Rocken Festival 2015
Verfasst am 31. August 2015 von Fallen (Kategorie: Festival-Rezensionen, Regionale Bands) — 4.477 views28.-30.08.2015 – Bürgerhaus, Rodgau
Es ist natürlich leicht, im Nachhinein Parolen wie „Ich habe es ja gesagt!“ vom Stapel zu lassen und dem Veranstalter für sein Konzept und seine Vision eine Lange Nase zu ziehen. Doch wenn man Kritik an der ersten Ausgabe des Rocken Festivals üben will, dann geht diese vor allem in eine Richtung: Die der Fans und der Szene selbst!
Aber alles von Anfang an…
Wir haben uns als Besuchstag den Sonntag ausgesucht. Warum nur Sonntag? Das hat mit dem ungünstigen Termin der Veranstaltung zu tun. So steht das Rocken unter anderem in zeitlicher Konkurrenz mit dem Aschaffenburger Stadtfest, dem Museumsuferfest in Frankfurt am Main und dem NOAF in der Nähe von Mainz. Da müsste man sich förmlich zerreißen, um nichts zu verpassen. Geht natürlich nicht – und ist sicherlich ein Grund dafür, dass um 11 Uhr, als wir auf dem Gelände angekommen sind, kaum etwas los ist. Im Gegenteil: Viele der Stände des Food-Courts haben schon abgebaut und sind abgereist. Ebenso die meisten der Non-Food-Stände im inneren des großen Event-Gebäudes.
Ein kurzer Überblick lässt uns staunen. Der kleine Saal und der große Saal sind Perfekt für eine solche Veranstaltung! Die große Halle hingegen vollkommen überdimensioniert. Als dort die Rodgau Jazz Big Band ihren letzten Song zur Eröffnung des letzten Festival-Tages anstimmt, stehen in der mindestens 3000 Personen fassenden Halle vielleicht fünf Besucher. Krass. Nun ja – es ist auch noch früh. (mk)
Schieben wir es auf die Uhrzeit und werfen derweil einen Blick in den kleinen Saal, in dem die Engländer(!) Rusted Hero mit ihrem dreckigen Rock auf Anhieb begeistern! Diese Jungs hätten definitv mehr als die zwei Handvoll Besucher verdient. (mk)
Gleiches gilt auch für die Frankfurter Beinahe-Lokalmatadoren The Article. Der technisch versierte Death Metal im Spannungsfeld zwischen At The Gates und Aborted knallt herrlich fett von der Bühne! (mk)
Inzwischen ist es fast 13:00 Uhr und es sind ein paar mehr Gäste auf dem Areal unterwegs. Es beschleicht uns trotzdem das Gefühl, dass es heute sehr leer bleiben wird. Also erstmal noch ein Bierchen holen und anschließend je zur Häfte dem Veranstalter Born mit seiner Band Numenon und den Jungspunden der Thinkin‘ Bricks zugeschaut. (mk)
Dann wollten wir eigentlich der Darmstädter Rock-Formation King Ludwig lauschen, doch entweder haben die Jungs ihre Teilnahme abgesagt oder meine Running Order war nicht ganz aktuell.
Doch halb so tragisch – denn so konnten wir uns in der Halle von Snakebite schick die Haare fönen lassen. Die vier Jungs gaben auch vor nicht einmal 20 Nasen Vollgas und ernteten für ihren ehrlichen und unprätentiösen Hard Rock verdienten Applaus. Im Anschluss direkt ab nach Nebenan zu Illusoria. (mk)
Wenn die Sängerin krank ist (Ggute Besserung, Eve!), hat man zwei Möglichkeiten: absagen oder durchziehen. Illusoria haben zweiteres bevorzugt und ihren Kram souverän vorgetragen. Statt des Gesangs kamen dann Grunts und Gitarrensoli zum Einsatz, was der ganzen Musik auf keinen Fall schlecht tat. „Wir machen heute Death Metal“, war die Ansage und das funktionierte erstaunlich gut. Respekt an die Musiker, die sich auch ohne Frontfrau auf die Bühne trauten und fett ablieferten! (mat)
Da das Frankfurter Abrisskommando Epicedium parallel spielt, müssen wir uns von beiden Bands ein Stückchen abschneiden (wohl dem, der keinen breit gefächerten Musikgeschmack hat…) und sehen uns zumindest noch die letzten paar Stücke der Metzelkönige an. Und die sind vorzüglich! (mk)
Deutsche Texte, viele Melodien, aggressive Grunts, dicke Riffs und sympathische Ansagen. Das alles waren Nachtschatten vor viel zu kleinem Publikum. Uns hat die Mischung aus Düsternis und Harmonie auf jeden Fall überzeugt! Fans von melodischem Death Metal sollten auf jeden Fall ein Ohr riskieren. (mat)
Nach dem Schatten kommt die Voodoo-Messe. Zumindest würde Disminded-Fronter Kevin mit seinem Mikroständer einen hervorragenden Voodoo-Priester abgeben. Statt Zombie-Ritualen predigen die Jungs aus Wesel bollenharten Death Metal. Geile Fressepolitur zum Abendbrot! (mk)
18:00 Uhr. Zeit für die Nachrichten – und ein zwischenzeitliches Resümee.
