Revolution Eve

Verfasst am 03. August 2016 von Michael Klein (Kategorie: Band Of The Month, Interviews, Regionale Bands) — 3.554 views

Revolution Eve sind in mehrfacher Hinsicht Exoten in unserer Region. Natürlich auch weil das Quintett aus fünf Musikerinnen besteht, vor allem aber, weil ihr moderner, melodischer Alternative/Rock/Metal mit keiner anderen Band zwischen Frankfurt und Würzburg vergleichbar ist. Bei wem sonst treffen Sounds zwischen Die Happy, (neuen) In Flames und Skunk Anansie so gekonnt aufeinander wie beim aktuellen Album „.pandøra“?

Wir unterhielten uns mit Gitarristin Simone bei leckerem Tee und Pils im Dead End.


Metal-Aschaffenburg: Herzlichen Glückwunsch zum Album „.pandøra“. Was bedeutet denn „Pandora“ für euch?

Simone: Hmm. Das können wahrscheinlich Maria und Diana besser beantworten als ich. Die initiale Idee kam von Maria und spielt natürlich auf die Box der Pandora an, in der die Übel der Welt enthalten sind. Aber eben auch die Hoffnung! Es ist also nicht alles negativ gemeint.
Das Album ist ja sehr vielfältig. Es sind zum Teil sehr krasse Themen dabei, die wir in den Songs verarbeitet haben – andererseits aber auch sehr positive Dinge. Da hat die Idee einfach gut gepasst.

Es ist also in eurer „Kiste“ nicht das Übelste enthalten, das ihr zustande gebracht habt?

(lacht) Nein, so war es sicher nicht gedacht!

Woher kommt aber diese eigenwillige Schreibweise als „.pandøra“? Der vorangestellte Punkt deutet in Richtung Internet. Ist das zusammen mit der abgebrochenen Bleistiftspitze ein Hinweis auf das (Pandora’sche) Übel des Internet-Zeitalters, dass jeder Nutzer dort seine oft fragwürdigen Ergüsse zu „Papier“ bringt? Egal wie verletzend, diskriminierend oder herabwürdigend?

Ich glaube, die Schreibweise ist entstanden, als sich Maria und Conny um das Layout und Artwork gekümmert haben.

Revolution Eve PandoraDas Artwork gefällt mir gut. Es hebt sich schön ab von den sonst genretypischen Standard-Artworks.

Der Ansatz zieht sich auch im Booklet durch. Conny hat alle Texte mit Bleistift per Hand geschrieben und dazu noch Gimmicks wie Spitzerdreck und Kaffeeflecken ergänzt.

Das Album selbst ist ja gänzlich das Gegenteil zu „Bleistift-schwarz“. Es ist extrem bunt und vielseitig, klingt aber immer erkennbar nach Revolution Eve.
Wenn man sich eure Einflüsse ansieht, dann reichen diese von KoЯn über Nevermore und Queensryche bis zu AC/DC. Das ist wahrscheinlich auch der Grund für euren offenen Klang, oder?

Simone: Ja, absolut! Bei diesem Album war die Arbeitsweise so, dass Maria oder ich die Songs im Grundgerüst geschrieben haben. Manchmal lagen dazu auch schon erste Gesangsideen und Texte dazu vor. Dann haben wir uns mit Diana getroffen und an den Gesangsmelodien und Vocallines gearbeitet.
So haben wir dann zu dritt noch an den Arrangements gearbeitet und experimentiert und einiges auch im Proberaum zu viert oder fünft noch verfeinert.
Außer bei „Pretty Knock Out“. Der Song ist innerhalb einer halben Stunde komplett im Studio entstanden.
Wir hatten nämlich einen anderen Song, der nicht aufs Album gekommen ist, weil uns noch ein guter Refrain dazu fehlte. Im Studio haben wir dann zusammen den jetzigen Refrain von „Pretty Knock Out“ geschrieben. Beides zusammen, sprich der alte Song und der neue Refrain, hat aber nicht funktioniert. Ich hatte dann spontan die Eigebung eines Punk-Riffs, die jetztige Strophe, und danach ist der Rest plötzlich ganz schnell entstanden. Im Refrain sind auch tatsächlich wir zu hören und keine Kindergartenkinder! (lacht)

Pretty Knock Out“ ist auf jeden Fall herausstechend. Setzt ihr euch beim Songwriting eigentlich bestimmte Grenzen?

Hmm. Eigentlich nicht. Wenn wir Ideen aussortieren, dann eher, weil wir das Gefühl haben, dass diese noch nicht gut genug ist und noch ein bisschen braucht.
Wenn ich jetzt beispielsweise ’ne krasse Metal-Nummer schreiben würde, dann würde das auch nicht richtig zum Stil der anderen passen.
Maria kommt eher aus dem Hard Rock, Conny liebt AC/DC, hat aber auch ein Pop-Projekt. Das finde ich super, weil sie ganz andere Einflüsse mit einbringt und einfach super groovt. Was Ideen angeht, sind wir aber demokratisch – was zwar oft sehr anstrengend ist, für uns aber gut klappt.

Revolution Eve 1Die Gesangsleisung auf „.pandøra“ ist Hammer!

