Elvenpath
Verfasst am 01. Mai 2015 von Michael Klein (Kategorie: Band Of The Month, Interviews) — 2.580 viewsElvenpath sind längst zur stählernen Institution in unserer Region geworden. Dort wo andere traditionellen (True/Power) Metal schon längst am Boden sehen, stehen die Hessen mit erhobenem Schwert im Schlachtengetümmel und beweisen, dass diese Art Musik immer lebendig sein wird! Gitarrist Till gab uns einen Einblick in das neue Album „Pieces Of Fate“.
Metal-Aschaffenburg: Hi, Till! Gratulation zu „Pieces Of Fate“! Ich finde, das Album ist noch einen Zacken besser geworden als der Vorgänger „Elvenpath“. Euer Songwriting ist etwas fokussierter und konzentrierter, was vor allem den längeren Songs deutlich zu Gute kommt. Seht ihr das auch so?
Hallo und vielen Dank für die Stahlblumen! Wir sind in der Tat sehr zufrieden mit dem neuen Album und glauben auch, dass es unser bislang bestes ist. Was natürlich jede Band sagt, aber so muss es ja auch sein – wer will schon ein Album veröffentlichen und dabei genau wissen, dass er auch schon besseres geleistet hat? Wenn ein Album einen Rückschritt zu vorherigen Werken darstellt, sollte man es nicht veröffentlichen, sondern sich lieber noch mal auf den Hosenboden setzen und weiterarbeiten.
Ob die Songs fokussierter und konzentrierter klingen, möchte ich nicht beurteilen – das überlassen wir dann lieber den Rezensenten, haha. Aber natürlich haben wir uns Mühe gegeben, die Songs möglichst interessant zu strukturieren. Haben wir schon immer, aber mit der Zeit wächst eben die Erfahrung und Fähigkeit bzgl. Arrangements. Und bislang waren die Reaktionen seitens Kritikern und Publikum tatsächlich durchweg positiv, offenbar haben wir doch etwas richtig gemacht.
Lass mich mal raten: „On The Elvenpath“ war der erste Song, der für „Pieces Of Fate“ fest stand. Danach habt ihr die weiteren Stücke drum herum gestrickt…?
„On The Elvenpath“ klingt nämlich irgendwie wie so ein Schlüsselstück…
Nein, das war nicht das erste Stück. Im Gegenteil, es ist sogar als einer der letzten Songs für das Album fertig gestellt worden. Unser Bassist Cris kam mit der Rohfassung an, die wir dann einer exzessiven Bearbeitung unterzogen haben, da kam mit der Zeit eins zum anderen, bis der Song dann irgendwann fertig war. Und wir waren und sind selbst ziemlich beeindruckt davon, es ist auch mein persönliches Lieblingsstück auf „Pieces Of Fate“. Durch seine Länge, Struktur und Detailreichtum sticht es natürlich heraus und schickt den Hörer durch viele verschiedene Stimmungen, wie es so ein langer, komplexer Song auch tun sollte. Das gleiche Phänomen kann man ja bei ähnlich konzipierten Songs wie z. B. „And Then There Was Silence“, „Dante’s Inferno“, „Keeper Of The Seven Keys“, „Highlander (The One)“ oder „Treasure Island“ beobachten, vielleicht haben wir nun auch unseren eigenen Longtrack-Klassiker geschaffen? Die Zeit wird es zeigen.
So Maiden-lastig wie in „Battlefield Of Heaven“ und „Sentinel Of The Past“ habt ihr noch nie geklungen, oder?
Wahrscheinlich nicht, nein. Iron Maiden waren immer ein großer Einfluss, den man auch heraushören konnte und kann, aber bei diesen Songs ist er wirklich unüberhörbar. Warum auch nicht – wir sehen keinen Grund, unsere Wurzeln zu verstecken. Schließlich sind wir alle große Maiden-Fans. Das wurde insbesondere bei „Battlefield Of Heaven“ deutlich, welches ganz spontan bei einer Probe entstand. Wir haben nicht lange an dem Song gefeilt sondern ihn relativ roh belassen, und man hört natürlich deutlich, wie wir da allesamt von Steve Harris‘ Geist besessen wurden, haha.
Eure Inspirationen reichen weit über den typischen Tolkien-Kosmos hinaus. Neben der Serie Supernatural steht diesmal auch ein Manga („Queen Millennia“) im Text-Fokus. Eine empfehlenswerte Lektüre auch für Fantasy-Jünger?
