Werkschau – Soilwork
Verfasst am 25. August 2015 von Michael Klein (Kategorie: Interviews, Stimmen der Szene) — 3.724 viewsNormalerweise werden alteingesessene Bands an ihren Frühwerken gemessen. Im Falle unserer Soilwork-Werkschau hat jedoch das (gerade noch) aktuelle Album „The Living Infinite“ die Nase vorne. Die Frühwerke fallen zusammen mit den beiden „Sorgenkindern“ „The Panic Broadcast“ und „Sworn To A Great Divide“ jedenfalls klar ab.
Die ersten Anzeichen weisen auch schon darauf hin, dass das neue Soilwork-Album „The Ride Majestic“ sich ebenfalls in der oberen Etage einnisten wird. Was meint Ihr? Geht das redaktionelle Ergebnis in Ordnung?
Hier unser Ergebnis:
1. „The Living Infinite“ (Ø-Bewertung: 13,60 Punkte)
2. „Natural Born Chaos“ (12,25)
3. „Figure Number Five“ (11,25)
4. „Stabbing The Drama“ (11,20)
5. „A Predator’s Portrait“ (11,00)
6. „The Panic Broadcast“ (8,60)
7. „Sworn To A Great Divide“ (8,25)
8. „The Chainheart Machine“ (8,00)
9. „Steelbath Suicide“ (7,00)
Wer hätte das gedacht? Nach den vorherigen wirklich lahmen Alben erwartete man nicht mehr viel von Soilwork. Doch plötzlich kommt ein Doppelalbum aus dem Nichts, das sich nicht nur hören lassen kann, sondern das unfassbar gut ist. Kein einziger Song ist langweilig oder schlecht. Die Lieder sind abwechslungsreich, melodiös, aggressiv, stark komponiert, gefühlvoll und ballern. Dazu stimmt das Gesamtbild und die Atmosphäre trägt sich perfekt über die kompletten beiden Silberlinge. Die Gitarren-, Schlagzeug- und Gesangsarbeit übertrifft alle vorherigen Platten der Schweden und ist nicht nur technisch brillant, sondern durchgehend eingängig, selbst wenn es ein wenig progressiver wird. „The Living Infinite“ ist eine gnadenlose und grandiose Überraschung und wohl eines der besten Melo-Death-Alben überhaupt. (mat)
„Natural Born Chaos“ gibt für mich auch schon die Marschrichtung für das nächste Album („Figure Number Five“) an. Es ist kraftvoll und hat einen Zug drauf, dem man sich nicht widersetzen kann. Zudem brachte es eindeutig eine Menge an Hits wie den Titeltrack, „Follow The Hollow“ oder „The Bringer“ hervor.
Die Songs bleiben im Ohr, motivieren zum Mitsingen und Headbangen und sind dabei ausreichend hart, um nicht mehr im Radio zu laufen.
Das Album ist somit Pflicht für jeden Soilwork- und Melo-Death-Fan. (mat)
2003 war für die Welt ein verdammt gutes Jahr, denn mit „Figure Number Five“ erschien das für mich nicht nur beste Soilwork-Album, sondern eines der besten Metal-Alben überhaupt. Grund eins dafür ist das phantastische Songwriting, dass uns mit wahren Perlen segnete: „Light The Torch“, „Cranking The Sirens“ oder „Distortion Sleep“ gehören einfach ganz nach oben auf der Liste der besten Melo-Death-Lieder aller Zeiten. Doch auch der Rest der Platte ist pures Gold – Durchhänger, Nullnummern? Gibt es nicht. Grund zwei ist die vorbildliche Produktion, insbesondere die der Gitarren. Müsste ich spontan entscheiden, welches Metal-Album die geilsten Gitarren hat, ich würde wohl „Figure Number Five“ sagen. Druckvoll, satt und doch mit messerscharfen Kanten, die jeden Riff unvergesslich machen. (ma)
„Stabbing The Drama“ kann man sehen, wie man will: Für manche ist es einfach nur eine Granate, für manche ist es einfach Mist. Ich gehöre zu der positiveren Fraktion. Direkt der gleichnamige Opener bringt Stimmung und Bewegung rein. Über Songs wie „The Crestfallen“, welche live eine absolute Wucht sein können und die Massen zum Bewegen bringen.
