Long Distance Calling
Verfasst am 09. Juni 2019 von Mathias Anthes (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 4.201 views06.06.2019 – Aschaffenburg, Colos-Saal
Nach der Hitze am Mittwoch war gefühlt die Hälfte der Nation zu frisch am heutigen Donnerstag angezogen. Aus dem Tag lernen und sich abends entsprechend den Temperaturen anzupassen, war aber ein Fehler. Trotz der unverdient lichten Publikumsmenge wurde einem warm ums Herz und gut eingeheizt.
Die vier Burschen spielten pünktlich 20 Uhr auf und die ersten zwei Songs stellten die Wegweiser für den gesamten Abend. Mit „Into The Black Wide Open“ wurden wir sanft in das geniale Gitarrenspiel eingeführt, um dann mit „Ascending“ direkt eines der vielen Riffmonster um die Ohren gehauen zu bekommen. Die Setlist war unglaublich gut ausgewogen zwischen Songs zum Staunen und Sichverlieren, Hits und Abgehkanonen. Im Grunde wie viele Songs von LDC an sich aufgebaut sind. Liebhaberstücke wie „Ductus“ und im direkten Anschluss „Black Paper Planes“ haben natürlich nicht gefehlt und waren schon das gesamte Eintrittsgeld wert. Ebenso selten live gespielte Songs wie „Momentum“ vom Album „Trips“, worüber sich sicher mehr als einer freute. Aber nicht nur die Songauswahl war ausgewogen, auch der Sound war unglaublich gut, sodass man seinem favorisierten Instrument geschmeidig folgen konnte. Es war ein zum Teil anstrengender Abend für das Handgelenk mit vorprogrammierter Sehnenscheidenentzündung. Wer kennt das nicht, dass man als geneigter Luftgitarrenspieler mal eben den Bass und das Schlagzeug mit auf seinem imaginären Saiteninstrument spielt und nur am Schrammeln ist. Mentaler Abschuss war definitiv der Zugabensong „The Metulsky Curse“. Da war einfach alles. Gleichzeitig. Ganz große Klasse.
Wir durften zwei komplette Stunden unfassbarer tighter Spielfreude genießen. Gemäß der Qualität der Musik hätte der Colos-Saal gestopft voll sein müssen. Nächstes Mal, Freunde. Welch Energiepotential in dieser wunderbaren Instrumentalband steckt, erfährt man zum Teil nur live. Aber den Herrschaften sieht man einfach an, dass sie derart Spaß dran haben ihr Zeug zu zocken, zu leben, dass es egal ist, ob da 300 oder 3000 Leute stehen. Das nennt man in seinem Element sein. (lbk)