Macbeth

Verfasst am 26. August 2009 von Mathias Anthes (Kategorie: Interviews) — 2.921 views

Im Fadenkreuz – Ein Interview mit Macbeth

Als eine der ersten Metal-Bands der damaligen DDR waren Macbeth der Stasi schon bald ein Dorn im Auge. Die Spiellizenz wurde entzogen, genau so wie die Zulassung für den Band-LKW, aus dem Proberaum wurde man geschmissen und zu allem Überfluss gab es im Laufe der Jahre auch noch zwei Selbstmorde innerhalb der Band. Doch allen Widrigkeiten zum Trotz sind Macbeth nun auf der Überholspur. Besonders das aktuelle Werk „Gotteskrieger“ wird helfen, die Band zu einer der besten deutschen Thrash-Metal-Bands aufsteigen zu lassen – wenn sie das nicht bereits sind!unbenannt
Gitarrist Ralf Klein war so freundlich, sich mir und meinen Fragen zu stellen.

Metal-Aschaffenburg: Wie seid Ihr auf Euren Bandnamen gekommen und was bedeutet er für Euch?

Ralf: In der DDR wäre ein englischer Name zu unserer Gründungszeit eigentlich gar nicht möglich gewesen. Englisch war nämlich die Sprache des politischen Gegners. Da aber das Shakespeare-Drama „Macbeth“ in der DDR Schulstoff war, hatte die Obrigkeit kein Argument uns diesen Namen zu verweigern. Außerdem hat uns die blutrünstige Story im Drama sehr zugesagt. Ein deutschsprachiger Name würde vielleicht heute besser zum Gesamtkonzept passen, aber eine Umbenennung würde einem Verrat gleich kommen, da wir mit und wegen des Namens einiges erlebt haben. In positiver wie negativer Hinsicht.

Wo glaubt Ihr, würde Macbeth heute stehen, wenn es in der Vergangenheit keine Probleme mit der Stasi gegeben hätte?

Die Frage ist sehr spekulativ, deswegen dürfte es schwierig sein, eine vernünftige Antwort darauf zu finden. Keine Ahnung!

Was ist es für ein Gefühl, nach 25 Jahren endlich das erste Album veröffentlich zu haben und was sind die Pläne für die Zukunft?

Unsere erste Scheibe haben wir schon 2006 in Eigenregie veröffentlicht.
Wir haben uns bei „Gotteskrieger“ trotzdem sehr gefreut, weil es unser erstes Album bei einem renommierten Metal-Label ist. Wir werden natürlich noch ein paar Alben folgen lassen, denn wir haben ja einiges nachzuholen. Auch live wird man uns bald öfter sehen.

Sind die Songs auf „Gotteskrieger“ komplett neu geschrieben, oder sind Ideen von alten Songs enthalten?

Die Hälfte der Songs ist zum Teil zwei Jahre alt und wurde schon oft live gespielt. Die andere Hälfte ist in den letzten Monaten vor den Aufnahmen entstanden. Richtig alte Ideen wurden nicht mehr verwendet. Das haben wir zum Teil auf der ersten Veröffentlichung getan.

Hat sich euer Songwriting über die Jahre und mit den gemachten Erfahrungen verändert? Wenn ja, wie?

Das Grundprinzip beim Songwriting hat sich nicht verändert. Die gemachten Erfahrungen fließen natürlich emotional mit ein. Man kann schon zu recht sagen, das wir insgesamt sehr viel düsterer klingen als vor 20 Jahren. Dazu hat die Geschichte der Band sicherlich ihren Teil beigetragen.

Beschäftigt sich „Am Grab“ mit dem Tod Eures ehemaligen Schlagzeugers, oder steht er mehr stellvertretend für den generellen Verlust eines geliebten Menschen?

Der Song beschäftigt sich mit den beiden Selbstmorden in der Band und den offenen Fragen danach, die schwer in Worte zu fassen sind. Bei den Aufnahmen zum Song war es manchmal fast unerträglich und physisch spürbar. So etwas verfolgt Dich ein Leben lang. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, dieses Thema auch musikalisch zu verarbeiten.

Wer hatte die Idee, in „Maikäfer Flieg“ Kindergesang einzubauen und wie seid Ihr auf Elisa als passende Sängerin gestoßen?

Erst stand ja die Frage, wie man dieses Lied aus dem Dreißigjährigen Krieg in den Song einbaut. Spätestens bei der Textzeile: „und ein kleines Mädchen singt“ kam uns dann der Gedanke, es tatsächlich von einem Kind singen zu lassen. Dadurch wird der Gegensatz zwischen Opfer und Krieg besonders deutlich. Da war nur die Frage zu klären, welches Kind die Zeile singt. Die Wahl fiel schließlich auf meine Tochter.

Vielen Dank für dieses kleine aber feine Interview. Ich und ganz Metal-Aschaffenburg wünschen Euch alles Gute für die Zukunft! (ma)

macbeth

Wer nun mehr über die Teutonen-Thrasher wissen möchte, sollte unbedingt einen Blick auf ihre offizielle Homepage (www.Macbeth-Music.de) oder ihre MySpace-Seite (www.MySpace.com/Abendmahl) werfen!

Tags:

Die Kommentfunktion ist nicht aktiviert.