Red Veil
Verfasst am 01. Oktober 2022 von Michael Klein (Kategorie: Band Of The Month, Interviews) — 1.080 viewsGerade haben die Hessen von Red Veil ihre beachtenswerte Debüt-EP „Origin“ veröffentlicht.
Wir unterhielten uns dazu mit Julian, dem Bassisten (und Gründungsmitglied) der Band:
Metal Aschaffenburg: Hey! Bei euch war seit unserem letzten Interview eine Menge los.
Insbesondere dürften euch die Umbesetzungen etwas ausgebremst haben, oder?
Red Veil (Julian): Ja, die Besetzungswechsel haben uns schon etwas durcheinander gewirbelt. Denn statt an neuen Songs zu feilen oder den Recording-prozess, den wir mit der alten Besetzung bereits begonnen hatten, voranzutreiben, hieß es dann erst einmal Musikersuche für uns. Dadurch war der Bandfortschritt für eine gewisse Zeit praktisch auf Eis gelegt. Besonders lange haben wir nach einer passenden Sängerin gesucht, zumal es im Rhein-Main-Gebiet ja nicht gerade von Metal-Sängerinnen wimmelt. Aber zum Glück haben wir dann mit Valeska endlich eine Sängerin gefunden, die musikalisch, aber auch menschlich super in die Band passt. Und wenn wir ganz ehrlich sind: Wäre Valeska nicht auf uns zugekommen, gäbe es heute die Band vermutlich gar nicht mehr. Daher nochmals: Danke, Valeska! :)
Speziell wenn Sänger oder Sängerin in einer Band wechseln, hat das hörbare Auswirkungen. Euch hat es gleich zwei Mal erwischt. Wie kam es zu den Umbesetzungen am Mikrofon?
Ja, leider mussten wir uns bereits von zwei Sängerinnen trennen. Bei Alica, unserer ersten Sängerin, war es so, dass sie musikalisch etwas anderes machen wollte. Jetzt macht sie mit ihren Jungs von Farewell Spit richtig gute Mucke – hört mal rein! Vanessa war als Nachfolgerin dann leider nur wenige Monate in der Band. Kurz nach ihrem Einstieg ist sie nämlich umgezogen, wodurch das gemeinsame Proben dann nicht mehr regelmäßig möglich war. Aber auch sie ist weiterhin musikalisch aktiv und macht – zweiter Werbeblock – mit ihrer Band Thursday in March tollen Pop-Punk. Obwohl Trennungen natürlich immer irgendwie schwierig für alle Beteiligten sind, sind wir zumindest froh darüber, dass wir in beiden Fällen nicht im Streit auseinander gegangen sind, sondern uns sehr freundschaftlich getrennt haben. Und jetzt sind wir natürlich froh, dass wir Valeska haben.
Absolut. Ich finde, Valeska macht auf „Origin“ einen tollen Job. Ihre Stimme ist nicht so vordergründig, sondern sehr songdienlich – eher wie ein weiteres Instrument.
Schön auch zu hören, dass es da kein böses Blut gab und ihr noch verfolgt, was Alica mit Farewell Spit macht!
Absolut! Wir haben beispielsweise bereits einen gemeinsamen Gig mit Farewell Spit gespielt und würden uns nicht beschweren, wenn noch ein paar weitere dazukommen würden. Zudem war unser Gitarrist Marius der Recording Engineer der ersten EP von Farewell Spit.
Zuletzt habt ihr euch mit Julian von Third Wave verstärkt. Wie kam es denn dazu?
Zunächst einmal haben wir in letzter Zeit immer mal wieder überlegt, einen zweiten Gitarristen in die Band zu holen. Da wir in unsere Songs nämlich häufig unterschiedliche Gitarrenparts einbauen, wollten wir, dass die nicht einfach aus der „Dose“ kommen, sondern von jemandem live gespielt werden. Während eines gemeinsamen Gigs mit Third Wave haben wir dann Julian näher kennen gelernt und uns auf Anhieb super verstanden. Da er sich auch in unserem Genre gut auskennt, das spielerische Können mitbringt und natürlich auch unsere Musik feiert, haben wir dann gemeinsam entschieden, dass er Teil von Red Veil wird. Jetzt ist er nicht nur unser zweiter Gitarrist, sondern auch unser zweiter Julian.
