Streams Of Blood
Verfasst am 01. März 2013 von Manuel (Kategorie: Band Of The Month, Interviews) — 2.287 viewsEs fließt weiter…
Bereits mit ihrem letzten Album „The Descent To The Source Of Disorder“ konnten die Erlenbacher Black Metaller von Streams Of Blood nicht nur im deutschen Untergrund für Furore sorgen. Jetzt steht mit „Ultimate Destination“ das dritte Album der Gruppe an. Ein Grund für Bandgründer Thymos, über „Ultimate Destination“, dessen Entstehungsgeschichte und seine Band im Allgemeinen zu sprechen.
Metal-Aschaffenburg: Mit „Ultimate Destination“ bringt ihr nun im März ein neues Album auf den Markt, was sind deiner Meinung nach die größten Unterschiede zu „The Descent To The Source Of Disorder“?
Thymos: Ich würde sagen, es ist härter und schneller, aber trotzdem melodischer.
Das ist ja eine Standard-Musiker-Antwort: „Härter, aber melodischer“.
Ja, es hat eben einen größeren Melodie-Anteil und die Arrangement sind auch durchdachter als beim Vorgängeralbum. Außerdem gibt es viele übermäßige (eine bestimmte Art von Akkorden; Anm. d. Verf.) Versatzstücke, die melancholisch wirken, dabei aber sehr hymnisch sind.
Habt ihr das Album in diese „übermäßige“ Richtung geschrieben?
Das hat sich eher durch Zufall ergeben. So war das eigentlich gar nicht geplant.
Hast du die Lieder alleine geschrieben?
Ja, ich schreibe sie immer alleine.
Wie kann man sich den Songwritingprozess dann vorstellen? Hast du bestimmte Riffs oder Melodien im Kopf?
Meistens entstehen die Lieder durchs Jammen. Ich sitz‘ viel daheim und spiel Gitarre vor mich hin und wenn mir dann ein Riff gefällt, wird es übernommen. Wenn dann über die Zeit ein paar Ideen zusammengekommen sind, schau‘ ich, was zusammenpassen könnte und füge sie zu einem Song zusammen.
Wann bestimmst du dann, dass ein Song abgeschlossen und fertig ist?
Das kann ich nicht definitiv sagen. Wenn ich denke, er ist fertig, setze ich mich an den PC und nehme ihn mit Metronom auf und arrangiere mehrere Spuren – Rhythmusgitarre und Leadgitarre. Manchmal mache ich auch noch eine zusätzliche dritte. Das Ganze mache ich dann Song für Song und wenn ich denke, dass sie fertig sind, schicke ich sie dem Schlagzeuger mit Metronom und er spielt seine Sachen darauf ein. Dann kann es noch sein, dass wir Kleinigkeiten ändern, im Groben sind sie aber fertig.
Viele Künstler berichten, dass sie während oder nach der Aufnahme noch Dinge zwischen Tür und Angel ändern, die ihnen just in diesem Moment auffallen. Kommt das bei euch auch vor?
Wir gehen ja erst in Studio, wenn das Material zu 95 % fertig ist. Da ändert sich dann eher wenig.
Womit wir auch schon beim Thema Studio wären. Da gab es bei diesem Album Komplikationen –
– Ja, mit dem Schlagzeug.
Erzähl uns davon.
Es war so, dass wir bei den letzten beiden Alben für alle Instrumente im selben Studio waren. Dieses Mal wollte unser Schlagzeuger zu Nikita von Der Weg Einer Freiheit, um dort seine Drums aufzunehmen. Das haben wir auch so gemacht, ich war während dieses Prozess jedoch nicht dabei. Ich hatte nur die Track-Spuren auf Klick eingespielt und er hat die Songs eingespielt. Nun war das aber so, dass es vom Drumming her zu brutal war. Viele 16tel, Doublebass-Passagen, viel zu viel Blast-Beats, wenig Abwechslung. Ich bin dann nach Duisburg und habe die Sachen geschickt bekommen, hatte sie aber noch nicht gehört und hab dann gemerkt, dass das, was er da eingespielt hatte, einfach eine Wand – viel zu viel – war. Er wollte dann noch einige Dinge geändert und editiert haben, worauf ich dann meinte, dass man das zwar mal machen kann, dieses Editieren aber nicht Sinn und Zweck der Sache ist. Meiner Meinung nach wird es mit dem Bearbeiten noch schlimmer als es eigentlich ist, was ich ihm auch gesagt habe. Es gab dann ein bisschen Streit und nach ewigem Hin und Her haben wir dann beschlossen, das Schlagzeug in Duisburg noch einmal neu aufzunehmen.
