Werkschau – Opeth
Verfasst am 04. September 2014 von Michael Klein (Kategorie: Interviews) — 2.304 viewsDas neue Opeth-Werk „Pale Communion“ ist gerade frisch erschienen. Die kommenden Wochen werden zeigen, wo sich das abermals komplexe Werk der schwedischen Prog-Götter in deren Discographie einordnen wird.
Und während wir „Pale Communion“ lauschen, haben wir uns mal den gesamten Backkatalog der außergewöhnlichen Band befasst. Welches Album ist das Beste? Welches das Verzichtbarste?
Hier unser Ergebnis:
- „Ghost Reveries“ (Ø-Bewertung: 13,83 Punkte)
- „Blackwater Park“ (13,00)
- „Watershed“ (12,50)
- „My Arms, Your Hearse“ (12,40)
- „Still Life“ (12,33)
- „Deliverance“ (12,00)
- „Damnation“ (10,75)
- „Orchid“ (10,67)
- „Morningrise“ (10,60)
- „Heritage“ (10,17)
„Ghost Reveries“ war das Album (zusammen mit der tollen „Heritage“), das mich rund um die Welt von Opeth in den Fang gezogen hat. „Ghost Reveries“ kam im Jahr 2005 raus und hat mit Songs wie „Ghost Of Perdition“ und „Harlequin Forest“ echte Meilensteine der Musikgeschichte auf die Welt gebracht. Mikael Åkerfeldt hat es meiner Meinung nach geschafft, auf diesem Album die Quintessenz von Opeth rauszuholen und die brachialen Death-Metal-Vibes mit Melodie und Verspieltheit zu kombinieren. Dieses Album eignet sich perfekt als Opeth-Einstieg und sollte auch fester Bestandteil der CD-Sammlung eines jeden Opeth Fans sein. (san)
Schon wieder muss sich „Blackwater Park“ mit einem zweiten Platz begnügen (zuletzt in unserer Jahrzehnts-Best-Of ) – obwohl es in den Ohren vieler Fans als ultimatives Durchbruchs-Werk und deren bestes Album der Schweden gilt. Warum es schließlich „Ghost Reveries“ unterlegen ist? Nun, trotz konsequent hoher Qualität (eine Ø-Bewertung von 13 Punkten spricht für sich!) ist der Schwarzwasserpark ein bisschen unzugänglicher und sperriger als sein leutseliger Nachfolger.
Trotzdem bleibt „Blackwater Park“ ein Genre-Meilenstein mit All-Time-Hits wie „Bleak“, „The Drapery Falls“ oder „Harvest“. (mk)
Wundervolle Melodien, verrückte Grooves und der bis dato beste Gesang von Mikael gepaart mit dem neuen grandiosen Axe am Schlagzeug, all das macht „Watershed“ zu einem grandiosen Album.
Alleine das gefühlvolle Intro „Coil“, das in das tief-böse „Heir Apparent“ übergeht, geht einem unter die Haut und der Rest fügt sich nahtlos an.
Songs wie „Burden“ sorgen für mehr Abwechslung und verzaubern durch ihre eigene Art. „Watershed“ ist für mich trotz oder vielleicht gerade wegen der Besetzungswechsel ein wundervoller Silberling, der immer wieder im Player rotiert. (mat)
Das 1998iger „My Arms, Your Hearse“ von Opeth war das erste Album mit ihren damals neuen Drummer Martin Lopez, welcher den alten Drummer Anders Nodin ersetzte. Für viele ist „My Arms, Your Hearse“ das wohl beste Album von Opeth, aber das ist Geschmackssache – ich bevorzuge beispielsweise „Ghost Reveries“. Jedoch beheimatet „My Arms, Your Hearse“ Klassiker, die man gut und gerne als einige der besten Songs von Opeth nennen kann. Sachen wie „Demon Of The Fall“ oder „April Ethereal“ werden immer gern gehört und gut abgefeiert, und genau wegen solchen Songs ist ein Album „My Arms, Your Hearse“ zeitlos. (san)
„Still Life“ ist wohl ein wichtiges Machwerk von Opeth, denn mit diesem Album schlagen sie eine Kurve oder nehmen gar eine Abzweigung auf ihrer Laufbahn. Die Riffs und Songs werden etwas flexibler und abwechslungsreicher und der Gesang noch besser. Das auffälligste ist jedoch der Sound und die Produktion, die weniger künstlich ist und damit direkter klingt. Dadurch wirkt das Album ehrlicher und echter und kann nicht nur durch gutes Songwriting und Melodien überzeugen, sondern auch durch starke Texte und Emotionen. Aufgrund der dadurch entstehenden Atmosphäre ist für mich „Still Life“ ein Meilenstein aus Opeths Diskographie. (mat)
