Rock Hard Festival 2016
Verfasst am 26. Mai 2016 von Michael Klein (Kategorie: Festival-Rezensionen) — 2.852 views13.05.-15.05.2016 – Amphitheater, Gelsenkirchen
Coole Bands – Check! Entspannte Besucher – Check! Beste Crew der Welt – Check!
Auch die 2016er-Ausgabe des Rock Hard Festivals hatte wieder alles, was ein Spitzenfestival braucht. Nur das Wetter wollte nicht so ganz mitspielen. Doch dazu später mehr, denn zum Auftakt war es noch herrlich Sonnig… (mk)
Freitag, 13.05.2016
Sulphur Aeon (15:00 – 15:40)
Da fängt es an! Sulphur Aeon dürfen das Rock Hard Festival 2016 eröffnen und mit ihrer Mischung aus God Dethroned und Keep Of Kalessin geben sie dem Publikum auch ordentlich in die Fresse. Die Jungs wirkten auf der größeren Festival-Bühne schon sympathischer, als noch vor einigen Monaten auf dem Leaf Meal Festival und so konnten sie die schon reichlich erschienene schwarze Masse vor der Bühne mitreißen. Ein starker Auftakt! (mat)
Year Of The Goat (16:00 – 16:40)
Als Kontrapunkt zum vorherigen Cthulhu-Todesblei konnten die Schweden von Year Of The Goat mindestens genau so viele Fans vor der Bühne versammeln und diese mit ihrem Seventies-beeinflussten Sound zwischen Doom und Heavy bei feinstem Wetter mehr als zufriedenstellen. Toller Gig! (mk)
Satan (17:05 – 17:50)
Mit „Trial By Fire“ eröffnen Satan ihren Gig und lassen alle anwesenden Blind-Guardian-Fans aufhorchen. Genau! Ebenjenen Song hatten die Krefelder in der Vergangenheit doch mal gecovert. Aber Satan können noch viel mehr! Die Engländer legen einen souveränen Auftritt hin, der auf der herausragenden Gitarrenarbeit von Ramsey und Tippins basiert. Und das kommt so gut und mitreißend rüber, dass am Ende nicht nur NWOBHM-Anhänger lautstark Beifall klatschen. (mk)
Tankard (18:15 – 19:15)
Bier und gute Laune: Das ist immernoch das, wofür Tankard stehen und was sie verteilen und somit dürfen die Frankfurter Burschen das Thrash-Triple an diesem Tag zurecht eröffnen. Gerre hüpfte trotz (oder gerade aufgrund?) seines nicht nach den Schönheitsidealen geformten Körpers ordentlich über die Bühne und heizte den Bierlaunigen vor der selbigen ein. Der Rest der Band ließ sich ebenfalls nicht lumpen und so bereiteten Tankard ordentlich Freude mit ihrem ruppigen Bierthrashs. (mat)
Destruction (19:45 – 21:00)
Destruction haben zwar ihre Fanschar, doch mir persönlich bleibt es ein Rätsel, wie sie so lange neben Kreator oder Sodom bestehen konnten. Sie spielen nicht perfekt sauber, haben schwächere Songs, aber dennoch werden sie abgefeiert. Auch das vorbereitete Special mit zwei alten Schlagzeugern schafft es nicht mich zu überzeugen, da es dafür ebenfalls zu schwach arrangiert wurde. Doch meine persönliche Meinung bei Seite: Die Menge feiert die Thrasher ab und damit hat Destruction den Platz vor Sodom am ersten Tag wohl verdient. (mat)
Sodom (21:30 – 23:00)
Nach Kreator sind Sodom der beste Lieferant für geilen Thrash aus dem Pott. Und alleine deshalb schon ein würdiger Headliner für den ersten Abend, der genau weiß, wie man ein Heimspiel nutzt. Mit einer fabulösen Mischung aus alten und neuen Songs werden Fans nahezu jeder Etappe zufrieden gestellt. Die Hits („The Saw Is The Law“, „Agent Orange“ & Co.) feiern alle gemeinsam ab. Tom klingt heute sehr kratzbürstig und aggressiv. „Sodomy And Lust“ avanciert dadurch heute beinahe zum Black-Metal-Stück.
