machen!

In dem den Zugabenblock einleitenden „My Kingdom Comes“ darf der für Gitarrist Chris Hermsdörfer eingesprungene Michael Brink seine Grunt-Qualitäten unter Beweis stellen, ehe „Sun Of Justice“ und „Lionheart“ den von vorne bis hinten gelungenen Abend beenden. (mk)

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