Funeral Fire

Verfasst am 25. Oktober 2013 von Sebastian Mack (Kategorie: Interviews, Regionale Bands) — 3.640 views

Funeral Fire sind eine sage und schreibe siebenköpfige Hardrock-Band aus Frankfurt am Main und Umgebung. Nach einigen Besetzungswechseln und musikalischen Veränderungen sind die Jungs hungrig auf neue Glanztaten. Aktuell befinden sie sich mitten an der Arbeit an neuen Songmaterial. Grund genug, ihnen mal ein wenig auf den Zahn zu fühlen und mit ihnen über Vergangenes und Zukünftiges zu sprechen. Und über Tauben. Genau dafür habe ich mich mit Sänger Ali Saadat und Schlagzeuger Valentin „Valli“ Heck in einer kleinen Frankfurter Kneipe im Stadtteil Bockenheim getroffen.

Metal-Aschaffenburg: Beginnen wir das Interview mit einer lästigen, aber immer aufschlussreichen Fragenkombination: Wer seid ihr, wo kommt ihr her und was genau tut ihr?

Ali: Die Band Funeral Fire hat eine sehr lange Geschichte. Wir haben im Jahr 2003 als Unplugged-Band angefangen. Zunächst waren wir nur ein Duo. Im Prinzip war unsere erste Intention, umsonst in Kneipen zu spielen, um kostenlos essen und trinken zu können. Das hat auch gut funktioniert. Aber irgendwann kam ein Schlagzeuger dazu, dann der Bassist meiner anderen Band und schlagartig wurden wir zu einer Rockband – verzerrte Gitarren inklusive. Dann kamen viele Auftritte, die auch auf großen Bühnen stattgefunden haben, unter anderem als Opener für Soulfly. Dann kamen ein neuer Schlagzeuger, Bassist sowie Rhythmusgitarrist dazu. Das ganze lief gut und wir haben unsere zweite CD („Rise Of The Red Supergiant“, Anm. d. Red.) veröffentlicht. Danach kam auch die Anfrage von einem Label. Wir sprechen hier von einer Zeitspanne von acht bis neun Jahren.
Ende 2012 hat sich dann die gesamte Band gesplittet. Wir wollten die Band auflösen, was ich aber nicht zulassen wollte. Es gab keinerlei persönliche, sondern ausschließlich musikalische Differenzen und am Ende stand ich ganz alleine da. Innerhalb von zwei Monaten war Funeral Fire dann auf einmal eine 7-Mann-Truppe. Ziel war es, die Musikrichtung der letzten Jahre auf keinen Fall zu replizieren sondern da anzudocken, wo Funeral Fire richtig losging: als Hardrock-Band. Dank dem Keyboarder haben wir jetzt musikalisch auch mehr Optionen.

Funeral Fire BandfotoWie habt ihr die neuen Leute gefunden?

Ali: Ich hab eine Anfrage gestellt – Band sucht Musiker. Die Resonanz war sehr groß, ’ne Menge Leute haben sich gemeldet. Das war für mich dann natürlich auch eine coole Rückmeldung. Im Endeffekt war es aber so, dass Martin Stahl, der erste Gitarrist der Neubesetzung, die meisten Leute für die Band klargemacht hat. Das ging dann sehr schnell.

Wie habt ihr da ausgewählt? Mussten die Leute bei euch im Proberaum vorspielen?

Valli: Die Vorgabe war, ein bis zwei Songs zu lernen. Die Jungs, die mitspielen wollten, sind dann in die Probe gekommen und haben die Songs vor- beziehungsweise mitgespielt und mit allen gejamt. Dann haben wir uns alle zusammengesetzt und überlegt, ob es für alle das Richtige ist. Ein bis zwei Proben muss man schon gucken, dass das nicht nur vom musikalischen her funktioniert. Wenn jetzt jemand musikalisch ein absolut geiler Gitarrist ist, aber man persönlich nicht mit ihm klar kommt, ist das natürlich auch nichts.

Viele der neuen Musiker kommen eher aus anderen Genres. Schlägt sich deren musikalischer Background in den neuen Songs nieder?

Valli: Im Vergleich zu früher, bevor ich dabei war, kann man, glaube ich, schon sagen, dass der Sound an sich etwas härter geworden ist – zumindest was die Drums betrifft. Death Metal – der Bereich aus dem ich komme – ist geprägt von Blastbeats und schnellen, brachialen Fill-ins. Daher war das für mich schon erstmal eine Umstellung, in den Rockstil reinzukommen. Aber ich wollte auch nicht meinen Drumstil komplett verändern. Ich musste mich natürlich ein wenig an klassisches Rock-Drumming anpassen, aber ich würde sagen – es knallt immer noch ordentlich. (lacht) Ab und an müssen die anderen mich auch schonmal bremsen, wenn es um Doublebass geht, aber insgesamt finden wir da, glaube ich, einen guten Konsens.

Ali: Letztenendes muss es der Musik einfach gerecht werden. Es ist in Bezug auf Songwriting auch immer so eine Frage – bin ich ein Metaler, der Musik macht, oder bin ich ein Musiker, der Metal macht? Wenn man sich als zweite Variante erachtet, öffnen sich, denke ich, viel mehr Möglichkeiten. Dann nimmt man Musikrichtungen zwar immer noch als Musikrichtungen wahr, aber nicht als die einzige Option. Wozu sollte man sich eingrenzen, wenn man auch bei anderen Einflüssen sagen könnte „Hey, ich hätte Bock, das auch zu machen“? Man sollte versuchen, sich von solchen ungeschriebenen Regeln zu lösen, alles was eingrenzt sollte in unserer Band sofort getilgt werden.

