Rock Hard Festival 2018

Verfasst am 26. Mai 2018 von Michael Klein (Kategorie: Festival-Rezensionen) — 3.046 views

Gemessen am Line-Up, hätten wir dieses Jahr eigentlich auf das Rock Hard Festival verzichten müssen. Denn für unseren Geschmack war so gut wie nichts dabei…
Doch das Rock Hard Festival ist mehr als nur ’ne Bühne mit Musik. Mehr als nur ein Festival.

Die Musik zählt, keine Frage. Aber die Atmosphäre, die Location, das entspannte Miteinander, die angenehme Gemütlichkeit – all das macht das Festival erst so Besonders. Deshalb war es am Ende auch keine Frage, ob wir auch dieses Jahr wieder kommen… (mk)


Freitag, 18.05.2018

Normalerweise wird ja traditionell auf dem Rockhard Festival die Thrashkeule als Opener ausgepackt. Dieses mal wurde die Nahkampfwaffe allerdings durch einen Panzer ersetzt. Mit Dawn Of Disease wurde geballert. Maschinengewehrblasts, schnelle Gitarrenmelodien und brutale Vocals. Die Osnabrücker, die teilweise sehr stark an God Dethroned erinnern, konnten dadurch die Gehörgänge ordendlich frei blasen und den Weg für ein geiles Festival ebnen. (mat)

Da die zuvor spielenden Attic die Meute schon gut auf Temperatur hielten, konnten Dool den Faden perfekt aufgreifen und mit ihrem eigenwilligen aber mitreißendem Sound die Stimmung weiter anfeuern.
Die Niederländer/innen wurden sämtlicher Vorschusslorbeeren gerecht und beeindruckten nicht nur mit eindrucksvoller Bühnenpräsenz, sondern auch mit tollen Songs. Für mich ein klares Highlight – vielleicht sogar das größte des Festivals… (mk)

Was für Diamond Head ganz sicher nicht gilt. Nostalgie- und Kultfaktor hin oder her. Aus meiner Sicht fehlt hier schlicht und einfach die musikalische Klasse, um eine ganze Stunde auf der Bühne mit Leben zu füllen. Trotz des (weil Metallica ihn gecovert haben) Hits „Am I Evil?“. (mk)

Klasse gibt es dafür kurze Zeit später bei Tiamat. Denn mit Songs aus der „Clouds“/„Wildhoney“-Phase der Band, kann man nichts falsch machen. Johan Edlund ist – auch wenn er optisch einen ziemlich desolaten Eindruck macht – stimmlich ziemlich gut auf der Höhe und haucht Stücken wie „Whatever That Hurts“ oder „The Sleeping Beauty“ ihr morbid-schönes Leben ein.
Dank der starken Instrumentalmannschaft (u. A. mit Per Wiberg (Spiritual Beggars, Ex-Opeth), Lars Sköld (auch Avatarium), Gustaf Hielm von Pain Of Salvation) kann man auch über die recht dröge Bühnenpräsenz hinwegsehen. (mk)

Im Anschluss präsentieren und zelebrieren Sodom ihre neue Besetzung mit einem old-school-lastigem Set, das Ohrenzeugen zufolge erwartungsgemäß abgefeiert wird. Auch wenn die eine oder andere Stimme die Präzision und Qualität, die Sodom mit Bernemann und Makka erreicht hatten, vermissten. (mk)


Samstag, 19.05.2018

Kreator dürfen den Tag eröffnen? Fast. Zumindest Name, Schrift und Musik von Traitor erinnern an die Thrashlegenden. Das bedeutet folglich, dass es auch endlich wieder Geshredder auf Hammer, Amboss und Steigbügel gibt. Somit werden vor der Bühne auch die Köpfe ordentlich geschüttelt und auf der selbigen wird die Bremse erst gar nicht berührt. So brettern die ersten Minuten des Tages so schnell weg, wie es die Riffs vorgeben. Morgens auf die Fresse schadet nie!
(mat)

Für Fans von melodischem Power Metal gab es dieses Jahr nicht viel zu hören. Im Grunde genommen nur eine einzige Band. Dafür aber ein ganz feines Exemplar: Nocturnal Rites!
Da die sympathischen Schweden nicht oft unterwegs sind, war es ein besonders Fest zu Songs wie „Fools Never Die“ oder „Still Alive“ die Matte zu schütteln. Hoffen wir, dass der starke Auftritt für das Festival-Team Anlass genug bot, nächstes Jahr in diesem Sektor etwas nachzulegen. (mk)

Sommer, Sonne, Sonnenschein! Dazu ein Bierchen, laues Lüftchen und amerikanisch klingenden Hard Rock in Richtung Guns N‘ Roses oder Jon Bon Jovi, mit einer Prise Wüstenstaub und Reibeisenstimme. Fertig ist ein Mittag, an dem man einfach nur gut gelaunt sein kann und alles in der normalen Welt vergisst. Auch wenn ich solch eine Musik prinzipiell eher langweilig finde, funktionieren The New Roses live in dieser Umgebung einfach brillant. Musik ist und bleibt eben emotional und damit auch stimmungsabhängig. (mat)

