Sirkus | Vorband: Reno Vega
Verfasst am 09. Juni 2018 von Gringer (Kategorie: Konzert-Rezensionen, Regionale Bands) — 3.509 views08.06.2018 – Colos-Saal, Aschaffenburg
Geheime Vorband Nr. 1 an diesem Abend war das Sidekick. Es spielte das Falafelsandwich auf. Technisch sicher, sinnlich, überzeugend in Auftritt, Geschmack und Abgang. Klare Empfehlung meinerseits: Sich nicht in Eile noch was zu Essen reinzustürzen oder beim Döner einzukehren (macht das doch einfach dann nachts), sondern den Abend gemütlich und stilvoll starten. Zusätzlicher Vorteil: Der Weg zum Konzert ist denkbar kurz und wetterunabhänig.
Reno Vega hätte ein Platzregen gut getan, denn 2/3 der Besucher blieben noch vor den Toren. Muss jetzt nicht unbedingt was mit Reno zu tun haben. Ich denke, dass es einfach für viele keine musikalische Übereinstimmung gab. Die Jungs haben dennoch Gas gegeben und waren sehr spielfreudig. Insbesondere Bassist Rainer Hartmann war sehr agil. Kopf der Band, Leif Korbel, hatte aber auch sichtlich Spaß. Rainer fing irgendwann an, die Crowd mit Geschenken in Form von Puffreis und MagicGum zu ködern, um sie anschließend an den Merchstand zu verweisen (da kommt der Manager durch). Der Plan war so weit gut, nur machte er dann den Fehler T-Shirts (Plural!) und CDs (immer noch Plural) und schlussendlich sogar seine eigene Kappe dem Publikum zu überlassen. Leif sah seinen kapitalistischen Reingewinn schwinden, aber sein Bandmember war nicht zu stoppen. Bei den Beschenkten war die Freude groß und darum geht es doch letztendlich.
Sirkus waren einfach von der ersten Sekunde bis zur letzten eine Wucht. Sie spielten sich direkt beim ersten Song selbst in Trance und nahmen das Publikum direkt mit. Diese füllte jetzt brav auch die hinteren Reihen. Es war einfach ein Abend voller großartiger Musik und Jam Sessions, wie ich sie noch nie erlebt hatte. Eine Reise nach der anderen. Alles fühlte sich richtig, locker und einfach erfüllend an. Das Konzert hat mir im wahrsten Sinne des Wortes die Schuhe ausgezogen, den Stock aus dem Kreuz genommen und mich entführt.
Die Bühne war mit bis zu acht Musikern proppevoll und dennoch nicht statisch. Zusätzlich zu der Hauptband hatten sie einen zusätzlichen Percussionist und für diverse Songs wurde der Klangkosmos dann auch noch um ein Saxophon erweitert. Es war also für jeden Geschmack etwas dabei, den eigenen Rhythmus zu finden.
Max Sauers Gesang war den ganzen Abend lässig und was sollen die großen Worte – einfach schweinecool. Er lobpreiste seinen handpuppenspielenden WG-Kollegen aus Düsseldorf. Ich konnte das Herausragende und vor allem das Puppenspiel an sich nicht erkennen, erfreute mich aber einfach an visueller Untermalung. Egal wie man es nun nennen mag, schick und passend war es allemal.
Der Abend war auch deswegen so hervorragend, weil einfach einen wunderbare Stimmung von der Bühne ausging, die sich eben dankbar im Zuhörer spiegelt. Das Zusammenspiel dieser Jungs und die Freude am Heimspiel waren zu sehen und zu spüren und genau das macht manchmal den Unterschied aus. Den man nur bekommt, wenn man sich von der Couch rollt und rausgeht. Das haben löblicherweise ja viele gemacht, und wenn diese dann wirklich der Band Respekt zollen und es schaffen einen ganzen Abend mal zu lauschen statt zu quatschen, dann hört man auch was von selten gespieltem „Dream Factory“. Aber Meckern auf hohem Niveau. So ein Abend nimmt einem keiner mehr. Und das auch noch für ein Apfel und ein Ei. Ich gebe Max Worten absolut Recht, dass dies die wahre Release-Show war. (lkb)
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