Wenn man euch im Internet sucht, kommt man schnell zu dem Song „Supergiant“, zu dem ihr auch ein Video gedreht habt. Schnitt und Videoqualität sehen sehr professionell aus. Kannst du ein bisschen was zu den Dreharbeiten erzählen?

Ali: Also erst mal – große Props und Lob an Boris Dörning. Er ist ein sehr guter Regisseur wie man sehen kann, also hier nochmal vielen Dank an ihn. Es ist schwierig, viel über die Dreharbeiten zu erzählen, ich war nur an den ersten zwei Drehtagen dabei, ich hatte zu dem Zeitpunkt zu wenig Zeit dafür. Den Rest haben die Jungs also ohne mich gedreht. Aber was da fabriziert wurde, war einfach erste Sahne. In Zukunft wollen wir auf jeden Fall noch weitere Videos drehen.

Funeral FireWenn man sich das Video ansieht, sieht man einige wichtige Plätze von Frankfurt. Wie wichtig ist Frankfurt für die Band, ist das ein allgemeiner Bezugspunkt für euch?

Ali: Sagen wir es mal so, wir sind auf jeden Fall Frankfurter Jungs. Das heißt aber nicht, dass wir so lokalpatriotisch sind, dass wir andere Städte komplett ausschließen würden. Eine große Frage war natürlich die Eintracht-Szene in dem Video, das geht für mich schon in Richtung Lokalpatriotismus. Aber es ist okay. Es ist eine schöne Szene. Da haben wir uns das Leben einfach gemacht und uns gesagt „Was cool ist, ist cool und was schlecht ist, ist schlecht.“ Deswegen muss man da auch jetzt nicht unbedingt alles durchanalysieren, auch wenn man im Video sicherlich viele interessante Passagen finden wird. Wir hatten kein Budget und haben dann aus wenig ganz schön viel gemacht!

Valli: Zusätzlich haben wir früher auch in Frankfurt geprobt. Im Gallus. Mehr Frankfurt geht höchstens noch in Sachsenhausen. Dummerweise mussten wir dann aus dem Proberaum raus. Die Frankfurter Tauben haben uns verjagt.

Also über die Tauben müsst ihr mich jetzt aufklären!

Ali: Das ist ganz einfach. Das Dach ist offen gewesen, was wohl ein guter Platz für Tauben war, die sich dort sehr wohl gefühlt haben. Ratten ebenfalls! Nach 10 Jahren proben in der Nähe von solchen Tieren ist es glaube ich an der Zeit, den Proberaum zu wechseln.

Valli: Die waren natürlich nicht IM Proberaum, sondern davor. Es gab die Vorgabe, dass man das Fenster nur kurz öffnen durfte, zum Beispiel wenn man eine Raucherpause macht. Dann musste man die Fenster aber wieder schließen. Unter der Woche gehe ich ab und an mal im Proberaum üben und an einem Tag kam ich dann rein und als ich die Tür geöffnet habe, hat es überall nur geflattert. Da waren extrem viele Tauben drin, die ich dann erst mal mit ’nem Besenstiel verscheuchen musste. Natürlich war der Proberaum aber auch komplett vollgemacht und in so ein Kabuff dann sein Equipment für ein paar Tausend Euro reinzustellen… nicht gut!

Im Mai habt ihr angekündigt, dass ihr am Songwriting sitzt, um ein neues Demo zu veröffentlichen. Wann kann man mit dem neuen Material rechnen?

Ali: Wenn damit zu rechnen ist! (lacht) Nein, von meiner Seite gibt es da keinen Kommentar. Wir sind noch am Songwriting, aber was aktuell passiert ist wirklich extrem spannend.

Valli: Wir wollen uns da keinen Druck machen. Als groben Bezugspunkt haben wir uns gesagt, uns im Laufe des inzwischen doch sehr langen Winters an die Aufnahmen zu begeben.

Ali: Wir sind sehr fleißig!

Was ist sonst noch für den Rest des Jahres geplant?

Ali: Wir wollen auf jeden Fall noch einmal dieses Jahr in Frankfurt spielen. Sollte das nicht klappen, dann wird es Anfang nächsten Jahres. Auf jeden Fall soll 2014 ein Jahr voller Auftritte werden!

Valli: Wir sind da auch jetzt schon am Organisieren. Ich versuche gerade, eine kleine Tour auf die Beine zu stellen, unter anderem auch mit Stopp in einem kleinen Club in Holland, wo es sehr gut aussieht, dass wir dort spielen können. Wäre echt geil, einfach mal mit den Jungs unterwegs zu sein und in einer Woche drei bis vier Auftritte zu spielen. Ich fahre öfter nach Holland zum Angeln und habe dann nachdem ich mir in einer Musikkneipe einen Gig angesehen habe ein bisschen Mut angetrunken und bin mit zwei bis drei CDs zum Manager gegangen und habe gesagt: „Hey, wir würden hier gerne spielen, hör doch mal rein“. Ich glaube, die Aktion fand er gut und jetzt sind wir halt in Gesprächen für einen Gig. Dreist und freundlich gewinnt immer! (lacht)
(sz)

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