So macht Thrash Spaß! (mk)
Samstag, 14.05.2016
Accu§er (12:45 – 13:25)
Es hat sich etabliert, dass zum Tagesauftakt Bands der härteren Gangart die Müdigkeit aus den Knochen der Festivalbesucher putzen sollen. Was tatsächlich auch bei allen Anwesenden hervorragend funktioniert. Accu§er bringen mit ihrem groovigem Thrash gut Schwung in die Menge und ernten dafür verdienten Applaus. Auch wenn das Amphitheater noch lange nicht so gut gefüllt ist wie gestern zur ersten Band. Da scheint die Nacht für viele doch noch recht lang geworden zu sein…
Oder zu kalt, denn von den sonnigen 24° des Freitags ist heute nichts mehr zu spüren. Die Temperaturen sind über Nacht um fast 15° gesunken und dicke Wolken verhängen den Himmel. Aber gut, bisschen wärmer eingepackt und weiter geht’s! (mk)
Sorcerer (13:45 – 14:25)
Melodischer Doom funktioniert auf dem Rock Hard Festival eigentlich immer gut. So auch heute. Die Schweden können auf etliche Fans im Publikum zählen, die die Band mit Sprechchören anfeuert und Nummern wie beispielsweise „Dark Tower Of The Sorcerer“ gebühren abfeiert. Auch wenn sicher nicht jeder im Theater mit Doom etwas anfangen kann – Sorcerer zeigen, dass Doom hier in Gelsenkirchen klar seine Daseinsberechtigung hat. (mk)
Tribulation (14:45 – 15:30)
Auf Platte fand ich Tribulation ja schon gut – aber was die Schweden hier live abliefern, ist für mich der Überraschungshöhepunkt des Festivals. Der düstere und atmosphärische Death Metal, der mich immer ein bisschen an die mittlere Phase von Tiamat erinnert, steht schon für sich gut da, aber zusammen mit dem unglaublich lässigen, mit großen Posen versehenen Stageacting und der theatralischen Gestik der Musiker ist das wirklich großes Kino! (mk)
Grand Magus (15:50 – 16:35)
Cool, lässig und locker. So wirkt das Trio und so ist auch ihre Musik. Da sie nur zu dritt auf der Bühne stehen, können sie natürlich keine Bomben-Bühnenshow von der Latte ziehen, dafür reicht ihre Ausstrahlung jedoch, um genügend Präsenz aufzuweisen und die Leute mitzubewegen. Starker Auftritt, der Spaß machte! (mat)
The Exploited (17:00 – 17:45)
The Exploited waren wohl die Band mit der höchsten Songfrequenz und so gehört sich das vermutlich auch für dreckigen Punk. Dass die Briten dabei schon jeweils rund 60 Jahre alt sind und mehr als die Hälfte ihres Lebens auf der Bühne stehen, fällt nur insofern auf, dass das Alter eben genau nicht auffällt. Springen, hüpfen, rennen, schreien, all das geht noch wie mit 20. So stimmt die Party und als Sänger Wattie noch Leute aus dem Publikum auf die Bühne holt, bricht das letzte Eis und reißt wohl die letzten Skeptiker mit. So stellen The Exploited einen wunderbaren Farbtupfer für das Festival. Punk’s not dead! (mat)
Kadavar (18:15 – 19:15)
Kadavar sind die heutige Überraschung für mich. Die auf Platte nicht ganz so starke Band überzeugt live vollends. Sie bringen mit ihrem lässigen Rock die Sonne in die Herzen der Zuhörer und lassen die Puppen tanzen. Schlagzeuger Christoph „Tiger“ Bartelt hat vermutlich sogar die größte Bewegungsrate, da er nicht nur wie ein Ochse auf die Drums einhackt, sondern auch noch den Kopf schüttelt wie ein wilder Stier. Ein geiler Auftritt der drei bärtigen Berliner! (mat)
Nach den Regenschauern vor Kadavar ist es im Amphitheater inzwischen nicht nur frisch, sondern regelrecht kalt geworden. (In der Nacht zum Sonntag sinken die Temperaturen zum Leidwesen der Camper auf gerade einmal 4°!)
So stehen nun viele Besucher vor der Frage: Beißt man sich in den nächsten Dreieinviertel Stunden noch durch das eisige Wetter und schaut sich Metal Church und Turbonegro an, oder kriecht man in die warme Unterkunft (Schlafsack oder Hotel).
Da keiner von uns Fan der beiden folgenden Bands ist, entscheiden wir uns für das Hotel und lassen Metal Church (19:45 – 21:00) sowie Turbonegro (21:30 – 23:00) sausen. Wir wollen ja am Sonntag noch fit sein…
Sonntag, 15.05.2016
Discreation (12:00 – 12:40)
Dritter Tag. Drittes Mal volles Brett zum Auftakt. Und auch hier: alles Top!
