Karmazid

Verfasst am 01. Oktober 2013 von A. Wissel (Kategorie: Band Of The Month, Interviews) — 4.482 views

Diesen Monat präsentieren wir Euch keine Band, sondern einen Akteur des wichtigsten Nebenkriegsschauplatzes in der Musik. Eigentlich sind wir für dieses Interview zu unserer Schande schon viel zu spät dran, denn dieser Künstler ist bereits im nationalen sowie internationalen Untergrund eingeschlagen wie eine Bombe. Zu unserer Verteidigung können wir sagen, dass sich das alles erst im letzten dreiviertel Jahr zur vollen Blüte entwickelt hat und die Qualität seiner Veröffentlichungen von Monat zu Monat krasser wird. Es ist mir eine große Ehre, Euch die Hintergründe seines Schaffens näher zu bringen und ich hoffe, dieser Versuch transportiert den Respekt und die Faszination, die ich diesem Künstler aus Aschaffenburg entgegenbringe. Es war einmal an einem okkulten Donnerstag im Juli…

Metal-Aschaffenburg: Was bedeutet oder ist Karmazid eigentlich? Empfindest du es als vernichtendes oder tötendes Wirken, was du als Kunst darbietest?

Nicht generell als vernichtend oder tötend, aber all das heraus zu lassen, was wohl in mir vergraben liegt, ist definitiv nicht der beste Plan für mein Karma.

Du drückst damit also dein innerstes Wesen aus. Weshalb hast du angefangen zu malen?

Das ist eine richtig gute Frage. In erster Linie gibt es doch Sachen in den Gehirnen von Menschen, die man vielleicht heimlich gut findet – auch gerne machen würde – aber eben auf Grund von gesellschaftlichen Konventionen nicht tut. Das klappt mit einem Stift etwas besser als mit einem Messer bzw. es ist rein gesellschaftlich doch anerkannter.

Was fasziniert dich denn so an der Vanitas-Symbolik, die neben dem Okkulten und Obszönen meiner Meinung nach stark vertreten ist?

Chaos und Tod sind einfach eine spannende Konstellation, weil beides sehr unerforscht ist. Es ist einfach meine Vorstellung davon und der Ausdruck dessen in einer Art von Bildsprache. Die ganze Zerstörung und auch der Neuanfang sind der Grund für das Wort Karma und beziehen sich auf diese Mythologie. Neuanfang hat auch immer mit Zerstörung zu tun und ist somit in gewisser Weise auch ein Weg zur Besserung. Deshalb benutze ich apokalyptische Themen.blowmywhistle2

Das Kreislaufthema also – bist du denn stark von indischen Lehren geprägt?

Nicht wirklich geprägt, aber ich ziehe Inspiration aus vielen Mythologien, Kulturen und Religionen. Jede beschäftigt sich auf eine andere Art und Weise mit Tod und Zerstörung und ich versuche alles, was ich finde, zusammenzusammeln und mein eigenes Bild zu kreieren.

Dazu gehört dann wohl auch dein Hang zu Okkultismus bzw. Dämonologie? Was findest du an Dämonen so interessant?

Ja, jeder Mensch hat grundsätzlich seine ganz eigenen Dämonen, die man im christlichen Kontext als Wesen mit verschiedenen Eigenschaften verpackt und in dieser Art und Weise am Ende doch nicht ablehnt. Ich versuche diese Stereotypen auch immer in meinem Sinne etwas abzuwandeln. Das führt jetzt vielleicht zu weit, aber ein Projekt an dem ich momentan arbeite ist eine Sammlung von Erlebnisberichten und Sichtungen, die ich gerne in der Zukunft einmal veröffentlichen möchte. Gerne auch mit den einschlägigen esoterischen Verlagen. Auf jeden Fall geht der Wandel der Zeit durch Zivilisationsentwicklung auch nicht an den Dämonen vorbei und ich würde diese gerne in einen modernen Kontext bringen, allerdings auf Basis der alten Vorbilder und vor allem ohne modernen Schnickschnack.

Lebst du denn auch Spiritualität? Findet das in deinem normalen Leben statt?

Ja, definitiv. Aber darüber spreche ich nicht gerne.

Möchtest du mit der Obszönität provozieren oder ist dir das relativ egal, ob du aneckst?

Meiner Meinung nach hängen 90 % aller dunklen Gedanken oder der besagten Dämonen mit Pimmel und Muschi zusammen. Mir ist das ziemlich egal, ob ich anecke.

Was inspiriert dich denn rein visuell noch? Gibt es Künstler oder ältere Maler wie Albrecht Dürer oder Hieronymus Bosch, die Einfluss auf dich haben?

Es gibt alte und neue Künstler, die mich stark inspirieren. Die ältere Riege mit Dürer oder Clarke und mein Lieblingszeitgenosse ist Tony Roberts, der wohl einer der interessantesten und spannendsten Menschen im Untergrund ist.

Und allgemein neben der visuellen Kunst?

Musik, natürlich. Und eine leichte Misanthropie von meiner Seite aus, denn das alltägliche Leben bietet auch mannigfaltige Inspirationsmöglichkeiten.

