Excessive Visage – „You Are Lost Anyway

Verfasst am 24. Januar 2018 von Sebastian Mack (Kategorie: CD-Rezensionen) — 1.765 views

In der Regel bin ich ein Freund der verrückten, unangepassten und eigenständigen Klänge. Trotzdem fällt es mir schwer, mich „You Are Lost Anyway“, dem neuen Album von Excessive Visage, anzunähern.

Der Grund dafür ist schnell ausgemacht: Zu häufig scheint es, dass die Musiker ihren Songs gänzlich freien Lauf lassen. Daraus wird dann statt kontrolliertem schnell ein unkontrolliertes Chaos. Vorläufiger Klimax der Eigenartigkeit ist bereits das Intro von „Dragged In“, bei welchem vorrangig seltsame, dissonante Klänge und Töne durch die Boxen schallen, ehe dann irgendwann die Musik beginnt. Diese zeichnet sich in diesem Song noch durch ein weiteres Stilmittel aus: Nicht gänzlich im Takt gespielte, leichte Aussetzer an den Instrumenten landeten nicht etwa bei der Aufnahme in der Tonne, sondern wurden als Stilmittel in die Songs integriert werden.

Extrem stark fällt dagegen „Supernova, Black Hole, Eternity And The Space“ aus, das psychedelisch-jazzig angehaucht ist, dabei aber eine für die Band relativ klare Linie verfolgt und dabei auch zeigt, mit welch fähigen Musikern wir es hier zu tun haben. Auch „Ron“ beginnt ähnlich klar, verfällt dann aber doch zunehmend wieder in chaotischere Muster und mündet in einer relativ nervigen Wiederholung des Namens Ron – wohl als eine Art Refrain.

Damit wären wir dann beim Kernproblem der Scheibe: Immer wieder zeigen sich musikalisch wirklich große Momente auf der Scheibe. Schlagzeug, Gitarre und Bass sind wirklich stark gespielt und vor allem Sängerin Larissa Blau überzeugt mich mit ihrer tollen Stimme und großen Vocal-Range. Allerdings wird das Album überschattet von der stark künstlerischen Herangehensweise, die ein wenig zu sehr auf vermeintlich unstrukturierte, abstrakte und vollkommen ungewohnte Momente setzt.

Damit grenzt sich die Band zwar deutlich ab von Mainstream oder Einheitsbrei. Allerdings fehlt für mich persönlich auch zu sehr eine klare Richtung, in die Songs sich entwickeln. Statt dessen scheint es, als hätten die Musiker ihren Liedern einfach freien Lauf gelassen, hätten Dinge sich einfach entwickeln lassen. Eine interessante Idee – die am Ende aber auch einfach zu schwer greifbar ist. Dadurch fällt es schwer, „You Are Lost Anyway“ mehrfach zu hören – geschweige denn sämtliche Songs am Stück. (sz)


Bewertung: 6/15 Punkte
Genre: Psychedelic Avantgarde
Herkunft: Deutschland
Label: Already Dead
Veröffentlichungsdatum: 27.10.2017
Homepage: www.Excessive-Visage.de

Tracklist

  1. Dragged In
  2. Verwöhnt von Happiness
  3. Supernova, Black Hole, Eternity And The Space
  4. Ron
  5. Buried In Gold
  6. Nothing Nothing
  7. Polished Eyes
  8. Transfixed Reveria


 

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