The Hirsch Effekt – „Holon : Anamnesis

Verfasst am 02. Juni 2013 von Gringer (Kategorie: CD-Rezensionen) — 49.899 views

Zwar haben wir unsere Band Of The Month – The Hirsch Effekt – durch Interview, Livebericht und unsere Wahl zum Album des Jahres 2012 ausreichend vorgestellt und gebührend gefeiert, doch die Rezession zu ihrem aktuellen Album „Holon : Anamnesis“ fehlte bisher noch. Diese möchten wir euch natürlich nicht vorenthalten.

Alle Knospen, die schon auf dem Erstlingswerk „Holon : Hiberno“ zu hören waren, haben sich hier zu voller Blüte entfaltet. Wer diesen Frühling noch nicht hören konnte, dem sei die erste Platte mit einer gehörigen Portion Geduld nochmals dringend ans Herz gelegt. Wer dagegen „Holon : Hiberno“ schon verstanden hatte, der wird „Anamnesis“ total verfallen. Dieses Stück Musik ist die perfekte Symbiose von Gefühl in all seinen Facetten. Von sanfter Sehnsucht, debilen Glücks bis hin zu Verzweiflung und Hass. Es gibt unzählige Klargesangsteile, die man nicht mehr nur als Ohrwürmer bezeichnen kann, sondern das Singen dieser Passagen entwickelt sich schon zum ernsthaften Tick. Die dazu gestreute Gewalt in Form von absoluter Instrumentenbeherrschung fügt sich homogen ein oder drischt einen einfach punktgenau ins Gesicht. Der beklagte Gesang vom Vorgängeralbum weicht hier einem Sirenen kopierenden Hexenwerk. Nils Wittrocks Stimme geht direkt ins Herz – von wo das ganze ja auch kommt. Der gute Mann verarbeitet hier erneut den Schmerz einer Beziehung. Es scheint verwerflich, aber labt euch an seinem Leid. Was das Konzeptalbum so rund macht ist auch dem Fakt geschuldet, dass hier keine Sekunde unüberlegt genutzt wird. Jede Stelle Musik wird zusätzlich mit einer Wand von Orchester und Tönen, Arrangements und Geräuschen gefüllt, so dass wir ein volles Bild haben, ohne dabei überfordert zu sein. Die Musik zu beschreiben ist an sich unmöglich. Ein deutschsprachiges Prog-Pop-Rock-Corealbum mit Orchester, Gefühl, Können, Leiden, Lieben, Weinen, Genießen… ein Album, das einen unfassbar schnell fasst und dennoch nie wieder loslässt. Und um den bisher schon bis zum Klischee zitierten Satz mal umzudrehen: Wer sich jetzt nicht noch mal umdreht (und versucht, die Band in Gänze zu erfassen) ist selber Schuld. Aber ich warne ausdrücklich vor der Gefahr, limerent zu werden. Fall es jemanden erwischen sollte, der kann sich gern bei mir melden und wir machen eine Selbsthilfegruppe auf. Treffpunkt: Wald, Futterkrippe.

Die Idee hier überhaupt nur einen Punkt Abzug zu geben, um für die nächste Platte Luft nach oben zu lassen, ist absurd. Sobald auch nur der erste Ton erklingt muss man das Album bis zum Schluss genießen. Deswegen gibt es auch auf keinen Fall einen Anspieltipp. Meine Angst, Euch dadurch irgendwas vorzuenthalten, wäre einfach viel zu groß. Dies ist ein Stück Musik, eine Beziehung, die ihr eingeht und die nun mal untrennbar mit allen Facetten vertreten ist und nicht nur Sonnenschein zu bieten hat und bei jedem Ende diesen süßen Schmerz der Sehnsucht hinterlässt. (lkb)


The Hirsch Effekt

Bewertung: 15/15 Punkte
Genre: Prog-Core/Metal
Herkunft: Deutschland
Label: Midsummer Records
Veröffentlichungsdatum: 31.08.2012
Homepage: www.TheHirschEffekt.de

Tracklist

  1. Anamnesis
  2. Limerent
  3. Absenz
  4. Agitation
  5. Ligaphob
  6. Mara
  7. Irrath
  8. Ira
  9. Datorie


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