Kommen wir zum musikalischen: Eure Debüt-EP hat gerade das Licht der Welt erblickt. „Origin“ ist da natürlich ein passender Name. Wobei damit sicherlich nicht euer Ursprung gemeint ist, oder?
Zumindest nicht direkt. Obwohl „Origin“ der erste Song ist, den wir in der neuen Besetzung geschaffen haben, stammt der Titel aus dem Songtext. Ohne jetzt die ganzen Lyrics erklären zu wollen, geht es in dem Song grundsätzlich um den Ursprung der Menschheit und die Spuren, die sie auf diesem Planeten hinterlässt. Da wir aber dachten, dass der Name „Origin“ auch sehr gut zu unserer ersten größeren Veröffentlichung passt, heißt nun auch die EP „Origin“.
Wie lange feilt ihr denn an euren Arrangements?
Kurze Antwort: Lange, sehr lange. Bei uns ist es meistens so, dass alles mit einem markanten Riff beginnt. An dieses Riff hängen wir dann Schritt für Schritt andere, passende Parts an, bis wir das Gefühl haben, dass daraus ein Instrumental-Song geworden ist. Erst dann wird er im Proberaum mehrmals gespielt, um ein Gefühl für den Song zu kriegen: welchen Vibe hat er, in welchem Tempo sollen wir ihn spielen, welche Stellen fühlen sich noch nicht richtig an usw. Erst wenn sich die Instrumentalversion „rund“ anfühlt, kommt die Gesangslinie dazu, die dann natürlich an das bereits Bestehende angepasst wird. Dabei ist uns wichtig, dass die Gesangsmelodie noch etwas mehr aus dem Song herausholt, weshalb wir den Gesang schon ein bisschen wie ein weiteres Instrument behandeln. Den letzten Schliff bekommen die Songs dann natürlich im Studio, wo wir noch Kleinigkeiten anpassen und auch noch die ein oder anderen Layer oder Backing-Vocals hinzufügen.
Ich liebe es ja, wenn sich die regionalen Bands gegenseitig unterstützen. Ihr habt „The Stain“ zusammen mit Corbian aufgenommen. Wie ist diese Kollaboration entstanden?
Wie wir, proben auch Corbian schon seit einigen Jahren in einem Proberaum in der Kommune2010 in Offenbach. Daher kennen wir uns schon seit Jahren und sind mit ihnen mittlerweile auch gut befreundet. Inzwischen teilen wir uns sogar denselben Proberaum. Zu Nils Gastauftritt kam es, da wir im Studio den Eindruck hatten, dass dem Song noch etwas „Punch“ fehlt – förmlich hat der Song nach Harsh-Vocals geschrien. Da Nils aus seinem Kehlkopf gefühlt ja alle Geräusche songdienlich rauskotzen kann, kam natürlich nur er dafür in Frage. Nach einem „Siggi“ von Nils später stand er schon bei uns im Studio. Wir finden, dass sein Feature den Song enorm aufwertet – was uns aber gleichzeitig in die Bredouille bringt, das Live auch irgendwie hinzukriegen. Vielleicht sollten wir Nils doch fix in die Band mitaufnehmen? ;)
Welchen „Cataclysm“ besingt ihr denn in eurem Song?
Auch hier wollen wir nicht zu viel von unseren Texten verraten. Daher nur so viel: In „Cataclysm“, dessen Text während des ersten Lockdowns entstand, geht es vor allem um das Thema mentale Gesundheit, also um Katastrophen, die im Kopf, in der Psyche ausbrechen. Obwohl derartige Themen zum Glück nicht mehr so tabubehaftet sind, wie sie es noch vor ein paar Jahren und Jahrzehnten waren, finden wir es dennoch wichtig, dass man weiter über sie spricht – gerade auch in der Musik.
Dem stimme ich zu 1000% zu! In den letzten Monaten hat die Musikwelt sehr viele Menschen auch aufgrund oder in Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen verloren. Und das Thema ist in der Gesellschaft noch lange nicht dort angekommen, wo es stehen müsste! Danke an euch für diesen Beitrag und danke für das Interview!
Anmerkung der Redaktion: Solltest du selbst das Gefühl haben, dass du dich in einer ausweglosen oder belastenden Situation befindest, aus der du nicht herausfindest, dann wähle bitte die kostenlose Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 der Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de) und du erhältst anonym Hilfe von Beratern, die mit dir Auswege finden werden! Vergiss nicht: Du bist wertvoll! Immer!
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(mk)