Wo sind nun die Unterschiede zwischen der alten und der neuen Version?
Die Neue ist wesentlich reduzierter.
Aber er hat sie alleine geschrieben?
Ich habe nun mitgeschrieben. Das Problem war, dass ich ihm dieses Mal Freiraum gelassen habe. Ich hab ihm gesagt, dass er dieses Mal seine Schlagzeugspuren selbst schreiben kann – diesen Fehler werde ich nie wieder tun, Schlagzeuger sind nur Schlagzeuger. (lacht)
Ihr seid jetzt bei Folter Records. Wie kam es dazu? Kamen keine größeren Labels auf euch zu?
Doch, aber die Angebote waren zu schlecht.
Und Folter Records war dann das Beste, was euch unterkam?
Ja. Bei anderen Labels hätte man vieles, was Live-Spielen und Promotion angeht, selbst machen müssen. Ich bin voll berufstätig und habe eben auch nicht so viel Lust, so viele Gigs zu spielen. Ich möchte nicht spielen wenn ich muss, sondern dann wenn ich will. Das ist mein Hobby und nicht mein Job und das möchte ich auch so beibehalten.
Letztes Jahr wart ihr im RockHard Magazin, das hat uns von Metal-Aschaffenburg sehr überrascht.
Nicht nur euch! (lacht)
Wie sind die damals auf euch aufmerksam geworden?
Das wissen wir bis heute nicht.
Wie hat sich das eure Verkäufe ausgewirkt? Wenn ich zum Beispiel auf eure Facebook-Page schaue, habt ihr immer noch 196 Fans. Das ist für eine Band eurer Größe doch ein bisschen wenig.
Nicht wirklich, das hat sich nicht merklich ausgewirkt.
Gibt es denn viele Menschen, die euch persönlich anschreiben und eure Musik gut finden?
Dazu gibt es eine witzige Geschichte zu erzählen. Vor zwei Monaten hat uns ein Ägypter angeschrieben, der mit seiner deutschen Frau nach Hamburg gezogen ist, als die Revolution von statten ging. Er wollte bei uns Bass spielen, wusste aber nicht, dass wir einen Session-Bassist haben. Er ist davon ausgegangen, dass wir auch live nur zu zweit sind. Ich hab ihm dann gesagt, dass es doch ein gutes Stück zwischen Hamburg und unserem Proberaum in Erlenbach ist und wir ihm das auch nicht bezahlen könnten. Seine Antwort war dann nur, dass Geld kein Problem sei, er will nur spielen. Daraufhin hab ich ihm die Tabs geschickt, wenn unser anderer Session-Bassist nicht kann, kann er gerne einspringen.
Habt ihr euch schon mal getroffen?
Nein, noch nicht. Wenn die neue CD fertig ist, schicke ich ihm das Päckchen zusammen mit den Tabs und dann machen wir mal was aus. Aus Griechenland haben wir außerdem gute Rezensionen bekommen, aus Südamerika, Spanien, Italien.
Aus Deutschland nicht so viel?
Eher weniger. Viele Österreicher.
Der Prophet wird in seinem eigenen Land verkannt.
So kann man das sagen. (lacht)
Wie werden die Leute auf euch aufmerksam?
Die meisten sagen YouTube.
Wie erklärst du dir das?
Ich kann mir das auch nicht erklären. Das ist eine gute Frage – ich weiß es wirklich nicht. Man freut sich einfach, wenn man mal ’ne Mail bekommt. Durch das Under The Black Sun Festival, wo wir demnächst spielen, kamen viele Reaktionen.
Werdet ihr die Promotion jetzt zum neuen Album ein bisschen forcieren, um mehr als 196 Facebook „Likes“ zu bekommen?