Anschließend konnten uns weder die kalifornischen Lederwölfe, noch die US-Kauz-Metaller Cirith Ungol mitreißen, weswegen wir die Gunst der Stunde für eine kleine Pause nutzten. (mk)

Marduk beendeten diese mit Sperrfeuer und Donnerschlägen. Genau so etwas hat man sich heute sehnlich herbeigewünscht. Ohne den traditionellen Sounds der vorherigen Bands die Daseinsberechtigung absprechen zu wollen; Manchmal muss es einfach ein bisschen Gewalt sein! Und wer könnte dafür besser geeignet sein, als die Panzerdivision Marduk? Eben! Nächstes Jahr bitte mehr davon! Und weniger Axel Rudi Pell und Overkill, die den Abschluss des heutigen Tages bildeten. (mk)


Sonntag, 20.05.2018

Alle guten Dinge sind drei – im wahrsten Sinne des Wortes startete auch am dritten Tag wieder ein gute Band – und zwar Thundermother. Der Name ist hier halbes Programm. Die vier Damen schlugen in der Tat ein wie der Blitz. Von der ersten Sekunde an unglaubliche Präsenz. Die Bühne wurde immer vollends ausgenutzt und im Fall von Gitarristin Filippa sogar um das Publikum herum ausgedehnt. Souverän durchweg spielend verließ sie die Bühne, um auch den RockHardlern auf den Rängen einzuheizen. Großartige Rockshow, viel Energie und Sympthatie kamen natürlich auch beim Publikum sehr gut an. (lkb)

Ja, Karl Willets ist eine coole Sau. Und ja, Bolt Thrower sind Kult. Aber trotzdem erweisen sich Memoriam nicht als würdige Thronfolger. Sound und Songs reichen der ehemaligen Urgewalt aus Birmingham zu keinem Zeitpunkt das Wasser.
Und wenn man ganz ehrlich ist, fehlt da sogar erschreckend viel. Asphyx hätten Memoriam nach zwei Takten an die Wand genagelt; Disbelief hätten an dieser Stelle die Meute zerfetzt – während die Briten für nicht mehr als müdes Kopfnicken sorgen. Schade, sehr schade. (mk)

Night Demon dieses Jahr erneut zu buchen, war ein ganz feiner Zug des Rock-Hard-Teams, denn 2017 haben viele die Band wegen Problemen am Einlass verpasst.
Die Resonanzen auf den Maiden-geschwängerten Sound fallen euphorisch aus und die Menge, die das Trio fäustereckend vor sich versammelt, ist bemerkenswert. So ist schnell klar: Hier spielt gerade ein ganz großer Aufsteiger! (mk)

Uli John Roth muss man vor allem bei dem gemeinen Old-school-Publikum niemanden vorstellen. Dennoch unterschied er sich für mich durch unglaubliche Frische und ungebremste Spielfreude. Natürlich ist Musikmachen sein Leben, aber seiner Begeisterung für das Gitarrenspiel ist ungebrochen. Das perfekte Wetter und die fluffigen Solis haben es zu einem perfekten Auftritt gemacht.
(lkb)

Coroner sind älter als ich selbst und klingen live moderner als viele aktuelle Bands. Mit ihrer außergewöhnlichen Mischung aus Thrash Metal und progressiven Elementen begeistern die sympathischen Jungs vollends. Perfekt tightes Schlagzeug und fetter Gitarrenklang sorgen für ihr Übriges. Mit den Taktwechseln fühlt sich zwar so manch einer im Publikum überfordert, aber selbige geben dem Festival eine ganz andere Note und sorgen damit für eine gute Abwechslung und Erweiterung des musikalischen Spektrums. Coroner zeigen, dass eine Welt mit Takt- und Tempowechseln eine bessere ist. Sie sind für mich die Überraschung des Wochenendes. (mat)

Älter werden heißt noch lange nicht, dass man nicht mehr Punk oder Rock ’n‘ Roll oder sonst etwas sein kann. Das beweisen die schwedischen Backyard Babies mit ihrem lässig-rotzigem Auftritt. Zwar vermisste man immer wieder einmal dickere Riffs, fettere Grooves oder einfach ein bisschen Abwechslung, aber dennoch wurde gut gefeiert. Der skandinavisch interpretierte punkige Südstaatenrock funktionierte ähnlich wie bei The New Roses durch Sonne, Bier und gute Laune perfekt. Es wurde viel getanzt, gesprungen und über das Publikum gesurfed.

Da wir Armored Saint bald im Club erleben können und Saxon einfach schon zu oft gesehen haben, war das damit ein guter Abschluss des wundervollen Festivals und wir konnten mit einem lachenden und weinenden Auge nach Hause schlendern. (mat)

Die Frage, ob wir nächstes Jahr wieder kommen ist ganz klar (und definitiv nicht vom Billing abhängig): auf jeden Fall! (mk)

 

PS: Bilder der Bands und Fans gibt es auf den berichtenden Websites mehr als genug, deshalb haben wir uns dieses Jahr dazu entschlossen, ausschließlich Impressionen des Amphitheaters zur Illustration zu verwenden. Zudem umgehen wir so vorerst die noch frische Unklarheit, wen und was wir nach dem neuen Datenschutzgesetz nun genau eigentlich fotografieren und veröffentlichen dürfen.

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