Den Comic kenne ich gar nicht, nur die Serie und den später entstandenen Film. Die Serie habe ich als Frühteenager im Fernsehen gesehen und nach Jahren auf YouTube wiederentdeckt. Netterweise fand sich in den Weiten des Internets auch ein Mensch, der alle Folgen auf Festplatte hatte und mir fürs Archiv auf DVD brennen konnte. Natürlich ist es eine aus heutiger Sicht naive und nicht einmal besonders gut gezeichnete Serie, die mich aber absolut faszinierte und nach wie vor einen Platz in meinem Herzen hat. Die Serie stammt aus den 80ern und spielt im Jahr 1999, ist also als Science Fiction einzuordnen. Es geht um einen Planeten, der mit der Erde zu kollidieren droht; die humanoiden Bewohner dieses Planeten, welche sich teilweise auch auf der Erde herumtreiben… jedenfalls ist es sehr guter Stoff für einen Metal-Song und passt hervorragend zu Elvenpath.
Ist das (Heavy/Power-Metal-) Genre doch offener als man seinem Ruf zutraut? Geht diese Art Metal auch ganz ohne Orks und Elfen?
Na freilich, Power Metal muss nicht immer mit Fantasy zu tun haben. Man findet ja auch die verschiedensten Themen in diesem Genre, schließlich gibt es auch unzählige Bands, die sich da austoben. Auch wir haben uns von Anfang an nie festgelegt, schon auf unseren Demos war Fantasy ebenso vertreten wie Politik, persönliches oder andere Themen. Wir werden aufgrund unseres Namens immer wieder in die Fantasy-Kiste hineingestopft, aber viele Leute übersehen offenbar, dass wir auch noch andere Themen zu bieten haben. Wir schreiben über alles, was uns interessiert und bewegt, so kommt auch eine entsprechende Vielfalt zustande.
„Sons Of The Blood Cult“ klingt auch nach Fantasy-Hintergrund, hat aber eine durchaus ernstere Note. Ihr thematisiert hier das Thema Massentierhaltung und Fleischkonsum. Ein Thema, das ziemlich schnell (in meinen Augen unbegründete) Kontroversen hervorruft. Woran liegt es denn in euren Augen, dass so viele Menschen Massentierhaltung ablehnen, sich aber keinesfalls ihre tägliche Portion Wurst von der Stulle nehmen lassen wollen?
Ich kann da jetzt nur für mich persönlich sprechen, denn auch bei uns in der Band sind die Fleischesser in der Überzahl. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Fleischkonsum die Norm ist, der Verzicht darauf hingegen immer noch die Ausnahme, obwohl sich in den letzten zehn Jahren da sicherlich viel verändert hat. Und wer gerne Fleisch isst, ist natürlich auch nicht begeistert davon, darauf zu verzichten.
Man sollte sich einfach der Tatsache bewusst sein, was man seinem Körper zuführt und wo die Nahrung herkommt – unabhängig davon, wie die eigenen Ernährungsgewohnheiten aussehen. Wer seine Ernährung mit seinem Gewissen vereinbaren kann, soll das machen, wie er will. Für mich selbst war der Schritt zum Vegetarismus vor nunmehr 16 Jahren schlüssig und logisch und fühlte sich gut an, ich musste also keinen strengen Verzicht üben.
Der Satz „holocaust of helpless sous for mankind to devour. Kill without a second thought, a thousand lives an hour“ bringt es eigentlich ziemlich genau auf den Punkt. Ist das grundlegende Problem einfach das, dass sich der Mensch über (statt neben) alles andere Leben auf diesem Planeten stellt?
Das ist in der Tat der Fall, aber war das jemals anders? Der Mensch hat sich doch immer als Krone der Schöpfung begriffen und auch entsprechend verhalten. Auch in dieser Hinsicht findet ja erst in diesen Zeiten langsam ein Umdenken statt. Jahrtausendelang war die Menschheit auf immer mehr Fortschritt, immer mehr Wachstum, immer mehr von allem programmiert, das ändert sich nicht innerhalb einer Generation. Umweltschutz, Nachhaltigkeit etc. sind ja Begriffe, die erst vor wenigen Jahrzehnten aufgekommen sind.
Wir werden sehen, ob die Menschheit es schafft, da wirklich noch mal die Kurve zu kriegen und sich zu besinnen, dass wir eben nicht ohne die anderen Lebewesen auf diesem Planeten auskommen. Das muss natürlich auch in kleinen Schritten passieren, aber wenn jeder ein wenig bewusster lebt und versucht, seinen Teil zu einem besseren und gesünderen Planeten beizutragen, ist das schon mal ein ordentlicher Schritt in die richtige Richtung.