Organisation, Abläufe und vor allem auch der Sound waren bis jetzt absolut spitze. Sehr ärgerlich bis dahin aber die parallele Bespielung aller drei Bühnen. Dadurch verteilen sich die ohnehin nicht allzu zahlreichen Besucher noch zusätzlich. Die meisten Bands nehmen die Situation jedoch mit Humor und zeigen sich engagiert und spielfreudig.
Weiter geht’s aber erst Mal mit Musik. (mk)
Juhu! Endlich mal wieder eine weibliche Kraft auf der Bühne, die auch noch ordentlich Gas gibt. Mit groovigen Gitarren, gepaart mit Sprechgesang, aber auch „echtem“ Frauengesang sorgten Meet My Fist für klasse Abwechslung. Vergleiche zu Rage Against The Machine, Limp Bizkit oder Guano Apes blieben nicht aus, aber dennoch behielten sich die Frankfurter ihre Eigenständigkeit bei und brachten einen starken Liveauftritt auf die Bühne. (mat)
Danach noch ein paar Takte von [soon] angehört (klang super, hätte ich mehr davon gehabt) und direkt weiter zu Thornbridge. Dass die Alzenauer erstklassiges Songmaterial besitzen, scheint sich etwas herumgesprochen zu haben, denn die Besucher überschreiten heute erstmals die 30er-Grenze. Belohnt werden die Anwesenden mit gnadenlos coolen Hymnen der „Blow Up The Gates Of Hell“-Kategorie. (mk)
Wer Precipitation jetzt noch nicht kennt, sollte das schleunigst nachholen. Man kann die Band mittlerweile nur noch lobhudeln. Fette Performance mit Massen-Rotorbangen, groovigen und vertrackten Riffs, starkem Songwriting und sympathischem Auftreten. Der gute Sound tat dann sein Übriges: Geiles Ding! Damit stelle ich die Hausaufgabe an jeden, der die Babenhausener noch nicht gehört hat: EP reinziehen und den nächsten Live-Gig mitnehmen! (mat)
Für uns begann nun der Heimweg, während u. A. Purify und Dimeless für die Abschlusstakte sorgen.
Spaß hatten wir jedenfalls eine ganze Menge!
Klar kann man nun dem Veranstalter den Vorwurf machen, dass das Rocken für eine Erstausgabe vollkommen überdimensioniert war und dass echte Headliner gefehlt haben. Aber ehrlich, Leute? Muss denn immer erst ein großer Name oben auf dem Billing stehen, damit sich die bequemen „Fans“ aus ihrem Sessel heben? Genau hier ist die Kritik angebracht!
Im Interview sprach Veranstalter Born von über 450 Band-Bewerbungen. Liebe Musiker, wo wart ihr denn alle? Spielen wollt ihr alle, als Besucher hingehen aber nicht…?
Ehrlich – trotz kaum eines bekannten Namens war die Qualität an diesem Tag oft höher als bei vielen „größeren“ Namen und es ist mehr als peinlich für die „Szene“, dass diese nicht mehr bereit ist, sich kleine Bands anzusehen. Schließlich haben eure „großen“ Bands, die ihr auf dem Billing vermisst haben einmal genau so angefangen.
Wir wünschen uns jedenfalls auf jeden Fall eine zweite Ausgabe dieser Veranstaltung.
Vielleicht wäre es eine Idee, das Festival in Richtung Winter/Frühjahr zu verschieben um den Konkurrenzveranstaltungen aus dem Weg zu gehen. Dazu sollte man die große Halle als Bühne streichen und die beiden anderen Bühnen abwechselnd bespielen. Dann teilt sich die Menge – im Interesse der Bands – nicht so stark auf. (Vielleicht könnte man die Halle sogar als Indoor-Camping-Gelände nutzen?)
Dies ist gleichbedeutend mit einer Reduzierung der Bandanzahl, was die Chose überschaubarer und konsumierbarer macht. Ich fand es jedenfalls schade, alleine am Sonntag mehr als 30 Bands verpasst zu haben.
Bleibt zu hoffen, dass das Missachten der Fans den Veranstalter Born nicht in den Ruin getrieben hat und jener den Mut (und die Mittel) für eine zweite Runde (dann vielleicht in veränderter Form) aufbringen kann. (mk)
Tags: Rocken Festival
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