Was hältst du denn dann von Nihilismus?

Würde ich sogar zu gewissen Teilen mir auch zu schreiben, aber dann eher im Kontext meiner Bilder sehen. Sollte das Leuten nicht gefallen, was ich mache, würde ich es trotzdem machen. Natürlich kann kein Mensch zu 100 % von sich behaupten, Nihilist zu sein. Das ist einfach nicht umsetzbar,  aber rein weltlich und gesellschaftlich gesehen interessiert mich recht wenig.

Was empfindest du denn beim Zeichnen oder auch beim Betrachten eines vollendeten Werkes?

Es ist häufig so, dass ich es danach so richtig scheiße finde, aber dann gibt es Bilder, die ich mir immer wieder anschauen muss. Ich bin da doch recht ambivalent und es hängt stark davon ab, ob es eine Auftragsarbeit ist oder quasi erst einmal für mich. Das hört sich vielleicht etwas pathetisch an, aber es hat für mich einfach einen rituellen Charakter. Die meditative Wirkung des Zeichnens kann ich definitiv nicht abstreiten. Hängt natürlich auch immer von der Musik ab, die ich dabei höre.

Dein Stil ist schwarz-weiß und alles wird per Hand gemalt. Möchtest du irgendwann auch mal ein anderes Handwerk wie z. B. Fotografie ausprobieren?

Fotografie nicht im Geringsten, allerdings reizt mich ein Holzstück oder ein Linoleum-Druck. Ich sehe mich auch nicht so sehr als Künstler, sondern eher als Kellerkind, das die Band eben kennt und weiß, dass ich ein paar gerade Striche ziehen kann, also lässt sie sich ein Cover von mir zeichnen. Das empfinde ich als die spannendere Selbstdarstellung von mir, anstatt die eines Künstlers.

Was treibt dich außer der 13 in der Jahreszahl dieses Jahr so sehr an? Du hast eine wahre Flut an Zeichnungen bereits veröffentlicht.

Es ist mir jetzt etwas unangenehm die Karten so auf den Tisch zu legen, aber mein Leben bestand jahrelang mehr aus Schabernack und unproduktiven Sachen. Auf der einen Seite habe ich jetzt endlich mal das Gefühl, etwas Sinniges, was mir auch Spaß bringt, zu machen. Auf der anderen Seite bin ich so ein bisschen eine Attention-Whore. Jeder Like auf meiner Facebook Seite turnt mich immer noch sehr an.

Die 13 ist also gutes Karma für dich?

Ja, auf jeden Fall für mich!

Wie hast du es geschafft dein Portfolio innerhalb eines halben Jahres von Attic, Atlantean Kodex über Blood Ceremony bis hin zu Urfaust auszubauen? Sind da irgendwelche höheren Mächte im Spiel?

Ich denke, damit haben eher die niederen Mächte zu tun. Das hängt alles mit den vielen guten Menschen und Unterstützern zusammen, sowie mit den anderen Künstlern mit denen ich arbeite. Das ist nicht nur ein Kunden-Dienstleister-Verhältnis, sondern man kann schon sagen, dass Freundschaften entstanden sind. Das ist das Rückgrat der Metal-Szene, denn es wird viel unterstützt, an allen Ecken und Enden. Diese Leute klatschen nicht nur ihr neues Cover oder T-Shirt auf die Seite, sondern verlinken auch noch zu mir und sprechen mir viel Lob aus. Ich hatte das Glück mit vielen guten Referenzen einzusteigen und darf nun mit meinen Lieblingsbands arbeiten. Was wünscht man sich mehr?!

 Was bedeutet denn Metal für dich? Nur Musik oder Lebensstil?

Für den richtigen Lifestyle bin ich zu faul. Ich bin froh, meinen Beitrag zu etwas leisten zu können, was ich liebe und mich schon seit Kindheitstagen begleitet. Es ist für mich einfach wichtige Musik und meiner Ansicht nach eine der wenigen Stilrichtungen, in denen es auch auf mehr ankommt, als nur die Musik an sich. Das Visuelle ist z. B. auch wichtig und wenn es vielleicht der Auslöser für einen kleinen Jungen ist, sich statt einer Black-Eyed-Peas-CD eine Meta1 Kopielplatte wegen des geilen Artworks zu kaufen, fühlt sich das einfach richtig an. Das war ja auch für mich damals der Hauptgrund, weshalb ich zu solchen Scheiben gegriffen habe.

 Für welche Band würdest du denn gerne mal ein Artwork machen?

Mir geht es weniger darum, etwas für bekannte Nasen zu machen, sondern eher um die jungen aufstrebenden Bands, wie z. B. momentan aus der Doom-Welt. Ich finde es interessanter bei etwas dabei zu sein, was gerade erst frisch und kurz vor dem Durchstarten steht.

Letzte Frage an dich: Aleister Crowley oder Anton La Vey?

Du wagst es La Vey in einem Satz mit Crowley zu nennen. Verpiss dich!

Besucht ihn und seine Werke unbedingt mal auf der Facebook Seite.  Einfach großartig! www.Facebook.com/Karmazid

(aw)

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