Vielen Dank, ich gebe es weiter! Ja, Diana ist als Sängerin unheimlich breit gefächert. Sie kommt aus dem Metalcore, kann aber auch richtig gut klassisch singen und ist ebenso in Jazz und Musical zu Hause, da sie ausgebildete Gesangslehrerin ist. Da hast du halt auch unheimlich viele Möglichkeiten. Alleine wie sie die Chöre arrangiert. Das ist nicht 08/15, sondern mit tollen Harmonien, zum Teil auch mal mit Dissonanzen. Einfach Geil!

Ihr bringt „.pandøra“ im Eigenvertrieb raus.

Die physische Version ja, digital haben wir uns bei einem Online-Dienst registriert. Wobei wir uns momentan auch umschauen, ob es noch andere Möglichkeiten gibt.

Ohne Label bzw. einen Vertrieb ist es ja auch sehr schwierig seine CD einem größeren Publikum zugänglich zu machen.

Man hört aber auch so unterschiedliche Dinge über Labels. Über Angebote, die nicht mehr als Abzocke sind.
Für uns wäre es vielleicht erstmal besser, eine gute Booking-Agentur zu finden. Da beißt sich aber die Katze in den Schwanz…
Ich persönlich kann es mit aber auch nur schwer vorstellen plötzlich drei Monate auf Tour zu gehen.
Da müssten dann die Rahmenbedingungen echt passen, dass man nicht total untergeht im Vorprogramm. Wir haben auch alle gute Jobs. Und sind nicht so naiv, dass wir das alles aufgeben würden.

Wo habt ihr „.pandøra“ denn aufgenommen?

Wir haben im Kohlekeller Studio aufgenommen. Kai hat mit Conny den Bass aufgenommen. Kohle dann das meiste Andere mit uns.

Und so ein Profi-Studio kostet natürlich auch sein Geld…

Ja. Da muss man halt zusammenlegen. Aber gut, andere Leute gehen halt Ski fahren oder spielen Golf. Wir machen halt Musik. (lacht)
Durch Merchandise-Verkauf kommt ja ein bisschen Geld rein – das wird dann da re-investiert.
Der Videodreh war auch nicht ohne. Da hatten wir ja eine komplette Wrestling-Mannschaft dabei!

Hat sich aber gelohnt, wie man HIER sehen kann.

Der Song ist eine Kritik am Banken- und Wirtschaftswesen. Deshalb auch die Anzugträger, die sich prügeln. Im Prinzip ist die Wirtschaft wie im Ring. Jeder gegen Jeden. Wobei – die Kampfsportler bleiben dabei wenigstens fair und haben ihre Regeln und man tritt nicht auf jemanden ein, der bereits am Boden liegt. In der Wirtschaft ist das oft anders.

Revolution EveDu hast ja schon angedeutet, dass in den Texten durchaus ernste Themen verarbeitet sind.

Ja, dazu hol‘ ich kurz etwas weiter aus: Um unseren Bandnamen zu finden, haben wir Ewigkeiten – drei Monate – gebraucht und hatten am Ende 1000 Vorschläge.
Einer unserer Favoriten stellte sich dann leider als Name einer amerikanischen Pornodarstellerin heraus. (lacht) Du kannst Dir sicher vorstellen, warum wir den dann aufgegeben haben.
Am Ende kamen wir auf Revolution Eve. Die Idee kam Nikke nach dem Film „V For Vendetta“. Man kann diesen durchaus gesellschaftskritisch sehen. Als Vorabend der Revolution – also der Zeit, in der wir uns gerade befinden. In Hinblick auf alles, was derzeit so um uns passiert. Aber: Eine Revolution kann ja auch etwas kleines, persönliches sein, etwa mit dem Rauchen aufzuhören. In diesen Rahmen fallen unsere Texte.
In „Divide By Zero“ geht es beispielsweise um Leute, die immer besser sein müssen als man selbst. Um Leute, die immer das bessere Auto haben, das schönere Haus und so weiter. Du weißt, diese Person erzählt nur Quatsch, du kannst aber einfach nichts dagegen tun.
In „Pretty Knock Out“ haben wir die oft ja sehr frauenfeindlichen Themen aus dem Hip Hop einfach mal mit Augenzwinkern umgedreht.
Everything“ kommt, obwohl er so positiv klingt, aus einer negativen Stimmung. Es geht darum, wenn man sich nicht gut genug für etwas fühlt und trotzdem weiter an seinen Wünschen und Träumen arbeitet.
In „Girl With The Candlebox“ geht es um Kinderprostitution und ein Mädchen, das sich mit einer Schachtel Dynamit an ihren Peinigern rächt.
Among The Living“ ist wiederrum ein sehr persönlicher Text. Er handelt von einer sehr nahen Person, die leider an Parkinson erkrankt ist. Man versucht, immer die Hoffnung zu behalten und will verhindern, dass die andere Person sieht, wie sehr man darunter leidet sie in dieser Situation zu sehen.

Der letzte Song „Part Of The Sun“ hinterlässt einen mit einem bittersüßen, nachdenklichen Gefühl.

Was interpretierst du in diesen Song, wenn ich dich fragen darf?

Ich finde, es klingt nach einer Art Abschluss, den jemand sucht.

Ja, es geht um den Tod einer nahe stehenden Person. Um den Verlust – aber auch im positiven Sinne um das, was man zusammen erlebt hat.

Dieses Gefühl habt ihr hervorragend umgesetzt!
Vielen Dank für das Interview, Simone!

Checkt „.pandøra aus und geht zur Show von Revolution Eve (zusammen mit Drowning Suns) am 02.09.2016 im Colos-Saal!

(mk)

www.RevolutionEve.de

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