69 Chambers

Verfasst am 16. Juni 2018 von Michael Klein (Kategorie: Interviews) — 2.769 views

Metal-Aschaffenburg: Hallo, Nina! Bei unserem letzten Interview 2012 im Aschaffenburger Colos-Saal, vor der Show mit Delain sah es noch so aus, als ob es richtig gut läuft für die 69 Chambers. Doch kurz darauf kam eine lange Pause…
Im Interview im Legacy hast du sogar erwähnt, dass du mit dem Gedanken gespielt hast, die Band aufzulösen. Zum Glück habt ihr euch anders entschieden!
Wie schwer ist es denn eine Band der Größenordnung der 69 Chambers am laufen zu halten? Wie viel Energie muss und kann man dafür aufbringen?

Nina: Nun, wenn man mit Leidenschaft bei der Sache ist und die Unterstützung seiner Fans und Freunde hat, dann ist die „Größe“ der Band nicht das Entscheidende. Eine Band am Laufen zu halten kostet viel Energie, gleichzeitig erhält man auch Energie zurück. Aber manchmal kommt eben das Leben dazwischen, ich sag‘ jetzt mal brutal „das wahre“ Leben, und da relativiert sich nun mal vieles. Da hat man als Musiker, der nicht von der Musik leben kann, zwischendurch vielleicht mal andere Dinge, um die man sich kümmern muss…

Der Gig beim Jeonju Ultimate Music Festival 2017 in Südkorea war dann das erste größere Lebenszeichen seit langer Zeit. Ab wann stand denn fest, dass es mit 69 Chambers weitergeht? Und wie kam es zu der Initialzündung?

Es gab keine Initialzündung, es war eher ein Prozess. Wir hatten so viele Ideen für neue Songs, und die waren es letztlich, die uns davon überzeugten, weiterzumachen. Vom Timing her war der Gig in Südkorea nicht optimal, da wir das neue Album noch nicht am Start hatten – die Aufnahmen waren noch nicht ganz abgeschlossen. Aber wenn man die Chance hat, als „Nobody“ an einem Riesenfestival in Asien aufzutreten, dann muss man sie einfach packen. Und es hat sich verdammt gut angefühlt, nach der zermürbend langen Pause endlich mal wieder auf der Bühne zu stehen.

2018 können wir uns nun sogar über ein neues Album freuen! „Machine“ ist richtig cool geworden!
Auffällig ist, dass das Album ein neues Logo trägt. Ist das ein bisschen das Sinnbild für einen Neuanfang?

Das Logo mit der stilisierten 69 bleibt bestehen, nur der Schriftzug auf dem Album ist neu. Ja, wir wollten einen Neustart wagen. Und wir wollten auch dem Grafiker Charles Blunier, der wirklich hervorragende Arbeiten macht, die Gelegenheit geben, sich künstlerisch auszutoben. Wir sind ja kein Großunternehmen, das sich strikt an irgendwelche Corporate-Identity-Regeln halten muss.

Die Artworks und Bandfotos zu „Machine“ sind, wie auch schon zu „Torque“, richtig klasse und erfrischend anders. Welche Verbindung steckt hinter dem Coverartwork und den textlichen Inhalten von „Machine“?

Dankeschön fürs Kompliment! Den Songtitel „Machine“ fanden wir auch als Albumtitel passend und das wollten wir dann entsprechend bildlich darstellen – auf möglichst plakative, aber dennoch überraschende Weise. „Machine“, das schreit ja in dem Genre nach irgendetwas Düsterem, Mechanischem, Ölverschmiertem. Wir wollten eine modernere Umsetzung, und da ich in dem Song singe „I am a Machine“ bot es sich an, dass ich auf dem Cover die Maschine bin.

Der Begriff „Fuck You List“ war mir neu. Ich nehme an, dahinter steckt eine Abrechnung mit jemandem, der dich verärgert hat?

Ja, mit mehreren – obwohl ich genau gesagt weniger verärgert als enttäuscht war. Dahinter steckt eine lange Geschichte, die ich hier nicht ausbreiten möchte, aber ich denke, diejenigen, die gemeint sind, fühlen sich angesprochen. Und damit ist es auch schon getan. Ich bin kein nachtragender Mensch. Letztlich ist der Song keine Abrechnung sondern eine Momentaufnahme von dem, was ich zu einer gewissen Zeit empfand.

Allgemein habe ich den Eindruck, dass die Texte (und auch etliche aggressive, harte musikalische Parts) nach einem Ventil für angestauten Frust klingen. Oder liege ich da falsch?

Ist das bei harter, aggressiver Musik nicht immer so? Negative Gefühle schreiben nun mal die besseren, kraftvolleren Songs. Ich persönlich habe mich jedenfalls nie von Happy Musik angesprochen gefühlt.

Ich war vor kurzem im Ferrari Land nahe Barcelona und musste dort tatsächlich auch an 69 Chambers und dich denken, als ich in der dortigen Achterbahn in fünf Sekunden auf 180 km/h katapultiert wurde. Wenn das Album „Machine“ ein Auto wäre, welches Modell wäre es dann?

Ich würde jetzt gerne behaupten, dass „Machine“ der neue Porsche 911 GT2 RS ist – etwas vom Extremsten, was ich in meinem Job als Autojournalistin je fahren durfte. Aber dieses Fahrzeug ist technologisch hoch entwickelt, bis ins letzte Detail perfektioniert und so absurd teuer, dass es für Normalsterbliche außer Reichweite bleibt. Also gebe ich mich doch mit einem alten, nicht ganz perfekten, aber dafür charismatischen Porsche 911 mit luftgekühltem Boxermotor zufrieden.

Welche Musik hörst du denn am liebsten im Auto? Oder hörst du dort am liebsten nur die Motorensounds?

Das kommt sehr aufs Auto drauf an. Ich liebe laute Sportmotoren, andererseits kann das bei längerer Fahrt auch mal nerven. Oft streame ich im Auto Internetradio, um neue Bands zu entdecken. Und manchmal höre ich gar keine Musik, sondern gebe mir einen News-Channel.

Vielen Dank für das Interview, Nina!

Danke dir für die Fragen!

(mk)

www.69Chambers.com

 

In Zusammenarbeit mit Massacre Records verlosen wir HIER zwei Exemplare des neuen Albums „Machine“!

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