High-In-The-Sky-Festival | Mit: My Sleeping Karma, Buddha Sentenza & Orcus Chylde
Verfasst am 15. April 2013 von Gringer (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 2.758 views13.04.2013 – Das Bett, Frankfurt am Main
Da die Bands mit dem vermeintlich kürzeren Anfahrtsweg erst zur Einlasszeit eintrafen, verschob sich diese um 30 Minuten und der angesetzte Beginn sogar um eine Stunde. Bis dahin war die Laune noch unbetrübt und man wollte sich überraschen lassen, was Buddha Sentenza zum Besten geben wollen. Diese begannen klanglich wie eine Prise Orcus Chylde mit etwas mehr My Sleeping Karma und schienen damit die perfekte Einstimmung zu sein. Der erste Eindruck verschwand aber schnell und wir erlebten eine weitaus größere Fülle von Ideen, die aber noch in kein eindeutiges Konzept passen wollen. Herausgestochen ist ein Song mit elektronischer Geige, der extrem nach Filmmusik à la Terminator klang und man befürchtete, dass selbiger durch die Decke springt. Die fünf Buben aus Heidelberg spielten ambitioniert und tight, aber es zog sich insgesamt dennoch in die Länge. Was tatsächlich auch zeitlich zu messen war. So spielten die Jungs fast am längsten am Abend, was mir etwas überzogen schien. Eine Fangruppe hatten sie auf jeden Fall am Start und konnten sicher auch den ein oder anderen auf sich aufmerksam machen.
Aufgrund der frech verlängerten Spielzeit und der darauf folgenden Abbauphase blieb für Orcus Chylde im Grunde keine Zeit mehr für einen Soundcheck. Das führte wiederum dazu, dass Sänger Tobias im ersten Song leider kaum zu hören war. Das war von daher tragisch, da es sich hier um einen neuen Song handelte. Nichtsdestotrotz gefiel dieser und das soundtechnische Problem ward schnell behoben. Ab da war der Gesang gut zu hören und eine Weiterentwicklung in Tobias‘ Stimme attestieren. Ihm zu lauschen war wie in warmem Vanillepudding zu baden. Mit echter Bourbonvanille versteht sich. Wer es nicht mag, wird an diesem Abend nochmals bestätigt worden sein, wer dagegen ein Fan ist, hat sich heute nochmals tiefer in den Strudel der Sucht begeben. Die Zeit schien nur so zu rasen und nach einer gefühlten halben Stunde wurde das letzte Lied angekündigt, was den eingefleischten Fan zornig machte. Das war aber zu Unrecht, weil das Set auch eine knappe Stunde umfasste. Diese Fehlinterpretation der Zeit spricht natürlich eindeutig für die Qualität der Sache. Die schönsten Sachen sind nun mal immer am schnellsten vorbei. Wir kennen das Phänomen vom Verhältnis Wochenende zur Arbeitswoche.
Aber hier waren wir quasi erst am Samstag angekommen, weil die (gemäß der am meisten getragenen Shirts zu beurteilen) ersehnteste Band des Abends ja noch aufwartete. Diese starteten (wegen der Verzögerungen) leider erst um 0 Uhr. Trotz der späten Stunde war das Publikum frisch und tanzfreudig. Generell war die Meute den gesamten Abend über sehr präsent, bandnah und hat Spaß gehabt/gemacht. My Sleeping Karma hatten diesen auf jeden Fall auch. Es war eine Freude, der Band zuzusehen. Matte (Bass) und Seppi (Gitarre und Bandrauschebart) verwandelten sich in zwei 10-jährige Jungen, die anstatt der Instrumente Lichtschwerter in den Händen hatten und ihren Showkampf probten. Jedenfalls sah es so aus. Am Schlagzeug beobachtete Jedimeister Steffen die Performance und meditierte dazu. Beim Soundboarder Normen hatte ich Angst, dass er den Abend im 90-Grad-Winkel verlässt. Im Ernst: Die vier waren dermaßen in ihrer Musik versunken und haben den Groove so wellenartig ins Publikum schwappen lassen, dass niemand im locker gefüllten Bett still stand. Warum die Sonne sich bisher so spärlich gezeigt hat, ist nun auch klar – Matte hatte sie die ganze Zeit im Herzen und strahlte sie den ganzen Abend authentisch aus. Ich weiß nicht, ob es an der berauschenden Luft beim Einlass lag, aber ich habe definitiv mehrfach den Satz: „We’re hiding you from the other side“ gehört. Ich befürchte die Einzige zu sein, aber vielleicht atmet ja noch jemand auf, wenn er das liest und ebenfalls bei einer Instrumentalband Text gehört hat. Nach einer guten Stunde Traumreise wurde My Sleeping Karma dann mit großartigem Applaus entlassen. (lkb)
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