Unsere Generation wird es z. B. sicherlich nicht mehr erleben, dass Fleischverzicht die Norm wird, aber wie ich ja schon sagte, hat sich zumindest in unserer Gesellschaft in den letzten zehn Jahren schon viel geändert. Und wer weiß was in der Zukunft passieren mag. Ich habe neulich den Gedanken gehabt, dass z. B. Sklaverei in zahlreichen Gesellschaften jahrtausendelang die Norm war. Erst seit zum Teil wenigen Jahren ist sie weltweit (zumindest offiziell) abgeschafft und eine Wiedereinführung erscheint ausgeschlossen. Also wer weiß, wozu die Menschheit vielleicht doch noch in der Lage ist.
Die Hoffnung stirbt zuletzt!
Ihr seid diesmal zu Uwe Lulis ins Studio gegangen – aufgrund seiner Vergangenheit mit Grave Digger & Rebellion doch eigentlich die optimale Wahl, oder? Hat es euch dort gefallen?
Die Arbeit mit Uwe hat großen Spaß gemacht, war aber natürlich auch kein Zuckerschlecken. Er hat ein sehr genaues Gehör und gibt sich nicht mit halben Sachen zufrieden, da mussten wir teilweise schon ordentlich schwitzen. Aber es hat sich absolut gelohnt, denn wir sind mit dem Ergebnis überaus zufrieden. So gesehen war das tatsächlich die optimale Wahl. Uwe hatte eine Menge Ideen und Anregungen, die wir teilweise auch übernommen haben. Das war wichtig, denn ein kompetentes externes Ohrenpaar gestaltet die Arbeit fruchtbarer und minimiert die Gefahr, sich in eine Sackgasse zu manövrieren.
„Pieces Of Fate“ hat auch euer bis dato schönstes Coverartwork! Habt ihr hier die gegenseitige Perspektive von Blind Guardians „A Night At The Opera“ zeichnen lassen?
Vielen Dank, da hat der gute Markus Vesper wirklich eine Meisterleistung abgeliefert. Wir haben ihm in groben Zügen unsere Vorstellungen genannt und er hat dann eine Menge eigene Ideen hinzugefügt. An Blind Guardian haben wir uns dabei nicht orientiert, aber natürlich gibt es gewisse Gemeinsamkeiten. Wir wollten mit dem neuen Album mal so richtig in Sachen Barock bzw. Rokoko vom Leder ziehen und uns etwas feudaler präsentieren, das hat sich sowohl aufs Cover als auch auf die Fotos ausgewirkt. Optisch ist das eine Mischung aus Heavy Metal, Fantasy und Bombast geworden. Es ist auch das erste Cover, von dem ich mir unbedingt eine Vinylversion wünsche, damit man die ganzen Details auch erkennen kann.
Zu guter Letzt: Ihr habt vor kurzem eure Tour mit Skyclad noch mal neu aufgelegt. Wie viel Spaß hat es euch diesmal gemacht? Waren die Engländer immer noch so chaotisch wie damals?
Das hat wieder richtig Spaß gemacht! Die Kollegen aus Newcastle hatten ihr Chaos diesmal einigermaßen im Griff, nichtsdestotrotz hatten wir eine tolle Woche zusammen, haben sieben Gigs absolviert und so manches Bier gemeinsam geleert. Die Tour war gut organisiert und beworben, leider waren die Zuschauerzahlen trotzdem ziemlich enttäuschend und die Läden deutlich kleiner als bei unserer ersten gemeinsamen Tour 2006. Offenbar haben Skyclad in den letzten Jahren einiges an Publikum eingebüßt, jedenfalls habe ich kaum junge Fans bei den Konzerten gesehen, fast nur die eingeschworenen alten Getreuen. Vermutlich hört der Folk-Metal-Nachwuchs lieber Finntroll. Da haben sich die sparsame Livepräsenz und wenigen Veröffentlichungen seitens Skyclad leider negativ ausgewirkt. Daher war die Tour für uns auch ein signifikantes finanzielles Minus, aber wir hatten trotzdem eine Menge Spaß. War ein tolles Erlebnis.
Vielen Dank für das Interview!
Vielen Dank für Dein Interesse und die Gelegenheit, uns hier breitmachen zu dürfen! Viele Grüße an alle Leser und stay Metal!
(mk)
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