Auch Songs wie „Blind Eye Halo“ zeigen, dass man den Härtegrad noch ein Stück weit andrehen kann. „Stabbing The Drama“ ist ein Album mit Action, Bewegung, Motivation. Man hat Lust einfach loszulegen. Ein hervorragendes Album.
Anspieltipps: „Stabbing The Drama“, „Nerve“, „Observation Slave“ (san)
Böse Zungen würden behaupten, dass Soilworks Untergang mit „A Predator’s Portrait“ begann, denn Björn nutzt auf diesem Werk zum ersten Mal auch Klargesang.
Trotz des kleinen Stilbruchs (oder gerade deswegen?) hat dieses Album jedoch einige Hits zu bieten und eröffnete der Band neue Dimensionen. „Like The Average Stalker“ und „Shadowchild“ gehören bis heute zu den stärksten Nummern der Schweden und deuten an, in welche Richtung es in der Zukunft gehen würde.
Wer eine rohe, noch ungeschliffene Version der heutigen Soilwork hören möchte, greift am besten zu „A Predator’s Portrait“. (ms)
Es gibt ja Menschen, die verpönen die meisten Werke der „spätmittleren Phase“ von Soilwork und sind eher Fans des letzten Albums „The Living Infinite“ bzw. den ersten Alben „Steelbath Suicide“ oder „The Chainheart Machine“.
Was dazwischen ist wird oft belächelt, doch mit dem Album „The Panic Broadcast“ kann man auch viel Freude haben. Klar, es ist kein „The Living Infinite“ dennoch beherbergt es einige Hits wie z. B. „Late For The Kill, Early For The Slaughter“ oder Kracher der Marke „Enter Dog Of Pavlov“.
Im Gesamtpaket ist „The Panic Broadcast“ durchaus ein stimmiges Album, für mich persönlich die größte Schwachstelle: An manchen Stellen gefallen mir die Clean Vocals einfach gar nicht. (san)
Von vielen gehasst, von wenigen geliebt, bietet „Sworn To A Great Divide“ in erster Linie Stillstand in der Mittelklasse. Klar, „20 More Miles“ und „Exile“ gehören mehr oder weniger fest zu Live-Gigs der Band, aber der Rest… nun ja, der reißt einen nun nicht wirklich vom Hocker. Man hat das Gefühl, dass der Band zu diesem Zeitpunkt (vielleicht auch durch den personellen Umbruch) der Mut fehlte, neue Wege zu beschreiten, um es sich mit ihren Fans nicht zu verscherzen, diese aber gleichzeitig mit nur mittelmäßigem Material enttäuschte (was sich mit „The Panic Broadcast“ nicht wirklich verbesserte).
Glücklicherweise hat die Truppe ja inzwischen wieder die Kurve bekommen und ist in besserer Form denn je. (mk)
„The Chainheart Machine“ geht im Vergleich mit dem Vorgänger „Steelbath Suicide“ mit einer deutlichen Verbesserung über die Ziellinie.
Die Band geht fokussierter zu Werke und hat mit dem Titelsong und ggf. auch dem schnittigen „Possessing The Angels“ zwei erste Proto-Hits am Start. Dass die Band mit ihrem späteren Material solche Songs locker deklassiert, konnte ja zu diesem Zeitpunkt (2000) noch keiner ahnen. Wer die Band gar nicht kennt, braucht „The Chainheart Machine“ nicht als erstes. Da sind andere Alben der Schweden relevanter. Aber nichtsdestotrotz ist deren zweites Werk ein solider Grundbaustein der Karriere, die mit dem Nachfolgenden „A Predator’s Portrait“ ja erst richtig anrollen soll… (mk)
Denjenigen, die grundsätzlich nur die Frühwerke von Bands abfeiern und betonen, dass diese später NIE wieder so geklungen haben wie zu Beginn, muss ich Recht geben.
Soilwork haben später nie wieder so geklungen wie auf „Steelbath Suicide“ – ihrem Debüt. Und das ist gut so.
„Steelbath Suicide“ ist ein typisches erstes Lebenszeichen. Es stellt den Beginn einer spannenden Reise dar, kann aber in keinerlei Punkten mit den späteren Werken mithalten. Dass kaum ein Stück dieser Scheibe überhaupt noch im Live-Repertoire landet, spricht im Grunde für sich. Einzig das ruppige „Sadistic Lullabye“ findet sich vereinzelt mal auf einer Setlist. (mk)
Wenn Ihr Soilwork mögt, hört mal in folgende Regio-Bands:
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