Ausgebaggert

Verfasst am 01. September 2008 von Michael Klein (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 2.686 views

Dredg | Vorband: Long Distance Calling

27.08.2008 – Colos-Saal, Aschaffenburg

Schon viele Wochen vorher konnte man auf der Colos-Saal-Homepage lesen, dass das heutige Konzert restlos ausverkauft ist. Für manche sicherlich überraschend – denn auch wenn die Amerikaner Dredg in weiten Kreisen bekannt und beliebt sind, hat man sie in der breiten Masse noch kaum wahrgenommen. Eigentlich verwunderlich, denn die gefällige Mischung aus Pop, Rock und Prog ist in vielen Momenten durchaus Radiotauglich.

Durch den Ausfall der vorab noch angekündigten Mt. Helium kommen Long Distance Calling in den Genuss der alleinigen Anheizer. Der ausschließlich instrumental dargebotene Post-Core besteht typischerweise aus getragenen Soundcollagen und ist mit hypnotischem Beat versehen. Die gelegentlichen Eruptionen sorgen dafür, dass bei den lang gezogenen, tief atmenden Melodien keine Langeweile aufkommt. So verfliegen die 40 Minuten in Windeseile und hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck bei den Anwesenden im neu renovierten Colos-Saal.

Dredg können danach nicht mehr viel falsch machen. Umjubelt steigen sie in ihr Set ein und ernten verdienten Applaus. Die Band erweist sich als gut eingespielt, denn jeder Einsatz und Break sitzt punktgenau und neben Sänger Gavin Hayes beeindruckt vor allem Schlagzeuger Dino Campanella durch seine eigenwillig schwungvolle Spielweise. Etwa 75 Minuten pendeln Dredg in der Schnittmenge aus Muse, Life of Agony (bzw. Keith Caputo – an den der Sänger des öfteren erinnert) und U2. Vor allem die etwas ruhigeren Stücke könnten teilweise auch 1:1 aus der Feder von Bono und The Edge stammen.

Einzig die stark introvertierte Performance des Quartetts lässt noch zu wünschen übrig. Auf der Bühne herrscht statt Kommunikation mit dem Publikum hauptsächlich Stillstand und man bekommt mit zunehmendem Verlauf des Konzerts den Eindruck, dass die Band nur routiniert die Setlist herunterspielt. Seltsamerweise kommt auch (trotz ausverkauftem Saal) nur verhältnismäßig wenig Stimmung auf: Während der Songs singt oder klatscht kaum jemand mit (was aber auch mit der brütenden Hitze im Saal zusammenhängen könnte). Dies soll aber das einzige Manko an einem sonst sehr gelungenen Abend sein. Bis zum nächsten Mal. (mk)

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