Die Vorboten

Verfasst am 08. Oktober 2012 von Fallen (Kategorie: Interviews) — 2.980 views

Existenz bedroht

Die Jungs sind aktiv, kreativ, anders. Gründe genug für Metal-Aschaffenburg, die norddeutschen Krautmetaller ein wenig im Bezug auf das kommende Album und Musiker-Alltägliches auszuquetschen.

Metal-Aschaffenburg: Da ihr hier in unserer Gegend noch nicht so bekannt seid, könnt ihr euch ja ein wenig beschreiben und vorstellen. Was zeichnet euch eurer Meinung nach aus und warum?

Die Vorboten: Wir sind fünf Freunde aus Lübeck, Wismar und Rostock, die schon in anderen Kapellen zusammengespielt haben. Vor drei Jahren haben wir uns zusammengetan und Die Vorboten gegründet. Ausschlaggebend dafür war der gemeinschaftliche Drang, mal was anderes zu machen als die großen Metal-Vorbilder. Damit begann unser Genre-Experiment, das wir Kraut-Metal nennen. Denn wir begannen mit Sounds zu experimentieren, koppelten alte Synthesizer mit modernen Effekten, nahmen Naturgeräuschen auf, mixten Samples und Störungen dazu und tüftelten uns von Platte zu Platte zu einem immer charakteristischeren Sound, der sich immer noch stetig weiterentwickelt. Uns war es von Anfang an wichtig auf Deutsch zu singen, allerdings nicht in dichterischem Ton, sondern in moderner Sprache und Ausdruck mit zeitgemäßen Inhalten.

Kürzlich habt ihr ja eure 30 Coverversionen eures eigenen Songs online gestellt, mit den dazugehörigen, liebevoll gedrehten Videos. Was wolltet ihr mit dieser Aktion ausdrücken? Kritik an den ewigen Coversongs in den Charts, eure Offenheit gegenüber anderen Musikstilen, schlichte Promo oder hattet ihr einfach Bock darauf?
Außerdem habt ihr ja auch einige Songs zugeschickt bekommen – habt ihr mit der regen Beteiligung gerechnet (schließlich ist es doch ein größerer Aufwand, einen Song zu covern und aufzunehmen)?

Wir haben uns während der Proben schon öfter in andere Musikrichtungen verirrt. Wir fühlen uns in vielen Genres zu Hause und ich schätze, das soll auch so sein, wenn wir schon ein eigenes Genre erschaffen wollen. Ich glaube, Stephen King hat mal gesagt, wer schreiben will, der muss auch viel lesen. In der Musik verhält es sich ähnlich. Unsere Offenheit gegenüber anderen Musikstilen hat uns somit zu der Idee gebracht, das mal etwas größer aufzuziehen, mit einer Aktion, an der auch andere ihren Spaß haben können. Damit unser kommendes Album zu promoten ist natürlich auch ’ne Supersache. Also zieht’s euch rein! Wir haben uns natürlich tierisch über jede Einsendung gefreut. Es ist schon ein tolles Gefühl, wenn fremde Musiker aus einem anderen Genre und sogar anderem Land unseren Song covern. An dieser Stelle noch mal „Daumen hoch“ für alle, die mitgemacht haben.

Da ich selbst für meine Band einige Texte schreibe interessiert es mich, woher Karsten seine Inspiration für das gesungene Wort nimmt. Nebenbei gefallen mir die Texte wirklich gut!

Wie schon gesagt, wer schreiben will, muss auch viel lesen. Und damit meine ich nicht nur Bücher. Dadurch, dass ich den Drang habe meine Gedanken aufzuschreiben, nehme ich mein Umfeld auch ganz anders war und denke oftmals schon in Zeilen, nehme Situationen inhaltlich auseinander und bleibe oftmals an alltäglichen Situationen hängen, um zu grübeln. Ich will keine Geschichten erzählen. Die Realität ist mein Ding.

Ihr stellt viele eurer Sachen kostenlos ins Netz, aber man kann die „echten“ Platten bei euch kaufen. Haltet ihr den Weg denkbar, dass man alles frei zur Verfügung stellt und zu Spenden für entsprechende Leistungen der Band aufruft? Haltet ihr es vielleicht sogar für die komplette Szene denkbar oder sollte man doch lieber klassisch die zehn bis 20 Euro für den Silberling verlangen?

Ich bin der Meinung, viele Monate Arbeit und mehrere Tausend Euro Produktionskosten für ein Album sollten dem Fan schon 10-15 € wert sein, wenn ihm die Musik einer Band gefällt. Andererseits kann man sich nicht jede CD kaufen, die einem gefällt. Daher finde ich es schon korrekt, seine Musik kostenlos anzubieten und den Fan selbst entscheiden zu lassen, ob es ihm wert ist seinen Geldbeutel zu öffnen oder nicht. Unsere aktuelle EP und den ersten Albumsong gibt’s übrigens als Gratisdownload.

Eure aktuelle EP heißt „Sturm und Drang“ – seid ihr selbst Stürmer und Dränger? Welche Ziele verfolgt ihr mit eurer Musik? Begehrt ihr gegen die üblichen Strukturen im Metal auf?

Wir wollen uns unsere eigene musikalische Identität aufbauen, fernab der eingefleischten Muster, die gerade im Metal ein klares Diktat vorgeben. Besonders Deutschland liebt seine Schubladen und wenn man da nicht reinpasst, hat man es deutlich schwerer, als wenn man eine geläufigere Spielweise des Metal spielen würde, wie Heavy, Death oder andere. In England und Frankreich haben wir es bedeutend einfacher mit unserem „eigenartigen“ Metal. Da müssen wir schon ein wenig stürmen und drängen, um auch hier verstanden zu werden.

Am 9. November kommt euer neues Album „Existenz“. Was wird uns erwarten? Worauf liegen Schwerpunkte? Was wollt ihr ausdrücken?

Existenz“ wird schneller, härter, wahnsinniger und vor allem krautiger als zuvor. Es wird melodiös, verspielt und auch progressiv. Inhaltlich machen wir einen Rundgang im Irrenhaus, begeben uns in die Körper alter Menschen, schwängern die Mutter aller Sünden und behalten dabei stets die Realität im Auge, die Existenz des Menschen.

So, da unsere Leser größtenteils Analphabeten sind (Achtung – Witz), wollen wir sie nicht mit zu viel Text überlasten. Daher bedanke ich mich für das Interview und wünsche viel Erfolg für das kommende Album!

Vielen Dank und schönen Gruß von der Ostsee-Küste.

(mat)

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