„Deliverance“ und „Damnation“ stellen zwei Seiten einer Medaille dar und läuten erneut einen Wendepunkt in Opeths Karriere ein. Beide entstanden in der selben Aufnahme-Session, zusammen mit Porcupine-Tree-Mastermind Steven Wilson, wurden aber im Abstand von einem halben Jahr veröffentlicht. Dabei enthält „Deliverance“ durchweg Death-Metal-Songs, „Damnation“ fokussiert die akustische, ruhige Seite der Band. Was vielleicht auf den ersten Blick wie ein guter Schritt aussehen mag, hat jedoch auch seine Nachteile, denn auf Dauer klingen beide Werke etwas monoton und gleichförmig. Der Abwechslungsreichtum, vorangegangener und noch folgender Werke blieb bei dieser Doppel-Veröffentlichung etwas auf der Strecke. Dennoch haben bei Alben durchaus großartige Einzelstücke zu bieten. Der Titeltrack von „Deliverance“ bildet bis heute das Rückgrat jedes Liveauftritts der Band und auch der Opener von „Damnation“, die Ballade „Windowpane“, ist ein Fanliebling. Daneben punktet auf „Deliverance“ das rasante „Wreath“ und das riffgewaltige „Master’s Apprentices“, auf „Damnation“ wissen die getragenen „In The Time Of Need“ und „Hope Leaves“ zu überzeugen. Vielleicht wäre es im Nachhinein sinnvoll gewesen, die Essenz beider Alben zu einem verschmelzen zu lassen. So haben bei Alben einen Sonderstatus in der Diskographie, gehören trotz ihrer Qualität jedoch zu den schwächeren Werken – wenn es dies bei Opeth überhaupt gibt. (ms)
Würde „Orchid“ heute als Debüt eines Newcomers erschienen, bin ich der Meinung, dass es kaum wahrgenommen werden würde. Als dieses 1995 erschien, erging es dem Album nämlich auch nicht viel anders. Zu seinem Ruhm kam es erst später – als mit dem zunehmenden Erfolg der Band viele Fans das Album rückwirkend zum Kult adelten. In meinen Augen macht dies das Album jedoch nicht besser. „Orchid“ bleibt auch nach 19 Jahren – wenngleich man der Band nicht absprechen kann, bereits hier sehr ambitioniert vorgegangen zu sein – nur unteres Mittelmaß im Backkatalog (was ein Platz 8 von 10 ja belegt). Bester Song: „In Mist She Was Standing“. (mk)
Was mit dem bereits großartigen Debüt „Orchid“ begann, setzt sich konsequent auf „Morningrise“ fort: Opeth schreiben komplexe Songs, die trotz ihrer Länge – alle fünf haben epische Ausmaße und eine Spielzeit von mindestens zehn Minuten – und Verschrobenheit hängen bleiben.
Mit „The Night And The Silent Water“ enthält das Album auch einen Track, der selbst Jahre später immer noch zum Besten gehört, was die Schweden jemals komponiert haben.
„Morningrise“ zeigt einerseits, dass „Orchid“ mitnichten eine Eintagsfliege war und das Opeth noch lange nicht die Ideen ausgehen würden. (ms)
Ist „Heritage“ wirklich das schlechteste Album von Opeth? Nun – ein Schnitt von 10,17 Punkten (Schulnote 2-) ist immer noch mehr als respektabel.
Was „Heritage“ auf den letzten Platz absacken lässt, ist seine Sonderstellung im Opeth-Kosmos. Der konsequente Verzicht auf Growls und die über allem stehende 70er-Jahre-Ausrichtung sorgen für eine Spaltung der Fangemüter. Einzelnoten von 7 bis 13 Punkten belegen diese Spaltung sogar innerhalb (der Bewertung) unserer Redaktion. Man wird „Heritage“ entweder mögen oder die Songs als halbgare Ideensammlung verschreien. So oder so wird das Album mehr Gegner um sich versammeln als jedes andere Werk der Schweden. (mk)
Wenn ihr Opeth mögt, hört mal in folgende Regio-Bands:
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