Auch wenn gefühlt noch weniger Besucher auf den Beinen sind als in den letzten beiden Tagen – Discreation können ihren Gig definitiv als Erfolg verbuchen. (mk)
Black Trip (13:00 – 13:40)
Zu Black Trip muss man nicht viel sagen. Solche Musik hat man mittlerweile einfach zu oft gehört und gesehen und die Frage ist, wie es Bands überhaupt noch schaffen auf solchen Bühnen zu landen. Der ganze Kram ist einfach zu Standard, zu gleich, zu leicht gedacht. Da hör ich doch direkt lieber Originale. (mat)
Nightingale (14:05 – 14:50)
Das ist eine wahre Seltenheit und dafür umso cooler, dass die Jungs um Dan Swanö auf dem Rock Hard auftreten. Man
könnte auch meinen, dass Dan entsprechend seines Status in der Szene arrogant und abgehoben ist, doch das Gegenteil ist der Fall. Der Auftritt ist eher schüchtern, aber sympathisch, charismatisch und energiegeladen. Die melodischen Songs treiben nach vorne und laden zum Träumen am Nachmittag unter bedecktem Himmel ein und so wirkt das Konzert viel kürzer, als es tatsächlich war. Auch klangtechnisch kann man sich nicht beschweren. Die Samples kommen deutlich, die Gitarren klar und das Schlagzeug druckvoll. (mat)
Orden Ogan (15:15 – 16:00)
Lieber Ogan-Orden: Ich habe euch jetzt schon vier- oder fünfmal live gesehen und möchte euch auch echt gut finden. Aber es klappt einfach nicht. Dabei mag ich Fantasy-Kram, Power Metal und Melodic Metal. Aber das, was ich auf der Bühne sehe, wirkt auf mich alles so gewollt konstruiert und mit aller Macht so zurechtgerückt, dass mir der Spaß vollkommen abgeht. Die Songs wummern dynamikfrei im immergleichen Tempo vor sich hin. Seeb gibt der Monotonie durch seine immer gleich klingende Stimme noch mehr Eintönigkeit hinzu. Und dann noch exakt die gleiche unlustige Ansage (Currywurst) wie schon auf der Clubtour. Das ist peinlich und uncool. Wie groß die Distanz zu den Szenegrößen ist, wird etwas später am Abend bei Blind Guardian (mit denen Orden Ogan ja unsinnigerweise gern verglichen werden) mehr als deutlich. Aber selbst eine vermeintlich „kleinere“ Band wie Brainstorm (bitte mal buchen, Rock Hard!) dürfte den Orden live in seine Einzelteile zerlegen. Auch wenn die Fans vor der Bühne das sicher anders sehen: Das war nix und das wird auch nix mehr. (mk)
Moonspell (16:30 – 17:30)
Als Moonspell hat man eine breite Auswahl an Songs und Stilen. Das Portfolio reich von elektronischem Gothic über düsteren Metal zu nahezu Deathmetal. Warum die absolut sympathischen Jungs dann allerdings ruhigere Stücke oder das beliebte und meiner Meinung nach aber nicht live starke „Vampiria“ auspacken, ist mir ein Rätsel. Trotzdem packen die Portugiesen das Publikum und ernten entsprechend Beifall. (mat)
Riot (18:00 – 19:00)
„Fire Down Under“, „Swords And Tequila“, „Warrior“. Braucht es noch mehr? Eigentlich nicht, aber diese Songs und ein paar Stücke mehr – und schon waren alle Riot-Fans glücklich. Alles richtig gemacht, die Jungs aus New York City! (mk)
Cannibal Corpse (19:30 – 20:45)
Das kann man über Cannibal Corpse auch sagen. Vor richtig viel Publikum zocken Corpsegrinder & Co genau das, was die Fans hören wollen: Derben, stumpfen US Death Metal. Für mich ist eineinviertel Stunde davon etwas zu viel. Denn Abwechslung gibt’s bekanntermaßen nur wenig. Dennoch ist der Sound gewaltig und eindrucksvoll. Und wenn man sieht, wie es im Pit („Of Zombies“) vor der Bühne abgeht, dann kann man dem Ganzen nix vorwerfen. In disem Sinne: „Make Them Suffer“! (mk)
Blind Guardian (21:15 – 23:00)
Erneut versammelt sich eine ausverkaufte Hütte im Amphitheater, um dem Spektakel um die Krefelder Jungs beizuwohnen. Auffällig ist Hansis starke Stimme und Bühnenpräsenz, für die er nicht sonderlich bekannt ist. Dass der Rest der Band ordentlich Gas gibt und dass sich das auf das Publikum überträgt, muss nicht erwähnt werden. Stagediver, Mitsinger und Herumspringer finden sich zu Hauf und auch mich packt die Stimmung und Nostalgie, sodass ich jeden Text mitgröle. Kritik bleibt, vor allem nachdem angekündigt wurde, dass die Setlist ordentlich aufgearbeitet wurde, dennoch nicht aus. Braucht man nach all den Auftritten und Jahren noch Songs wie „Valhalla“ oder „Majesty“? Für meinen Geschmack nicht. Ich denke mehr Lieder „Sacred World“ dürfen es dann schon sein. Trotzdem sollten Blind Guardian selbst Zweifler mit diesem Konzert überzeugt haben und bilden einen wundervollen Abschluss für das Rock Hard Festival. (mat)
Für das Rock Hard Festival 2017 sind bereits Secrets Of The Moon, Candlemass und D-A-D bestätigt. Wir sind wieder mit dabei! Versprochen! (mk)
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