The Hirsch Effekt | Vorband: Van Nero
Verfasst am 31. Mai 2013 von Gringer (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 1.925 views30.05.2013 – Schlachthof, Wiesbaden
Nach dem Appetizerkonzert am 18.05. im Colos-Saal Aschaffenburg war die Hirschfangruppe derart angefixt, dass ein Ausflug gen Wiesbaden unabdingbar war. Zwar war die Freude, sie ins eigene Städle geholt zu haben, groß, aber jetzt wollte man den ganzen Kuchen. Und den gab es. Mit Schlagsahne, Spitzendeckchen und Meißner Porzellan.
Pünktlich um 21 Uhr spielten aber erst einmal Van Nero. Deren Mix aus Allem und Nix war leider nicht ganz überzeugend. Das Set begann gleich mit ganz schlimmen Verspielern und das sollte auch der rote Faden des Konzerts werden. Man muss natürlich entschuldigend erwähnen, dass Gastschlagzeuger Luca wohl erst seit 14 Tagen Teil der Band ist. Sein Talent will ich ihm auch auf gar keinen Fall absprechen, aber hier hätte die Band noch ein wenig Zeit ins Land ziehen lassen sollen, bevor man einen gemeinsamen Gig startet. Vielleicht war es aber auch die zu große Vorfreude auf die Hirsche und deren folgende Perfektion, die es Van Nero einfach zu schwer gemacht haben an diesem Abend. Nach 40 Minuten musikalischem Allerlei folgten 20 Minuten Umbaupause, um dann Punkt 22 Uhr die Huftiere auf die Weide zu lassen.
Die Räucherkammer im Schlachthof füllte sich nicht weiter und war generell recht luftig mit Fans bestückt. Die brauchten auch etliche Anlaufzeit, um Hüfte und Nacken zu lockern. Aber sie röhrten dann doch irgendwann mit den Leittieren.
Was soll man über einen perfekten Auftritt schreiben? Es folgten 1,5 Stunden puren Glücks, Könnens & Unsterblichseins. Punkt und Tschüss.
Ernsthaft, liebe Tierfreude: Wir reden hier wahrscheinlich vom Konzert des Jahres 2013. Die drei Buben von The Hirsch Effekt haben jeden Song zelebriert als wenn es das erste Mal wäre und jeder von der Genialität dessen überzeugt werden muss. Nils und Ilja haben geschrieen und gesungen, dass die Noten durch das Trommelfell direkt ins Herz gefallen sind – mit Info an das Gehirn, jetzt vor Freude zu weinen.
Setlist-technisch war für jeden Geschmack was dabei. Egal ob Fan der gepflegten Zerstörung („Mara“), des ersten Albums („Zoetrop“), des aktuellen „Holon : Anamnesis“ („Absenz“), des Sonnengesangs („Epistel“)… und so könnte die Liste weitergehen. 15 Songs wurden uns geschenkt, wenn man das Coverstück „You Suffer“ mitzählt. Und wenn Nils mal mehr auf den schlauen Ilja hören würde, wäre es noch einer mehr gewesen („Datorie“?), aber noch ein Sahnehäubchen auf dem Sahnehäubchen hätte ja keiner ausgehalten. Nils ist zwar nicht der große Ansagenmacher, aber hat in der Gitarrenstimmzeit wieder einmal mehr bewiesen, welch nettes Kerlchen er ist und wie gut er einen auch fernab des Weltschmerzes unterhalten kann. So hat er uns in bester Helge Schneider Manier z. B. von Gott dem Straßenkehrer berichtet. Auch schön zu beobachten war das Verständnis und das Miteinander der Band. Besonders nett anzusehen war der neue Schlagzeuger Moritz „Mr. Moe-Tingeltangel-Bob“ Schmidt. Es macht einfach Spaß zu sehen, wie er Schlagzeuger und absoluter Fan der Band ist. Hat fröhlich vor sich hingeträllert und gezockt, als wenn es kein Morgen gäbe. Herrlich. Mit ihm ist ja auch das neueste Werk „Fixum“ entstanden, was an dem Abend natürlich brühwarm präsentiert wurde. Allein dafür hat sich die Anreise schon gelohnt. Anschließend wurde die Split-LP wie warme Semmeln am Merch verkauft. Aber nicht nur das. Es sah aus, als ob morgen die Welt unterging und sich jeder sicherheitshalber (wer konnte am besten mit allem) noch mal eindecken musste. Das freut uns von Metal-Aschaffenburg natürlich für die Jungs – es ist mehr als verdient!
Wir freuen uns schon darauf, die Hirsche nächstes Jahr dann auch bei uns als Headliner zu begrüßen. (lkb)
Setlist
1. Absenz
2. Vituperator
3. Epistel
4. Ligaphob
5. Fixum
6. Intervallum: Pulsus/Zoetrop
7. Ira
8. Lentevelt
9. Mara
10. You Suffer
11. Hiberno
12. Agitation
13. Gregoriansicher Chor mit Odem selectum Conedalis in 20 mhz
14. Limerent
15. ?
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