Árstíðir
Verfasst am 30. September 2014 von Michael Klein (Kategorie: Interviews) — 2.070 viewsHeavy Metal!
Das neue Album ist für die angesetzte Release-Tour nicht rechtzeitig fertig geworden. Absagen wollten die sympathischen Isländer die Konzerte deshalb aber nicht. Stattdessen nutzt man die Gelegenheit eben, um dem Publikum die ersten Eindrücke des neuen Materials zu vermitteln.
Wir unterhielten uns nach dem abermals wundervollen Konzert mit Keyboarder Ragnar Ólafsson.
Metal-Aschaffenburg: Hallo Ragnar! Vielen Dank für das tolle Konzert! Ihr konntet ja erstmals live ein paar neue Stücke vorstellen. Sind diese denn repräsentativ für das neue Album? Was kann man denn erwarten?
Ragnar Ólafsson: (überlegt kurz) Lass es mich so sagen: Der größte Unterschied vom kommenden Album zu den bisherigen ist der, dass das neue Album das erste echte Studioalbum ist. „Árstíðir“ und „Svefns og vöku skil“ haben wir mehr oder weniger live eingespielt. Ohne Overdubs – ganz nah am Live-Sound. Wir sind damals mit den fertigen Songs ins Studio, haben unsere Instrumente aufgebaut und alles direkt und gemeinsam eingespielt. Für das neue Album haben wir uns vorgenommen es zu machen wie bei „Sgt. Pepper“. Wir arbeiten im Studio permanent an neuen Ideen. Wir probieren eine Menge aus. Funktioniert es, dann behalten wir es. Funktioniert es nicht, werfen wir die Idee über den Haufen. Dadurch haben wir viel mehr Freiheiten.
Ich finde, dass die neuen Stücke, die ihr heute gespielt habt, progressiver, positiver und – einfach etwas anders – klingen.
Ja, das tun sie. Wir haben für das neue Album etwa 30 Songskizzen erarbeitet, aus denen etwa 15 neue Stücke entstehen werden. Es werden auch etliche Tour-Freunde von uns auf dem Album zu hören sein. Einer davon ist ein Schlagzeuger! Die wirklich ungewöhnlichen Stücke haben wir live noch gar nicht gespielt.
Das Material klingt aber trotz der Experimente noch 100% nach Árstíðir!
Wenn ich jetzt an einen Drummer denke – rüstet ihr dann eure Live-Besetzung auf?
Nein, wir überlegen natürlich, wie wir das am besten umsetzen können – aber die Live-Versionen werden anders klingen als die Studio-Versionen.
Das Artwork geht ebenfalls neue Wege. Anderer Look und keine Vögel mehr!
Ja, genau, keine Vögel! (lacht). Weißt du, was das Bild darstellt?
Keine Ahnung. Ich finde, es sieht aus wie ein Stück Gletscher oder Eis.
Es ist ein Stück Metall!
Wirklich?
Es wurde in einem der ältesten und abgewracktesten Eisenwerke in Tschechien aufgenommen. Die Stadt heißt Ostrava – wir haben dort schon oft in der Vergangenheit gespielt.
Die Fabrik wurde schon lange geschlossen – aber dort findet ein Festival statt, dessen Veranstalter einen Fotografen kennt, der mit uns dort eine Fotosession gemacht hat.
Unser neuer Proberaum ist ebenfalls eine alte Fabrik in Island, die seit 30 Jahren geschlossen ist.
Dort haben wir auch alle neuen Stücke alle geschrieben. Auf YouTube kann man sich einige Sessions ansehen, die wir dort aufgenommen haben.
Alles, was das neue Album umgibt, geht also ein Stück weit weg von den bisherigen Natur-Aufnahmen hin zum industriellen Touch.
Das Coverartwork ist eine extreme Nahaufnahme eines Stückes Metall. Man kann aber viel darin sehen…
Drummer, Artwork, Fabriken.
Euer Album wird ziemlich „Heavy Metal“!
(lacht) Ja, unser erstes „Piece Of Metal“!
Das Tolle ist ja auch, das Album ist ja bereits über 1000-mal verkauft!
Ihr habt die Kickstarter-Kampagne nämlich regelrecht gesprengt (aus den anvisierten 20.000$ wurden am Ende durch mehr als 1500 Untestützer über 70.000$! – Anm. d, Verf.).
Ja, genau! Genau so sehe ich Kickstarter auch: Es ist ein Vorverkauf!
Wir haben versucht die Preise niedrig zu halten, weil wir nicht wussten, wie viele Leute sich beteiligen werden. Vom Ergebnis waren wir dann natürlich ziemlich überrascht! (lacht)
Das Tollste an der Kampagne war aber, dass die meisten der Supporter neue Fans waren! Wir dachten, dass der Großteil Supporter aus Deutschland, Island & Co. kommen werden. Aber in Europa ist die Kickstarter-Kultur gar nicht so ausgeprägt. Tatsächlich kam der größte Teil aus dem Kickstarter-Heimatland USA!
Das heißt aber auch, dass ihr bald eine Menge Pakete packen müsst…
Habt ihr schon genug Asche gesammelt? (Die Band hat allen Supportern eine Probe Asche vom berühmten Vulkan Eyjafjallajökull versprochen – Anm. d. Verf.)
(lacht) Ja, haben wir. Mein Vater ist Geologe und hat mir dabei geholfen, genau an den richtigen Stellen zu sammeln.
Verspürt ihr dadurch einen gewissen Druck, eine Belastung, den vielen Fans und deren Erwartungen gerecht zu werden?
(überlegt) Mmmh. Ich weiß, was du meinst… Weil wir das erste Mal verpflichtet sind, etwas Gutes abzuliefern.
Eigentlich nicht wirklich. Wir sind so vertieft in den kreativen Prozess, dass wir gar nicht so sehr über Verpflichtungen oder äußeren Druck nachdenken.
Ich freue mich sehr auf das Album! Vielen Dank für das Interview!
(mk)
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