Morbid Angel | Vorband: Deserted Fear
Verfasst am 27. November 2014 von Manuel (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 2.177 views26.11.2014 – Colos-Saal, Aschaffenburg
Mittwochabende sind die nicht der perfekte Zeitpunkt für Konzerte. Dies mussten auch Deserted Fear und Morbid Angel erfahren, die den Colos-Saal beim hiesigen Tourstopp nur gut halb-gefüllt vorfanden.
Pünktlich wie die Maurer eröffneten die jungen Hoffnungsträger von Deserted Fear um 20 Uhr. Dass viele der Anwesenden eher wegen des Hauptacts angereist waren, zeigte sich daran, dass die Reaktionen auf das todbringende Gemisch der Thüringer anfangs äußerst verhalten ausfielen. Nach und nach erspielte sich das live mit vier Mann agierende Trio jedoch sein Publikum und Songs wie der Titeltrack des aktuellen Albums „Kingdom Of Worms“ fanden den Weg in die Schädel des Auditoriums. Perfekt aufeinander eingespielt, fehlte den Newcomern zwar ab und an etwas die Bühnenpräsenz, kaum ein Zuhörer wird jedoch leugnen können, dass Deserted Fear an diesem Abend eine starke Leistung abriefen.
Ob man dies so auch über Morbid Angel sagen kann, liegt wohl im Auge des Betrachters. Natürlich haben die Death-Metal-Veteranen aus Florida zu Beginn ihrer Karriere etliche Klassiker des Genres veröffentlicht, trotzdem muss man David Vincent und seinen Mitstreitern attestieren, dass sie gut zehn Jahre kein ordentliches Album mehr herausgebracht haben. Dass diese Tour „Covenant“, einem der angesprochenen Meilensteine, gewidmet ist und dieses in voller Länge dargeboten wurde, spricht Bände, dass es die Band im Laufe der Jahre nicht mehr geschafft hat mit neuer, guter Musik neue Anhänger zu akquirieren. Als das Quartett nach einer kurzen Umbaupause die Bretter des Colos-Saals betritt ist klar, dass an diesem Abend besonders Frontmann und Bassist Vincent im Vordergrund stehen wird. Ob seine Darbietung nun als arrogant, gelangweilt, cool oder gar majestätisch gewertet werden muss, durfte sich jeder Zuschauer vor der Bühne auf dem nach Hause überlegen. An der Darbietung der Musik gab es nichts zu mäkeln, an ihrer Qualität ebenso wenig. Dass Songs wie „Rapture“ oder „Lion’s Den“ auch nach mehr als 20 Jahren nichts an ihrer Energie und Perfektion verloren haben, dürfte jedem klar sein, der sich mit Death Metal auch nur ein bisschen auseinandergesetzt hat. Dennoch gelingt es Morbid Angel an diesem Abend nicht, das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Wie ein Vorhang liegt eine Wand zwischen den Betrachtern und der Band – eine Einheit mag nie entstehen. Ob dies nun an der coolen, distanzierten Vortragsweise der Truppe selbst oder am Naturell der Anwesenden lag, ist schwer zu sagen.
So bleibt am Ende ein qualitativ sicherlich hochklassiger Abend, der jedoch emotional kaum berühren mag. Gerade von den Großmeistern des Genres hätte man sich mehr Charisma und Ausstrahlung erhofft, denn neben David Vincent bleiben die anderen drei Musiker relativ blass und im Hintergrund. Ein Lichtblick stellen Deserted Fear dar, die mit vollem Engagement zu Werke gingen und mit ihren zwei bislang veröffentlichten Alben wohl erst am Anfang der Reise stehen. (ms)
Bilder: (mst)
Hinterlasse eine Antwort