Natürlich wäre das cool, es muss aber nicht sein. Ich meine, die Leute, die ich kenne und diese Art von Musik hören, halten auch von Facebook nichts. Aber ich freue mich natürlich wenn wir neue „Gefällt mir“ bekommen, es ist ja eine Anerkennung für uns. Aber ich erzwinge da aber auch nichts. Wenn es so sein soll, dann ist es okay, wenn nicht, eben nicht.
Euren Stil tituliert ihr als „Anti Human Black Black Metal“ –
– Brutal Anti Human Black Metal, ja –
– Welches Konzept steht dahinter?
Es geht hauptsächlich darum, dass die Darstellung des eigenen Ich in den Vordergrund gerät, man sich selbst in den Vordergrund stellt. Es ist ja nicht menschenbeleidigend, was wir tun, es sind eher alltägliche Themen, die wir sehr negativ darstellen.
Lebst du in diesen Texten deine Phantasien aus oder läufst du auch durch den Alltag und denkst solche Dinge?
Es beruht größtenteils auf meinen eigenen Erfahrungen. Manchmal ist noch ein bisschen Endzeit-Thematik mit dabei. Es geht im Grunde eigentlich darum, dass wir alle ein bisschen mehr darüber nachdenken sollten, über das, was wir tun.
Wäre es dann nicht vielleicht besser Prog-Metal zu machen, damit man diese Message auch versteht?
Ja, aber ich bin ja kein Botschafter oder will jemanden bekehren. Deshalb drucken wir ja auch keine Texte ab. Jeder soll für sich seine Gedanken machen. Ich zwinge niemandem etwas auf und sage ihm, was er von unserer Musik halten soll.
Live-Shows hast du ja schon angesprochen. Wie sieht es in naher Zukunft damit aus? Du sagtest ja, dass du relativ wenig spielen möchtest.
So ist das ja nicht. Es muss sich lohnen. Ich lege finanziell nicht drauf. Wenn es sich nicht lohnt, liege ich lieber Samstags auf der Couch und schaue Fernsehen.
Werdet ihr denn häufig angefragt und müsstet drauflegen, um ein Konzert zu spielen?
Nicht mehr. Ich würde mich aber nie in eine Tour einkaufen. Wie ich von Bekannten weiß, haben die sich mal für 400 € bei Dissection eingekauft. Entweder fragt man uns, weil man uns sehen will oder man lässt es. Ich krieche da niemandem in den Arsch. Es ist ja so, der Bassist ist aus Stuttgart, der Schlagzeuger aus Heilbronn, ich aus Erlenbach. Proben ist mit einem Haufen Aufwand verbunden und kostet eine Menge Geld, da will ich das auch wieder irgendwo einspielen.
Aber ihr seid jetzt für ein paar Dates auf Tour. Wie kam das zustande?
Das habe ich organisiert. Habe die alten Kontakte spielen lassen. (lacht) Außerdem spielen wir eben noch das Under The Black Sun, bis jetzt ist aber noch nichts weiter geplant. Es war ja anfangs nie angedacht, mit Streams Of Blood mal live zu spielen, das hat sich ja alles so ergeben. Klar, ich freue mich, wenn Angebote kommen und wenn es mir taugt, sage ich auch zu, aber ich bin nicht so, dass ich mich überall bewerbe und jedes Wochenende spielen muss.
Was habt ihr denn dieses Jahr sonst noch geplant?
Wir wollen dieses Jahr noch eine Mini-CD veröffentlichen, genug Material ist dafür vorhanden. Die soll aber ein bisschen ruhiger werden, mehr Midtempo und weniger Blast-Beats, mit einem kleinen Doom-Einfluss. Es ist aber trotzdem Black Metal – Das ist die Musik, die ich am liebsten höre. Streams Of Blood sind Black Metal und werden das auch immer bleiben. Ein anderes Ziel wäre vielleicht noch im Ausland aufzutreten.
Gut, dann bedanke ich mich für das Interview! Hast du noch letzte Worte an unsere Leser?
Es wäre schön wenn ein paar auf der Tour besuchen würden!
www.StreamsOfBlood.com
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